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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Claire. Das steht nicht zur Debatte.“
    Sie sah ihn lange an und schwieg. Dann presste
sie ihre Lippen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß, wo Roth
ist, Andre.“
    Reichen war sprachlos, diese Worte aus ihrem
Mund zu hören. Er stand da wie vor den Kopf geschlagen und verwirrt, und tief
in seinem Inneren braute sich Wut zusammen.
    „Ich habe ihn durch meine Blutsverbindung
gespürt, als wir letzte Nacht in Boston angekommen sind.“
    Dieses Eingeständnis machte sie ihm nun mit
ruhiger, fester Stimme, voller Gewissheit. Es ließ ihn innehalten, obwohl sein
Puls schon in einem wilden Tempo loshämmerte. „Er ist hier in den Staaten?“
    Sie nickte schwach. „In Boston.“
    Reichens Blut begann zu sieden. „Das hast du
gewusst? Du hast es gewusst und mir nichts gesagt?“
    Er hatte nicht gewollt, dass es als Vorwurf
herauskam, doch die Hitze, die in ihm aufflammte, machte es ihm schwer, Worte
zu bilden. Ihm summte der Kopf, und alles, was er tun konnte, war, das
auflodernde Feuer unter Kontrolle zu behalten, das bereits begann, sich durch
seinen Körper auszubreiten.
    Roth war keine Stunde von ihm entfernt.
    Die ganze Zeit schon, fast zum Greifen nahe.
„Ich konnte es dir nicht sagen, Andre. Ich wollte dir keine Informationen
geben, die dich nur töten würden. Darum bin ich aus dem Flughafen
davongelaufen, ohne dir etwas zu sagen. Aber dann bist du mir hierher gefolgt,
und ich dachte, wenn wir etwas Zeit miteinander verbringen, so wie früher,
würde ich dich überzeugen können, deine Rache aufzugeben.“
    Reichen konnte kaum noch atmen. Seine
Nasenlöcher füllten sich mit dem beißenden Geruch von Rauch und Hitze. Ein
elektrisches Knistern flackerte durch seine Glieder, wurde jede Sekunde heißer.
„Verdammt noch mal, Claire. Du hättest es mir sagen müssen. Ich hätte es wissen
müssen.
    Verdammt noch mal, auch der Orden hätte es
wissen müssen.“
    „Ich wollte nicht, dass du oder irgendjemand
sonst durch meine Blutsverbindung zu Roth in Gefahr gerät.“
    Ihm verschwamm alles vor Augen, bis er nur noch
rot sah vor Wut. Er stapfte fort von ihr, rauchend vor Zorn.
    „Claire, du bist diejenige gewesen, die hier
die ganze Zeit über in Gefahr war. Wenn Roth ganz in der Nähe ist, musste auch
er wissen, dass du hier bist. Er hätte jederzeit hier auftauchen können.“
    „Aber er hat es nicht getan“, sagte sie ruhig
hinter ihm. „Ich konnte dir nicht sagen, dass ich wusste, wo er war, weil du
sofort die Verfolgung aufgenommen hättest. Oder willst du etwa behaupten, du
hättest nicht darauf bestanden, dass ich dir dabei helfe, ihn zu finden,
Andreas? So versessen, wie du auf deine Gerechtigkeit bist, wie lange würde es
gedauert haben, bis du mich gebeten hättest, meine Blutsverbindung einzusetzen,
um dich zu ihm zu führen?“
    „Das hätte ich nie getan“, sagte er entsetzt.
Er wirbelte herum, um sie anzusehen, sein Körper brodelte vor Hitze. „Ich hätte
dich nie so benutzt.
    Niemals. Gott, weißt du das denn nicht?“
    „Ich schätze, ich wollte es eben nicht darauf
ankommen lassen“, antwortete sie. „Andreas, bitte, sei mir nicht böse...“
    „Böse? Ich bin verdammt wütend auf dich!“,
brüllte er, unfähig, die Angst niederzuhalten, die sein Herz umklammerte.
    Seine Brust hob und senkte sich mit jedem
Atemzug, den er in die Lungen sog. Er zitterte, denn an einem tief verborgenen
Ort hatte sich in ihm eine Grube des Grauens aufgetan, so schwarz und endlos,
dass sie ihn ganz verschlucken konnte. Und die Hitze seiner zerstörerischen
Macht wurde ständig stärker, brannte durch seinen Verstand und seine
Selbstbeherrschung. „Ich kann jetzt nicht in deiner Nähe sein. Ich muss hier
raus.“
    Als er Anstalten machte, an ihr vorbeizugehen,
streckte Claire hastig die Hand nach ihm aus. Zu spät, sie zu warnen. Schon
spürte er, wie ihre Finger sich um seine Hand schlossen. Sie schrie auf vor
Schmerz und riss die Hand zurück, barg ihre Handfläche an ihrer Brust.
    Oh Gott. Er hatte sie verbrannt.
    Er war auf ihrem Herzen herumgetrampelt, und
nun verletzte er sie auch noch körperlich. Wie er es schon immer befürchtet
hatte.
    Er ging an ihr vorbei und war mit ein paar
raschen Schritten bei der Tür.
    „Andreas“, rief sie hinter ihm her.
    Er sah nicht zurück.
    Sein Körper tödlich von der Hitze seiner Wut,
stürmte er aus dem Raum und sprang über das Treppengeländer im zweiten Stock
zur Eingangshalle hinunter. Wieder hörte er, wie sie seinen Namen rief, aber

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