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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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er
hielt keine Sekunde lang inne. Jetzt glühte er, sein pyrokinetischer Fluch
schoss ihm durch Adern und Glieder, Geist und Seele. Mit einem scharfen
mentalen Befehl stieß er die Haustür auf und stapfte in die frische, kühle
Nachtluft hinaus, ohne sich noch einmal umzusehen.

19
     
    Es dauerte fast eine ganze Stunde, bis er seine
pyrokinetische Hitze gedrosselt hatte. Als er schließlich wieder zum Haus
zurückkehrte, war er immer noch wütend auf Claire, aber jetzt konnte er sie
wenigstens nicht mehr körperlich verletzen. Sie musste immer noch Schmerzen
haben, dachte er, als er die Einfahrt hinaufging.
    Sie stand vor dem Haus, mit dem Krieger, den
man ihnen aus Boston geschickt hatte, um sie abzuholen.
    „Da, sehen Sie?“, sagte Rio, als er Reichen
entdeckte. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er wiederkommt.“
    Die tiefe Stimme des Stammesvampirs hatte einen
rollenden spanischen Akzent, und als er zur Begrüßung grinste und Reichen die
Hand hinstreckte, fielen die Narben, die seine ganze linke Gesichtshälfte
verunstalteten, praktisch gar nicht mehr auf. „Schön, dich zu sehen, mein
Freund.“
    „Gleichfalls“, sagte Reichen und ergriff kurz
die Hand des Kriegers.
    Rio wurde heute Nacht von seiner hübschen
rothaarigen Stammesgefährtin Dylan begleitet. Sie kam forsch auf Reichen zu und
küsste ihn zwanglos auf die Wange. „Wir haben uns schon ein wenig Sorgen um
dich gemacht.“
    „Tut mir leid“, murmelte er und warf Claire
einen Seitenblick zu. Sie sah ihn kaum an, und er konnte sehen, dass sie ihre
versengten Finger schützend an die Brust presste. Reichen fühlte sich ganz
elend, dass sein Fluch sie verwundet hatte. Das wollte er ihr sagen, doch
dieses Gespräch mussten sie später unter vier Augen führen.
    Sie schien sowieso nicht mit ihm reden zu
wollen.
    Genauso wenig schien sie weiter darüber
streiten zu wollen, mit ihm zum Hauptquartier des Ordens zu gehen. Sie folgte
Dylan zu dem Fahrzeug und kletterte auf den Rücksitz.
    „Alles okay?“, fragte Rio, als die Frauen außer
Hörweite waren. „Du siehst gar nicht gut aus, Amigo.“
    „Es wird mir besser gehen, sobald sie im
Hauptquartier in Sicherheit ist“, sagte er.
    Eigentlich würde es ihm besser gehen, sobald er
endlich auf die Jagd gehen und den quälenden Durst löschen konnte, den seine
Pyro ausgelöst hatte. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war, die ganze
nächste Stunde auf der Rückfahrt nach Boston mit Claire auf dem Rücksitz
zusammengepfercht zu sitzen. Es war schon schlimm genug, dass er nach Blut gierte,
um die letzten glühenden Kohlen abzukühlen, die immer noch in ihm brannten.
Aber es wäre die reinste Folter, gegen seinen Drang anzukämpfen, wenn er nur
wenige Zentimeter von der Frau entfernt saß, nach der er dürstete wie nach
niemandem sonst.
    Das schien auch Rio aufzugehen, als sie
zusammen auf den Geländewagen zugingen.
    „Dylan hat sicher nichts dagegen, wenn du dich
auf den Beifahrersitz setzt“, sagte er. „Sie kann hinten bei Claire sitzen,
dann können sich die beiden bekannt machen. Dylan ist viel bessere Gesellschaft
als ich oder du.“
    Reichen hatte keine Einwände. Er setzte sich
auf den Beifahrersitz und lehnte sich zurück, als Rio den Rover die Auffahrt
hinunter und dann auf die Straße lenkte, die sie auf die Interstate bringen
würde.
    Er hatte recht gehabt, die Fahrt stellte seine
Geduld und Selbstbeherrschung auf eine harte Probe.
    Während Claire und Dylan sich leise hinter ihm
unterhielten - darüber, was sie an Neuengland am meisten liebten und wo sie
beide aufgewachsen waren und andere unverfängliche Plaudereien - , starrte
Reichen aus der dunkel getönten Fensterscheibe und versuchte, nicht an seinen
Hunger zu denken.
    Eine Schlacht, die er verlor.
    Bis sie die Autobahnabfahrt nahmen und die
Innenstadtgrenze von Boston erreichten, verlangte sein fiebriger Hunger,
gestillt zu werden.
    „Ich muss ein Stück zu Fuß gehen“, sagte er zu
Rio, als der Krieger an einer roten Ampel hielt. Er wartete keine Erlaubnis ab,
öffnete einfach die Tür und sprang hinaus. „Wir treffen uns später im
Hauptquartier. Ich weiß, wie ich euch finde.“
    Vom Rücksitz fing er Claires besorgten Blick
auf.
    Er spürte ihre Besorgnis auch in seinem eigenen
Blut. Sie dachte, er würde sich auf eigene Faust an Roths Verfolgung machen.
    Was er wohl tatsächlich auch getan hätte, wenn
sein tobender Durst nicht gewesen wäre. Sobald der Geländewagen in die
Dunkelheit davonrollte, schlich Reichen

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