Miese Chefs
die peniblen Menschen. Gegen penible Menschen ist nichts einzuwenden, viele Tyrannen waren Pedanten.
Und dann sind da noch jene, die direkt zu diesem Kapitel gesprungen sind, um sich Anregungen zu holen, wie man Leute fertigmachen kann. Ich mag euch, Leute, ihr seid optimistisch und ein bisschen schludrig.
Doch in diesem Ansatz birgt sich ein Problem, und ich fürchte, die Pedanten werden sich ins Fäustchen lachen, wenn ich das sage. Denn wenn man Macht missbrauchen will, muss man sie erst einmal haben. Und wenn Sie die ersten acht Kapitel nicht gelesen haben, werden Sie ziemlich damit kämpfen, eine hinreichend tyrannische Machtbasis aufzubauen, die Sie dann der Länge und Breite nach missbrauchen können. Also, Ihr Optimisten, es ist Zeit umzudrehen, ein paar Kapitel zurückzugehen und die Schnelllesefähigkeiten aufzupolieren. Und an alle, die hart gearbeitet haben, um zu diesem Punkt zu gelangen: Lesen Sie weiter. Sie sind im Begriff, den dunkelsten, manipulativsten Bereich der Tyrannei kennenzulernen.
Für uns zutiefst tyrannisch veranlagte Typen ist es nicht genug, das Selbstwertgefühl unserer Angestellten auf das niedrigstmögliche Niveau herunterzumahlen, um jeden Gedanken an Rebellion zu verhindern. Es ist uns nicht genug, psychologisch gezielte Peitschen und diverse Drachen einzusetzen, um eine frenetische, fokussierte Aktivität zu erzeugen, die normalerweise Kriegszeiten vorbehalten ist. Nein. Wir wollen mehr.
Nachdem wir die perfekte Umgebung für unseren tyrannischen Führungsstil geschaffen haben, wollen wir dies nun voll ausnutzen.
Nachdem wir die perfekte Umgebung für unseren tyrannischen Führungsstil geschaffen haben, wollen wir dies nun voll ausnutzen. Manche von Ihnen werden wissen, was ich meine, und einen Instinkt dafür haben, worauf dieses Kapitel abzielt. Manche von Ihnen missbrauchen vielleicht schon die Macht, die sie haben. Andere sind vielleicht von den Vorschlägen schockiert, die das folgende Kapitel enthält. Daran ist Ihr inneres Weichei schuld. Geben Sie nicht nach, denn wenn Sie erst einmal angefangen haben, einige der Lektionen in die Tat umzusetzen, ist Ihr inneres Weichei ein für alle Mal verbannt.
Wenden wir uns zuerst der Frage des Geldes zu. Zunächst einmal ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie mehr verdienen als Ihre Handlanger. Das ist nur recht und billig. Sie haben eine wichtigere, übergeordnete Rolle mit zusätzlicher Verantwortung und scheinen fähiger als Ihre Mitarbeiter zu sein. Ihre Rolle ist die schwierigste. Alles, was Ihre Handlanger zu tun haben, ist ihr eigener Job, wohingegen Sie sämtliche in Kapitel 8 beschriebenen Anstrengungen unternehmen müssen, um Leistung sicherzustellen.
Es ist nur angemessen, dass das Unternehmen Ihnen deutlich mehr zahlt als denen, aber sollte das nicht noch weiter gehen? Ganz bestimmt sind doch die Leute, die am meisten von Ihrer Führung profitieren, Ihre Handlanger. Denken Sie daran, dass es bei Tyrannei um Ergebnisse geht – Ihre Untergebenen können sich in dem von Ihnen abstrahlenden Glanz baden, wenn Ziel um Ziel erreicht und überboten wird.
Die Zeit und Mühe, die Sie in Ihr Tyrannentum investieren, wird Ihnen am direktesten zugutekommen. Aber auch Ihre Handlanger profitieren davon. Das wird zu dem Zeitpunkt deutlich, wenn Sie die Boni verteilen. Da Sie sämtliche Ratschläge in diesem Buch sorgfältig gelesen haben, haben Sie ein Rekordlevel an Aktivität erzeugt. Ein Gutteil davon wird nutzlos gewesen sein, eine monotone Beschäftigungstherapie, die auf den Aufbau eines gigantischen Imperiums zielt, welches Ihr immens aufgeblasenes Vergütungspaket rechtfertigt. Einiges jedoch wird sorgfältig auf das Erreichen von Ergebnissen ausgerichtet sein. Dass Sie dafür Ihre dämlichen Handlanger erbarmungslos psychologisch manipuliert haben, macht es nur noch besser.
Das Endergebnis ist ein riesiger Bonuspool. Nun steht eine Serie von Berechnungen an, wer was bekommt. In Organisationen mit Weicheiern an der Spitze werden diese tatsächlich durchgeführt, die Leute bekommen ihren Bonus, der Champagnerkonsum steigt leicht, und dann fängt der alltägliche Betrieb wieder an. Dieses System richtet sich nach einem Prinzip, das besagt: Jeder Einzelne soll einen Betrag erhalten, der in angemessenem Verhältnis zu seiner Leistung steht.
Nun erkennen Sie hoffentlich durch Ihre neu erworbene Tyrannenlinse die widerliche Ungerechtigkeit dieser Situation. Das Problem liegt in der Formulierung »in angemessenem
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