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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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nach: »Alles in Ordnung bei Ihnen? Geht der Fall gut voran?«
    »Wenn man einmal davon absieht, dass meine Frau sich für zehn Tage nach Mallorca verabschiedet hat und ich nun ganz auf mich allein gestellt bin, läuft es gut«, lenkte Kluftinger das Gespräch ganz bewusst vom aktuellen Fall weg.
    »Ach herrje, da müssen Sie ja jetzt selber kochen und waschen und so? Also, wenn Sie wollen, ich nehme Ihnen gern einmal einen Korb ab. Wäsche meine ich. Das wäre gar kein Problem.«
    Kluftinger nickte nur und verschwand in seinem Büro, ließ die Tür aber offen, um nicht unhöflich zu erscheinen.
    »Soll ich Ihnen einen Kaffee machen?«, stecke Sandy ihren Kopf durch die offen stehende Tür ins Zimmer.
    »Danke, ich hatte schon einen.«
    »Wenn Sie was brauchen, Sie wissen ja wo ich bin.«
    Kluftinger blickte irritiert von seinem Schreibtisch auf.
    Vielleicht war er heute Morgen etwas zu nett gewesen. Als seine Kollegen kamen, besprachen sie kurz die Aufgabenverteilung für den Tag. Anschließend machte Maier die Adresse der Käserei von Robert Lutzenberg ausfindig, dem Freund des Ermordeten, von dem Wachters Tochter ihm gestern erzählt hatte.
    »Also, Abflug, Richie«, sagte der Kommissar zu Maier, nachdem der ihm die Adresse ausgehändigt hatte.
    »Wie, ich soll mit?«, fragte der ungläubig zurück.
    »Jetzt komm schon«, antwortete Kluftinger und fühlte sich dabei ein bisschen wie ein Vater, der seinen Sohn auf einen Ausflug mitnimmt, so sehr schien Maier sich zu freuen. Für einen kurzen Moment bereute er es schon wieder, nicht Strobl gefragt zu haben. Aber Maier hatte in der letzten Zeit gute Arbeit geleistet, wenn man einmal von seinem Auftritt bei der Beerdigung absah, und Kluftinger wollte ihn nicht immer nur die Bürojobs erledigen lassen.
     
    ***
     
    Sie waren schon ein paar Minuten gefahren, ohne ein Wort zu sprechen. Kluftinger genoss die Ruhe. Es war ein wunderschöner Tag. Der Himmel zeigte sich in sattem Weiß-Blau. Als sie bei Hellengerst die A980 verließen, hieß sie ein Schild mit der Aufschrift »Grüß Gott im Weitnauer Tal« willkommen und sofort präsentierte die Landschaft grüne, sanfte Hügel, die die nahen Berge bereits erahnen ließen. Er verstand nicht, warum ausgerechnet das westliche Oberallgäu und das Westallgäu immer noch als Geheimtipp galten. Das Ostallgäu kannte so ziemlich jeder, vor allem Füssen mit dem Märchenschloss Neuschwanstein und jetzt seit kurzem dem Musical über das Leben Ludwig II. war den meisten ein Begriff. Das Oberallgäu mit Kempten und Oberstdorf und vor allem den Allgäuer Alpen war beliebtes Urlaubsziel. Und das Unterallgäu war zumindest mit Memmingen als Autobahnabfahrt geläufig. Nur das Westallgäu war touristisch noch nicht so erschlossen wie seine Allgäuer »Geschwister« Vielleicht war das auch besser so, dachte er, denn mit dem Bau der Autobahn hatte die Idylle hier zumindest schon mal den Fortschritt in Form des Verkehrslärms zu spüren bekommen. Als sich Kluftinger die Höfe rechts und links der Autobahn besah, wurde er ein wenig wehmütig bei dem Gedanken, dass sie einst ein regelrechtes Einöddasein geführt haben mussten und nun den Emissionen der großen Straße ausgesetzt waren.
    Bei Seltmans bog Kluftinger links ab. Er fuhr gern diese Strecke, die von den Eingeweihten nur als »hintenrum« bezeichnet wurde. Er war sich nicht sicher, ob es der schnellste Weg war, da gab es verschiedenen Ansichten und jeder beharrte darauf, dass seine Alternative die beste war. Gestoppt hatte sie allerdings noch keiner, soweit er wusste. Seine hatte jedenfalls landschaftlich am meisten zu bieten.
    »Da können die aber von Glück sagen, dass wir nicht von der Verkehrspolizei sind«, unterbrach Maier seine Gedanken.
    Er sah gleich, was sein Kollege meinte: Auf einem steilen Stück kam ihnen ein riesiger Traktor entgegen, neben dessen Führerhaus ein Mann saß. Eigentlich hing er mehr zwischen Traktor und Straße. Beide schüttelten den Kopf über soviel Leichtsinn, auch wenn Kluftinger sich erinnerte, dass er früher selbst auf so manchem Gefährt in halsbrecherischer Manier mitgefahren war.
    Kurz vor Ende des steilen Stücks musste Kluftinger die Fahrt drastisch verlangsamen. Eine beleibte Frau quälte sich auf ihrem Fahrrad die Straße hinauf. Er überlegte sich kurz, ob er Maier fragen sollte, was er meinte: Ob wohl ihre Hinterbacken oder ihre Satteltaschen weiter nach unten hingen. Aber er wollte Maier nicht ermutigen, selbst auch derartige Witze vom

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