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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Ich kann schon mal ein paar Tage auf mich selbst aufpassen.«
    »Das weiß ich doch, du Brummbär. Aber nur zur Sicherheit.«
    Sie las den ersten Zettel vor: »Vor dem Weggehen Kaffeemaschine ausschalten und zuschließen.«
    Er nickte. »Selbstschussanlage aktivieren, hast du vergessen«, stichelte er.
    »Du nimmst mich gar nicht ernst«, spielte sie die Beleidigte.
    »Natürlich nehm’ ich dich ernst, aber hast du nichts, was mir wirklich weiterhilft?«
    Sie stand auf und streckte ihm die Hand hin: »Komm mal mit.«
    Sie gingen in den Keller, wo sie den Gefrierschrank öffnete. Mindestens ein Dutzend bunter Plastikbehälter standen darin, auf jedem klebte ein Zettel, wie die aus ihrem Nachttischchen. Darauf standen Wochentage.
    »Ich hab ein bisschen vorgekocht. Die erste Woche müsstest du damit auf jeden Fall hinkommen. Sonst musst du halt auch mal in die Kantine gehen.«
    Er war gerührt. Zum Dank hörte er sich schließlich geduldig all ihre weiteren Hinweise an, die von »Mittwochs die Tonne rausstellen« bis »Am Wochenende das Bett frisch beziehen« reichten. Dann lud er sie ganz spontan zum Essen ein. Ohne dabei ans Geld zu denken.
     
    ***
     
    Es war 5 Uhr, als bei Kluftingers an diesem Montagmorgen der Wecker klingelte. Erika Kluftinger drehte sich zu ihrem Mann, um ihn sanft mit einem Kuss zu wecken – doch seine Seite war leer. Im selben Moment ging das Licht im Schlafzimmer an. Schlaftrunken blinzelte Erika gegen die Beleuchtung an und erkannte, dass ihr Gatte, bereits vollständig angezogen, im Türrahmen stand.
    »Guten Morgen, du Schlafmütze«, sagte er liebevoll, beugte sich über das Bett und drückte ihr einen Schmatz auf die Wange.
    »Morgen«, war alles, was seine überraschte Frau hervorbrachte. Es war lange her, dass sie so von ihm geweckt worden war. Eigentlich weckte in der Regel sowieso sie ihn, denn auch wenn ihr Mann nicht zu den Langschläfern gehörte, so musste schon etwas ganz Besonderes passieren, dass er vor sechs Uhr aus den Federn kroch. Außer er ging zum Bergsteigen. Da konnte es ihm gar nicht früh genug sein. Aber jetzt? Sie lächelte den Türrahmen an, in dem vor wenigen Augenblicken noch ihr Mann gestanden hatte. Wie lieb, dachte sie sich, er ist ganz aufgeregt, weil ich wegfahre.
    Mit einem Teil ihrer Annahme hatte Erika Kluftinger recht: Ihr Mann war aufgeregt. Dass es nicht an ihrer morgendlichen Abreise lag, konnte sie nicht wissen. Und Kluftinger tat nichts dazu, sie aufzuklären. Er war die ganze Nacht über unruhig gewesen. Nicht wie schon diverse Nächte in der letzten Woche, weil er das Gefühl hatte, in seinem Fall nicht weiter zu kommen. Genau das Gegenteil war der Fall: Er war kribbelig, gerade weil er glaubte, dass der heutige Tag wichtige Erkenntnisse für ihn bereithielt. Am liebsten hätte er die Uhr ein paar Stunden vorgestellt. Er kam sich vor wie früher, an Weihnachten, wenn er immer besonders früh aufgestanden war, nur um dafür mit einer noch längeren Wartezeit bis zur Bescherung »belohnt« zu werden. Denn da war sein Vater eisern gewesen: Vor acht kam das Christkind nicht. »Wir sind das letzte Haus in Altusried, das das Christkind anfliegt«, hatte er diese für seinen Sohn schier unerträgliche Frist einmal begründet. Der kleine Kluftinger fand das sehr unfair. Mehr als einmal hatte er in den Advents-Gottesdiensten dafür gebetet, dass das Christkind in diesem Jahr die Route doch einmal andersherum fliegen möchte. Doch es änderte sich nichts. Erst sehr viel später hatte Kluftinger den wahren Grund für die unflexible Route des Christkinds erfahren: Sein Vater traf sich Heiligabend immer mit ein paar Freunden zum Schafkopf-Spielen. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. Nur die Geschichte vom Christkind glaubte er ihm inzwischen nicht mehr.
    Als Erika die Küche betrat, roch es bereits nach Kaffee und der Tisch war gedeckt. Kluftinger saß auf der Eckbank und war in die Zeitung vertieft. Er schüttelte den Kopf.
    »Gibt’s was?«, fragte seine Frau.
    »Die schreiben über den Fall. Dass es nix Neues gibt und so. So wie es da steht, klingt es, als ob wir überhaupt nichts tun. Und das mit der Beerdigung haben sie schon wieder erwähnt.«
    Seine Frau seufzte. Das machte ihr den Abschied etwas leichter. Nach ihrem Urlaub würde sicher niemand mehr darüber sprechen, hoffte sie mehr als sie es glaubte. Immerhin bestand die reelle Chance, dass ihr Mann den Fall bis dahin aufgeklärt hatte.
    Sie sah ihn an. Für einen kurzen Moment war sie

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