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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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sehr stolz auf ihn. Natürlich kritisierte sie ihn manchmal, weil er sich ihrer Ansicht nach bei der Arbeit unter Wert verkaufte. Aber jetzt, das wusste sie, konnten sich die bei der Polizei keinen besseren wünschen, um den Fall aufzuklären.
    »Ist was?«, fragte ihr Mann, der ihren Blick bemerkt hatte.
    »Wirst du mich denn auch vermissen?«, fragte sie.
    »Das weißt du doch.«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    »Ich werde dich vermissen …«
    Sie lächelte.
    »… immer, wenn ich abends nach Hause komme und niemand für mich gekocht hat.«
    Sie spitzte enttäuscht die Lippen.
    »Erika. Du weißt doch, dass du mir fehlen wirst. Bestimmt. Aber du wirst sicher überhaupt nicht an mich denken, bei den schönen Stränden und dem guten Essen …«
    Sie stand plötzlich auf und setzte sich auf seinen Schoß. »Ach, am liebsten würde ich hier bleiben, bei dir. Du weißt doch gar nicht, wo alles ist und …«
    »Jetzt bleib’ doch in der Ruhe«, unterbrach er seine Frau und stand auf. Der plötzliche Stimmungsumschwung hatte ihn verunsichert. »So ist es doch für uns beide am Besten. Ich komm’ schon zurecht. Und wenn nicht, dann lass’ ich dich mit Polizeieskorte von den spanischen Kollegen wieder einfliegen.«
    Sie lächelte. Gerade wollte sie ihn umarmen, da hupte es draußen.
    »Muss der Depp um die Zeit denn die Nachbarn wecken«, schimpfte Kluftinger, der sich einigermaßen sicher war, dass es sich um Langhammer in seinem silbergrauen E-Klasse-Mercedes handelte, der zu nachtschlafender Zeit dieses Konzert veranstaltete.
    »Trägst du mir die Koffer raus, ich muss noch mal schauen, ob ich alle Papiere habe«, rief seine Frau und lief hektisch in den Gang. Kluftinger ließ sich von ihrer Hektik nicht anstecken und trottete gemütlich ins Schlafzimmer, packte die zwei Taschen, deren Umfang wie immer auf eine Weltreise schließen ließen, und ging nach draußen.
    Langhammer wartete bereits am Kofferraum. Als er Kluftinger sah rieb er sich die Hände und schmetterte ihm ein »Na, auch schon frisch und munter an diesem wunderschönen Morgen« entgegen, wobei er den letzten Teil des Satzes durch ein deutlich vernehmbares Einatmen der kühlen Luft unterstrich.
    »Hm«, lautete Kluftingers Erwiderung, begleitet von einem Kopfnicken. Er warf die Taschen in den Kofferraum und obwohl sie sehr gut Platz hatten, räumte Langhammer gleich geschäftig darin herum und wies ihnen andere Plätze zu.
    Die Verabschiedung verlief kurz und schmerzlos, so wie Kluftinger es am liebsten hatte. Die Zeit war knapp und Kluftinger konnte seiner Frau durchs offene Fenster gerade noch einen Schmatz auf den Mund drücken, da setzte sich der Mercedes auch schon in Bewegung.
    »Ich hab dir für heute Abend einen Zettel geschrieben, wo du alles findest. Und räum’ endlich die Trommel aus dem Wagen«, rief ihm seine Frau noch zu.
    Das letzte, was er von der kleinen Reisegesellschaft sah, war das Grinsen des Doktors, den Erikas Fürsorge offensichtlich sehr erheiterte.
    Kluftinger stand auf der Straße und winkte so lange, bis das Auto um die Ecke bog.
     
    ***
     
    Schon wenige Minuten später war er auf dem Weg ins Büro, wo er wieder einmal der Erste war. Er wollte in Ruhe den kommenden Tag planen.
    »Sie sind in letzter Zeit ja ein richt’scher Frühaufsteher geworden«, grüßte ihn die Sekretärin.
    »Morgen Frau Henske. Sie wissen ja, der frühe Vogel fängt den Wurm«, erwiderte er freundlich.
    Sie sah ihn einen Augenblick prüfend an, weil sie nicht sicher war, ob er einen Scherz machte oder es ernst meinte. Seine Kollegen fanden es immer besonders lustig, ihre Unwissenheit, was Sprichwörter betraf, auszunutzen, und ihr vermeintlich weise Worte mit auf den Weg zu geben, die überhaupt keinen Sinn machten. »Wer andern eine Grube gräbt, sollte nicht mit Steinen werfen«, hatte ihr Strobl einmal geraten, da war sie noch ziemlich neu in Kempten – und im Westen, wenn man es genau nahm. Erst als sie den angeblich schlauen Spruch bei einem Essen im Kollegenkreis selbst zum Besten gegeben und dafür schallendes Gelächter geerntet hatte, war ihr klar geworden, dass man sie reingelegt hatte. Seitdem war sie vorsichtig.
    Kluftinger machte aber nicht den Eindruck, als würde er sie auf den Arm nehmen wollen. Und da er heute Morgen ausnehmend gut gelaunt aussah, antwortete sie: »Ja, das wurmt den Wurm aber ganz mächtig.«
    Der verständnislose Blick des Kommissars machte ihr klar, dass dieser Kalauer missglückt war. Deshalb schob sie schnell

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