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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Dialektfetzen in seine Rede einfließen. Sollten die nur erst denken, er sei der Seppl, der Bauerndepp, die würden ihn schon noch anders kennen lernen. Frau Kluftinger hätte ihm jetzt einen kleinen Stoß in die Rippen gegeben, sie liebte diese Verhaltensweise an ihrem Mann in der Öffentlichkeit ganz und gar nicht.
    »Ja meinetwegen, obwohl ich nicht denke, dass ich Ihnen da sehr dienlich sein kann, wenn es sein muss, kommen Sie eben in mein Büro mit. Frau Moser, bringen Sie mir bitte einen Kaffee, ja? Aber ohne Milch diesmal«, antwortete Schönmanger und geleitete die bei der Kaffeeverteilung völlig übergangenen Beamten in sein Büro.
    Das hatte keiner der beiden erwartet: Vom Siebzigerjahre-Vorzimmercharme ging es nun nahtlos in ein Endneunziger-Designerbüro. Ein ultraflacher Bildschirm aus Edelstahl thronte einsam auf einem völlig leer geräumten Riesenschreibtisch aus Glas, der auf massiven Böcken aus poliertem Metall stand. Der Boden war mit anthrazitgrauem Teppich belegt, im Eck stand eine Sitzgruppe aus türkisem Leder, zu der, wie zum Schreibtisch, von der Tür aus kleine, türkisblaue Pfeile den Weg wiesen. Kluftinger kam das vor wie diese seltsamen aufgeklebten Fußabdrücke auf dem Boden in Bahnhöfen oder billigen Kaufhäusern. Hier war es offenbar edel gemeint. Überhaupt zog sich quasi, so hätte es ein Innenarchitekt wohl gesagt, eine türkisfarbene Linie durch den Raum: Die abstrakten, bestimmt sündhaft teuren Bilder waren ebenso in dieser Farbe gehalten wie jede fünfte der großen Stofflamellen, die vor dem Fenster hingen. Nichts deutete darauf hin, dass man hier in einer Käserei war. Was beim alten Schönmanger zu viel an alten Käsepackungen herumstand, war hier eindeutig zu wenig, fand Kluftinger. An den Wänden hingen neben den Bildern nur seltsam eckig geformte Lampen aus Edelstahl und Glas, die – so hätte Kluftinger wetten können – mit Sicherheit türkisfarbenes Licht ausstrahlten. Eine Uhr, die eigentlich keine war, war weiterer Wandschmuck: Ein kleiner Projektor warf ein riesiges türkises Ziffernblatt an die Wand, in dem Blubberbläschen aufstiegen und auf dem zwei lilafarbige Punkte die aktuelle Uhrzeit markierten.
    Sie nahmen in der quietschfarbenen Sitzecke Platz.
    »So, ich habe wirklich zu tun, was soll ich Ihnen denn nun sagen?«, raunzte der Juniorchef.
    »Mir wolltet wissa, …« Kluftinger besann sich eines Besseren »Wir wollten wissen, was Sie genau über den beruflichen Werdegang Phillip Wachters wissen, bevor er hier bei Ihnen angefangen hat.«
    »Nicht mehr als Sie wahrscheinlich. Er war ein grandioser Fooddesigner, den wir durch einen glücklichen Umstand für unsere Firma gewinnen konnten.«
    »Was genau war denn dieser Umstand? Was war vorgefallen, dass er ausgerechnet hier anfangen musste?«, fragte Kluftinger und freute sich schon auf die Reaktion des Marketingchefs über die kleine Spitze.
    »Herr Inspektor, sagen Sie mir bitte, was das heißen soll: ausgerechnet hier? Wir sind ein aufstrebendes Unternehmen, das in der Branche einen Namen hat und wir haben gerade in letzter Zeit innovative Produkte entwickelt. Die Zahlen geben mir Recht. Ich muss mir von Ihnen nicht sagen lassen, wir wären zweit- oder gar drittklassig. Ich bin nicht gewillt, mir das bieten zu lassen.«
    Das von Kluftinger ausgestreute Pulver entzündete sich leichter als erwartet. Inzwischen hatte Frau Moser Kaffee – für den Milchwerksjunior natürlich ohne Milch – in einer asymmetrischen, eckigen Tasse aus türkisfarbenem Glas gebracht.
    »Aber Herr Schönmanger, ich dachte nur, verglichen mit anderen Milchwerken in unserer Gegend ist das Schönmangersche doch eher klein. Das war jetzt nicht negativ gemeint.«
    »Die anderen sind Tochterfirmen von Großkonzernen, wir sind in privater Hand und haben ein Auftragsvolumen, das sich gewaschen hat, verlassen Sie sich darauf. Wir haben es geschafft zwei nationale Discounterketten als Kunden zu gewinnen, da geht schon was. Und ich prophezeie Ihnen, wenn ich hier mal das alleinige Sagen habe, dann werden wir zum Global Player. Jedenfalls konnte Wachter froh sein, dass er bei uns anfangen konnte! Ich muss Ihnen auch keine weitere Auskunft geben. Das ist ja kein Verhör hier«, echauffierte sich der junge Geschäftsmann.
    In diesem Moment ging die Tür ohne vorheriges Klopfen auf. Schönmanger senior kam herein und schaute verwundert seinen Sohn an. Er begrüßte freundlich die beiden Beamten und fragte seinen Filius, worum es denn

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