Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
zucken. Er hätte es sogar genossen. Wenn Bud nur daran dachte – Claire in der Hand eines sadistischen Monsters –, brach ihm der Schweiß aus. »Verdammt noch mal, Claire, man sollte dich überhaupt nicht frei herumlaufen lassen! Sieh dich an! Du gehst das erste Mal allein aus und fickst gleich den Erstbesten, der dir im
Warehouse
über den Weg läuft! Wie unvernünftig war das denn?«
Das war ein Fehler. Er wusste es sofort, spürte es schon, als es aus ihm herausbrach. Die Worte hallten nach, hart und schonungslos, und ließen sich nicht zurücknehmen.
Claire war weiß wie ein Laken. Sie starrte ihm in die Augen, dann ließ sie niedergeschlagen die Schultern hängen.
Ihre Augen schwammen in Tränen, die aber nicht herabrollten. »Ich wusste, was ich tat. Ich wusste, wen ich mir aussuchte, und lag damit nicht falsch. Ich habe dich gewählt und mich nicht in dir geirrt, zu dem Zeitpunkt jedenfalls. Inzwischen hat es sich aber doch als Fehler erwiesen. Ich dachte, du liebst mich wirklich. Aber du kannst mich nicht lieben und gleichzeitig so über mich denken. Mich als dummes, unvorsichtiges, verwöhntes Kind betrachten, auf das man aufpassen muss.« Sie biss sich auf die Lippen, die ganz blutleer waren. »Ich habe zu hart und zu lange dafür gekämpft, eines Tages ein eigenes Leben führen zu können, und das lasse ich mir jetzt nicht mehr wegnehmen. Du traust mir nichts zu, und ich will um dein Zutrauen nicht kämpfen müssen. Ich werde einen der Polizisten draußen bitten, mich nach Hause zu bringen.«
Ihr Blick streifte seine Faust, in der er den Verlobungsring hielt. »Vielleicht nimmt der Juwelier ihn zurück«, sagte sie leise. »Ich werde ihn nicht mehr tragen.«
15
»So, jetzt bist du also verheiratet«, sagte Claire lachend. »Dabei warst du jahrelang Single, bist nicht einmal ausgegangen. Da lasse ich dich mal einen Moment aus den Augen, und
zack
, heiratest du, ganz ohne Verlobung. Das ging schnell.«
Claire betrachtete den enormen Diamantring an Suzannes Finger. Form und Fassung waren anders, doch er war genauso schön und bombastisch wie ihr ehemaliger Verlobungsring. Energisch schob sie den Gedanken beiseite. Was immer das nützte. Sie dachte dreiundzwanzig Stunden am Tag an Bud, die übrige Stunde schlief sie, und das schlecht.
»Ja, das ging schnell.« Suzanne schaute nachdenklich auf den Ring und schoss Claire dann einen hilflosen Wie-konnte-das-passieren-Blick zu. »Ich weiß nicht, Claire, das ist alles so unfassbar. Zuerst renne ich um mein Leben, lasse mich irgendwo in einer Berghütte verstecken, dann wimmelt es um mich von FBI -Agenten und schließlich, ich weiß gar nicht, wie ich dahin gekommen bin, stehe ich im Standesamt und heirate.« Sie wirkte ein bisschen erschüttert. »Ich dachte immer, ich würde mal nach einer langen, ruhigen Verlobungszeit heiraten, in der ich den Mann gründlich kennenlerne, einen Mann, der einen ähnlichen Geschmack hat wie ich, mit dem ich ein- oder zweimal verreise, um zu sehen, ob wir uns auch im Urlaub vertragen, mit dem ich vielleicht sogar eine Weile zusammenwohne. Mir wäre nicht im Traum eingefallen, einen zu nehmen, den ich gerade mal«, sie zählte die Tage an den Fingern ab; der Ring funkelte bei jeder Bewegung, »seit neun Tagen kenne.« Bestürzt sah sie Claire an. »Ich kenne John erst seit fünfzehn Tagen, und sechs davon sind wir verheiratet.« Suzanne schüttelte den Kopf. »Verblüffend.«
»Bist du glücklich?«, fragte Claire rundheraus. Es stand ihr nicht zu, über Suzannes schnelle Heirat zu urteilen. Sie selbst hatte sich nach zwei Tagen mit Bud verlobt.
»Oh ja.« Suzannes nachdenklicher Blick verlor sich. Ihr schönes Gesicht strahlte. »Restlos glücklich. John ist ein wunderbarer Ehemann. Ein liebender Gatte. Und sehr, äh …« Eine leichte Röte huschte ihr über die Wangen. »Sehr … mitreißend.«
Wenn John in etwa so war wie Bud, dann konnte Claire sich sehr genau vorstellen, was das Strahlen und die Röte bedeuteten. Sie hatte John erst einmal gesehen, bei einem Abendessen in Suzannes Haus, in dem er jetzt seine Sicherheitsfirma betrieb.
Er sah nicht aus wie Bud, aber er hatte den gleichen Blick. Als kämen sie beide vom selben Planeten, nur nicht von diesem. Von einem, wo die Männer stärker, größer und härter waren. John war Bud auch in anderen Dingen ähnlich: Er strahlte die gleiche ruhige Wachsamkeit aus, nahm seine Umgebung sehr scharf wahr und war ein genauso übertriebener Beschützer.
Claire seufzte
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