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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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legte und die
Erinnerung an diesen Angriff aus seinem Gedächtnis löschte. „Und jetzt
verschwinde.“
    Der Mann, immer noch halb betäubt, stand auf
und wanderte benommen auf das andere Ende der Gasse zu.
    „Tegan“, murmelte Reichen. Endlich war ihm der
Name wieder eingefallen.
    Der Krieger stapfte zu ihm. „Was machst du hier
unten? Das Letzte, was ich hörte, war, dass Lucan Rio nach Newport
rausgeschickt hat, um deinen jämmerlichen Arsch ins Hauptquartier zu
kutschieren.“
    Reichen zuckte die Schultern. „Mir war
plötzlich dringend nach Fast Food.“
    Tegan lachte nicht. Er behielt Reichen scharf
im Auge, beobachtete ihn wie eine entsicherte Granate.
    „Du siehst scheiße aus.“
    „Es geht mir schon besser“, antwortete Reichen
und spürte, wie das frische Blut seine Organe und Zellen erfrischte. Aber es
war nicht genug gewesen.
    Sein Durst nagte immer noch an ihm, er gierte
nach mehr. „Alles bestens.“
    Tegan schnaubte. „Du hast das typische Zittern,
und deine Augen können keinen Punkt fixieren.“
    „Das geht vorüber.“
    Dieses Mal stieß Tegan einen wüsten Fluch aus.
    „Los, gib mir die Hand. Sieht nicht so aus, als
kommst du allein hoch.“
    Reichen nahm die angebotene Hilfe an, ergriff
Tegans Hand und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Sobald er aufgestanden
war, zog Tegan mit einem scharfen Zischen die Luft ein. Hinter seiner Lippe
sprangen deutlich sichtbar seine Fänge heraus, und das Grün seiner Augen war
plötzlich mit glühenden bernsteinfarbenen Funken durchsetzt.
    Reichen erinnerte sich daran, dass der Krieger
die Fähigkeit besaß, Gefühle durch Berührung zu lesen.
    Er konnte nur raten, welche Sturzflut
beunruhigender Dinge er bei dieser kurzen Berührung aufgefangen hatte.
    „Was zur Hölle ist mit dir los, Mann?“, fragte
er.
    „Das ist die Pyro... die Nachwirkungen. Ist
nichts Besonderes.“ Noch während er das sagte, fragte sich Reichen, ob das
stimmte. Es fiel ihm immer leichter, seine Macht herbeizurufen; sich von ihren
Nachwirkungen zu erholen, war eine ganz andere Sache.
    Vielleicht hatte Claire recht gehabt, als sie
ihn wegen seiner Wut zur Rede gestellt hatte. Wie oft konnte er das noch tun
und hoffen, dass er es unbeschadet überstand? Wie oft noch, bis er den Punkt
erreicht hatte, von dem es keine Wiederkehr gab und die Feuer den letzten Rest
verschlangen von dem, was ihn zum Menschen machte?
    Und wenn es nicht die Feuer taten, dachte er
mit einem zunehmenden Gefühl der Übelkeit, dann würde der fast unstillbare
Durst es tun, der ihn anschließend immer überfiel.
    „Scheiße“, stieß Tegan hervor und musterte ihn
mit schmalen Augen. Er zog ein Handy aus der Jackentasche und drückte eine
Taste. „Ja, ich bin's. Ich bin unten in Jamaica Plain. Reichen ist hier bei
mir, ich bringe ihn ins Hauptquartier.“
    Die Frauen der Ordenskrieger hießen Claire mit
der gleichen Herzlichkeit bei sich willkommen, wie sie es auch aus den Dunklen
Häfen gewohnt war. Drei der Stammesgefährtinnen, Savannah, Gabrielle und Elise,
hatten ihr ein wunderbares Abendessen aus cremiger Suppe und selbst gebackenem
Brot gezaubert, und Dylan hatte sie durch das Labyrinth der Marmorkorridore in
ein Privatquartier geführt, das Claire ganz für sich allein haben würde,
solange sie im Hauptquartier zu Gast war.
    Man hatte ihr gesagt, sie solle sich ganz wie
zu Hause fühlen, und sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, das scheinbar
endlose Hauptquartier einige Minuten lang auf eigene Faust zu erkunden. Es war
faszinierend - und ein wenig beunruhigend - zu erkennen, dass eine Organisation
wie der Orden nicht nur existierte, sondern existieren musste. Sie kam sich so
naiv vor, wenn sie daran dachte, wie Wilhelm Roth und seine Spießgesellen von
der Agentur herumstolzierten und sich als Beschützer der Stammes aufspielten,
wo sie doch durch und durch korrupt waren und langsam die moralischen
Grundlagen aufweichten von allem, was gut und gerecht war. Wilhelm Roth war
schon immer ein Schurke gewesen und Claire zu blind, um es zu sehen.
    Aber viel mehr schmerzte sie die Tatsache, dass
sie fast ihr ganzes Leben lang in Andreas Reichen verliebt gewesen war, und
jetzt, da sie auf so wunderbare Art eine zweite Chance mit ihm bekommen hatte,
würde es wohl wieder Wilhelm Roth sein, der sie auseinanderriss. Sie konnte nur
hoffen, dass das Gute über das Böse, das er und Dragos repräsentierten,
triumphieren würde. Sie konnte nur beten, dass, sobald das Schlimmste vorüber
war,

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