Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
werden, weil sie Bud den Laufpass gegeben hatte. Und einen anderen könnte sie auf keinen Fall heiraten.
»Das Leben ist kurz«, sagte Suzanne. Plötzlich standen ihr auch Tränen in den Augen. »Denk an Todd. Bedenke, wie schnell wir jemanden verlieren können, den wir lieben. Liebe ist zerbrechlich und kostbar; man sollte sie nicht einfach wegwerfen.«
Die beiden Frauen hielten einander fest die Hand. Claire ließ die Tränen laufen. Sie sah Suzanne kummervoll an. »Was soll ich bloß tun?«, flüsterte sie. »Ich kann weder vor noch zurück. Ich kann nicht an derselben Stelle anknüpfen und so weitermachen wie vorher, aber wenn ich mir vorstelle, Bud nie wieder zu sehen, ist mir das unerträglich.«
Suzanne drückte ihr die Hand. »Mach dir keine Sorgen, Schatz. Das wird alles ein gutes Ende finden, da bin ich mir ganz sicher.«
5. Januar
437 Rose Street
Später Abend
Suzanne lächelte, als sie die Wohnzimmertür hörte. John kam endlich von seiner Geschäftsreise zurück. Sie saß in ihrem sehr hübschen, sehr verführerischen pfirsichfarbenen Seidennachthemd an der Frisierkommode im Schlafzimmer und kämmte sich.
Dass sie die Tür hören konnte, war ein echter Fortschritt. John war als ehemaliger Kommandosoldat daran gewöhnt, sich lautlos zu bewegen. Sie fand das bei einem so großen, schweren Mann unheimlich. Schon oft hatte er sie zu Tode erschreckt, weil er plötzlich vor ihr stand wie ein großes, dunkles Gespenst. Er hatte nun die strikte Anweisung, Geräusche zu machen, wenn er die Wohnung oder den Raum betrat, in dem sie sich aufhielt.
Jetzt stand er in der Tür und sah sie im Spiegel an. Sie hatte Herzklopfen. Alles an ihm fand sie erregend, und wenn sie ihn unerwartet sah, machte ihr Herz einen Freudensprung.
Vielleicht würde das mit der Zeit nachlassen, aber sie bezweifelte es eigentlich.
Sein dunkler, eindringlicher Blick begegnete ihr im Spiegel. Es war still in ihrem Schlafzimmer. John wohnte bei ihr, ohne den Räumen seinen Stempel aufzudrücken. Er war ordentlich, vermutlich ein Relikt seiner Navy-Zeit. Die vier großen Zimmer auf der anderen Seite des Hausflurs, wo er arbeitete, waren nüchtern und maskulin. Suzannes Räume waren dagegen hübsch und feminin eingerichtet. John amüsierte der Kontrast, manchmal fand er ihn auch erregend.
»Willkommen daheim«, sagte sie sanft und sah ihn mit seinem geschmeidigen Gang näher kommen. »Ich habe dich vermisst.«
»Hübsches Nachthemd.« Es klang wie ein tiefes Knurren. Er hatte diesen Ausdruck in den stahlgrauen Augen, den sie so gut kannte. »Ich dich auch.«
Innerlich öffnete sie sich bereits für ihn. Seine bloße Präsenz erregte sie. Aber sie wollte etwas mit ihm besprechen, bevor sie mit ihm ins Bett ging und die Welt um sich vergaß.
Sie drehte sich mit dem Stuhl, stand auf und ging zum Fenster, um aus seiner Reichweite zu sein. Eine Berührung, und sie stünde in Flammen. Sie hob die Hand. Er blieb gehorsam, wo er war.
»John, ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
»Jederzeit, Darling. Alles, was du willst, du brauchst es nur zu sagen.«
Oh Gott. Suzanne drückte die Knie durch, um nicht einzuknicken. Wenn er diese rauchige Stimme und den leichten Südstaatenakzent bekam, ließ der Sex nicht lange auf sich warten. Und genauso hörte sie ihn an ihrem Ohr, wenn er sie liebte. Sie musste sich jetzt konzentrieren, sonst läge sie im nächsten Moment mit ihm im Bett.
»Weißt du noch, wie elend Bud neulich ausgesehen hat, als wir zusammen essen waren?«
John erstarrte. Suzanne konnte die Rädchen in seinem Kopf schnurren hören: War das eine Fangfrage? Ging es etwa um Gefühle?
»Ja, und?«, fragte er argwöhnisch.
»Nun, ich war heute Mittag mit Claire essen, und sie sah genauso elend aus. Beide werden auf ihrer Seite der Mauer bleiben, die sie zwischen sich gezogen haben, und ihr Unglück ertragen, es sei denn, jemand unternimmt etwas. Sie sind beide starrköpfig. Keiner will nachgeben. Es würde immer so bleiben. John, wir müssen etwas dagegen tun.«
»Nein, müssen wir nicht.« Er hob beschwichtigend die Hände. »Auf keinen Fall. Bud geht es mies, das sehe ich auch, und es tut mir auch leid, dass Claire unglücklich ist. Aber das geht uns überhaupt nichts an.«
»Doch, natürlich«, widersprach Suzanne energisch. John war in vielen Dingen ungeheuer klug, bei einigen dagegen absurd beschränkt. »Bud und Claire sind unsere Freunde. Ihr Glück geht uns sehr wohl etwas an.«
John hatte sichtlich wenig
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