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Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan White
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fürchten Sie nichts, diese Erträge gehen Ihnen nicht verloren. Sie werden ein System der Bonuserhebung brauchen, das sich über die gesamte Organisation erstreckt.
    Als Daumenregel lässt sich angeben, dass Sie darauf hinzielen können, sich 40 Prozent bis 50 Prozent der Bonusse der niedrigstrangigen Mitglieder der Organisation in irgendeiner dunklen Gasse auszahlen zu lassen. Das bedeutet, dass Ihre direkten Untergebenen einen Weg finden müssen, die ausreichende Summe aufzubringen, ohne dass zu viel an »Bearbeitungsgebühren« weiter unten in der Kette verloren geht. Bei einer großen Firma sollte das Ihre Vergütung um einige Hundert Prozent erhöhen, Ihnen einen raketenartigen Schub Richtung Ruhestand, Reichtümer und einem Leben in Dekadenz und Luxus bescheren. Das meine ich, wenn ich davon spreche, die Situation voll auszunutzen. Wenn Sie schon all die Anstrengungen unternommen haben, um zu maximaler Tyrannei zu gelangen, warum sollten Sie dann nicht ein paar der Früchte ernten? Denken Sie jedoch nicht, das würde bei Geld aufhören, man kann durch Machtmissbrauch noch wesentlich mehr erreichen als Reichtum.
    Macht ist ein Aphrodisiakum. Je schrecklicher Sie werden, desto mächtiger werden Sie sein und daher umso unwiderstehlicher. Es spielt keine Rolle, dass Sie 55, übergewichtig, hässlich und verschwitzt sind und Ihre Körperhygiene mangelhaft ist. In den Augen Ihrer Handlanger sind Sie ein Halbgott. Und bloße Sterbliche träumen davon, mit Göttern zu schlafen. Dabei handelt es sich nicht so sehr um eine Gelegenheit, die kraft Ihrer Tyrannei entsteht, sondern eher um die Verpflichtung, Ihre Handlanger auf eine göttliche Ebene zu erhöhen. Dies wird nur durch enge persönliche Kommunion mit jemandem möglich, der so mächtig und Ehrfurcht gebietend ist wie Sie.
    Es spielt keine Rolle, dass Sie 55, übergewichtig, hässlich und verschwitzt sind und Ihre Körperhygiene mangelhaft ist. In den Augen Ihrer Handlanger sind Sie ein Halbgott.
    Sehen Sie es als eine Aufgabe, die Sie einfach gern gründlich und pedantisch genau erledigen. Wieder einmal werden die nervigen Jammerlappen in der Personalabteilung das in einem anderen Licht sehen als Sie, und Sie werden aufpassen müssen, nicht als sexueller Missetäter abgestempelt zu werden. Das macht sich weder im Lebenslauf noch auf dem Weg nach oben gut. Also müssen Sie umsichtig und subtil zuwege gehen, wenn Sie sich sexuelle Gefälligkeiten der Untertanen in Ihrem Reich sichern wollen, die Sie begehren.
    In der guten alten Zeit galt das als normal, gesund und lustig. Der römische Kaiser Caligula trieb das ins Extreme und schlief zwischen den Gängen üppiger Bankette, die er in seiner Villa abhielt, mit Gästen, die ihm gefielen. Wenn sich die Ehemänner der Damen beschwerten, ließ er sie einfach töten. Ah, die gute alte Zeit! Heute sind wir bei dergleichen erheblich zimperlicher geworden. Ob Sie nun männlich, weiblich, hetero, homo oder bi sind, Sie müssen nur ein klein wenig subtiler sein als Caligula, wenn Sie einen Prozess vermeiden wollen.
    Zunächst wählen Sie Ihr Ziel aus. Es sollte jemand aus den unteren Rängen sein, idealerweise jemand, der in der Management-Hierarchie mehrere Ebenen unter Ihnen steht. Schulabgänger sind geeignete Ziele, schließlich sind sie jung, ganz unten und erpicht auf ihr Vorankommen. Außerdem haben sie vermutlich keine starken Netzwerke in der Geschäftswelt, die es Ihnen erschweren könnten, mit einem sexuellen Übergriff durchzukommen. Im Idealfall sind sie klug, begeistert, enthusiastisch und vor allem naiv. Wir nennen unser Ziel Sam, ein guter, nicht geschlechtsspezifischer Name, um auf den Punkt hinzuweisen, dass dies ein Spiel ist, das sowohl für männliche als auch für weibliche Tyrannen funktioniert.
    Bei einem Firmentreffen oder einem Betriebsausflug stellen Sie sich Sam vor. Seien Sie warmherzig, freundlich und einladend, heißen Sie ihn/sie im Team willkommen und erkundigen Sie sich, wie es ihm/ihr in der Abteilung gefällt. Setzen Sie es sich zum Ziel, bei Sam den Eindruck zu hinterlassen, dass, egal, was jedermann sonst sagen mag, Sie in seinen/ihren Augen ein netter Mensch sind. Pflanzen Sie Sam den Gedanken ein, dass an ihm/ihr etwas so besonders ist, dass es Ihre tyrannischen Wogen zu glätten vermag. Ihre nächste Aufgabe besteht nun darin herauszufinden, was er/sie tut und woran er/sie interessiert ist. Wenn Sie einen solchen Grad an Aufmerksamkeit an einem Angestellten zeigen, wird sich das für

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