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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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Auftauchen hatte das Leben wieder einen Sinn bekommen, dessen war er sich schon lange sicher. Als Nächstes, überlegte er, als er kurz vor seinem Hof einen Gang herunterschaltete, sind Kinder dran. An drei dachte er, vielleicht auch vier, falls Lissy das wollte.
    Er freute sich schon auf ihr Gesicht, wenn er ihr am nächsten Morgen zum Frühstück den Spaten schenken würde. Er fuhr hinter die Scheune, warf die Autotür zu und ging durch den Stall ins Haus. Vorsichtig spähte er durch die Tür in den Vorraum der Küche, in dem die Schuhe der Hausbewohner standen. Lissy war nicht da, ihre Schuhe fehlten. Horst Winkler versteckte den Spaten hinter seinem Rücken und schlich sich in die Küche. Er wollte ihn im großen Schrank im Flur verstecken, einem Platz, an dem ihn seine Frau auch zufällig kaum finden würde.
    Als er in die Küche kam, hörte er schon die rhythmischen Geräusche, die aus Alex’ Zimmer zu kommen schienen. Dass Alexeij, wie er eigentlich hieß, illegal in Deutschland war, fand Horst nicht ungewöhnlich, er wusste von ganzen türkischen oder kurdischen Clans, die in umgebauten Scheunen oder in alten Wohnwagen auf den Höfen vieler Bauern hausten. Alex war ein großer Mann von Ende Zwanzig, dessen Anwesenheit Horst am Anfang sehr gestört hatte. Erst kam er nur einmal in der Woche zu Besuch, dann wurden die Abstände kürzer und als er täglich auf dem Hof auftauchte, war es Horst zu bunt geworden. Er hatte ihn vom Hof werfen wollen, aber Lissy, die Alexejs Anwesenheit viel mehr schätzte als Horst, hatte ihn zu überzeugen versucht, dass „Alex“, wie er von nun an genannt werden wollte, doch am besten bei ihnen einziehen könne, er wäre eine wertvolle Hilfe und könne vieles, viel mehr als Horst wisse. Außerdem sei er ihr Cousin und die Gastfreundschaft verlange, dass man Verwandte, die kein Zuhause haben, nicht vor die Tür setze. In Polen sei das jedenfalls so.
    Horst hatte abgelehnt, aber Lissy hatte ihn in der darauf folgenden Nacht mit besonderem Einsatz umgestimmt. Alex blieb, zog nach der Hochzeit der beiden in Horsts altes Zimmer und arbeitete – eher selten – mit, und auch nur, wenn er Lust dazu hatte. Meist war er aber zu Geschäften unterwegs, wie er abends manchmal wortkarg erzählte.
    Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus hatte sich Horst Winkler sogar bei Alex bedankt. Ohne ihn, da war sich Horst Winkler sicher, hätte er die Verletzungen durch die Schlägerei nicht so gut auskuriert. Alex hatte sich Horsts Dank ohne Regung angehört und mit dem Kopf genickt. Das sei keine besondere Sache gewesen, hatte er gemurmelt, sondern eine Selbstverständlichkeit.
    Alex hatte sich schon bald mit der Nachbarstochter angefreundet. Ines war 17 und anfangs war sie durch das Fenster zu ihm in das Zimmer gestiegen und hatte es ebenso heimlich wieder verlassen, aber als ihre Eltern ihren anfänglichen Widerstand aufgegeben hatten, nahm sie den bequemeren Weg durch Horst und Lissys Wohnung. Horst war strikt gegen diese Beziehung, er kannte Ines seit sie auf die Welt gekommen war und versuchte Lissy davon zu überzeugen, dass Alex sich an die Regeln des Hauses halten solle.
    An welche Regeln er sich denn halten solle, hatte Lissy spöttisch gefragt. Ob er nicht dasselbe machen dürfe wie Horst, er wolle das schließlich auch alle Nase lang?
    Sie sei schließlich seine Frau und kein Kind von 17, hatte er entgegnet, aber Lissy hatte ihm mitleidig über den Kopf gestrichen. Wenn er wüsste, was sie mit 17 so gemacht habe…
    Horst durchquerte die Küche. Er schüttelte den Kopf über den Lärm, den Ines und Alex machten – die beiden nahmen dabei auf niemanden Rücksicht, sondern schnauften, grunzten und stöhnten so laut, dass man es im ganzen Haus hörte, als er bemerkte, dass die Tür zu Alex Zimmer einen Spalt offen stand. Sein Herz klopfte, als er sich leise, Schritt für Schritt der Tür näherte, unschlüssig, ob er sie taktvoll schließen oder neugierig und unbemerkt einen Blick hineinwerfen sollte. Anderen bei der Liebe zuzusehen war schon immer ein heimlicher Wunsch von ihm gewesen, etwas, was er zwar niemals zugegeben hätte, was aber oft durch seine Träume schwirrte. Er schob den Gedanken beschämt beiseite und beschloss, nicht nur die Tür, sondern auch diskret die Augen zu schließen. Horst näherte sich auf Zehenspitzen und konnte doch der Versuchung nicht widerstehen. Er spähte vorsichtig durch den schmalen Spalt auf das Bett.
    Alex war ein massiger Mann, einen Kopf größer als

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