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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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konnte. Er konnte ja nicht ahnen, dass Frau Henske einen neuen Verehrer hatte, bei dem sie sich nun für den verspäteten Dienstschluss rechtfertigen musste. Sie dachte sich nichts dabei, die Kosten würde der Freistaat Bayern wohl verschmerzen können. Sie verbat sich allerdings, dass ihr neuer Freund im Amt anrief, das wollte sie nicht. Er arbeitete auch in einem Amt, das übrigens nur wenige Meter vom Präsidium entfernt lag: der Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises Oberallgäu, Außenstelle Kempten, sie musste dort hin und wieder dienstlich anrufen, so hatten sie sich kennen gelernt.
    Kluftinger versuchte es noch einmal bei ihr, wieder war besetzt und so erhob er sich vom Tisch und ging zu Sandys Arbeitsplatz, da er noch die Telefonnummer von Robert Bartsch brauchte, dem Arbeitskollegen, der Wachter tot in dessen Wohnung aufgefunden hatte. Kluftinger hoffte, vielleicht auch bei ihm weitere Informationen über Wachters private und berufliche Vergangenheit zu erfahren. Sandra Henske erschrak, als sie Kluftinger auf ihren Schreibtisch zukommen sah. Sogar Kluftinger sah ihr an, dass sie nun schleunigst versuchte, ein privates Telefongespräch zu beenden, sagte aber nichts. Sandy hatte heute bereits in der Konferenz eine peinliche Situation erlebt, es würde ihr nur unnötigen Stress bereiten, wenn er sie – und wäre es nur im Scherz gewesen – auf private Gespräche während der Dienstzeit angesprochen hätte. Er würde bei einer passenderen Gelegenheit darauf zurückkommen. Sandy sagte ihm zu, gleich eine Verbindung mit Herrn Bartsch herzustellen und lachte verlegen, als Kluftinger kehrt machte, um wieder in sein Zimmer zu gehen. Auch am Fehlen einer humorvoll-spitzen Bemerkung von Frau Henske merkte der Vorgesetzte, dass seine Mitarbeiterin irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte.
    Das Telefon klingelte nur einmal und Kluftinger hob ab, nannte Bartsch seinen Namen und sogar seine Dienstbezeichnung. Noch bevor er selbst eine Frage stellen konnte, erkundigte sich Wachters Kollege nach dem Fortgang der Ermittlungsarbeit: »Gibt’s denn was Neues, in der Presse erfährt man ja sowieso nichts. Haben Sie schon eine heiße Spur oder tappen Sie noch immer im Dunklen, um ein Klischee der Krimisprache zu bedienen?«, fragte Bartsch mit erstaunlich gelöster und nach guter Laune klingender Stimme, die gar nicht auf den eigentlich ernsten und traurigen Grund für das Gespräch hindeutete.
    Kluftinger nahm dies als viel versprechendes Zeichen für ein offenes und informatives Gespräch.
    »Es geht schon voran, Herr Bartsch. Danke für die Nachfrage. Herr Bartsch, was ich von Ihnen gern wissen würde ist, ob sie uns etwas über das private und berufliche Umfeld von Herrn Wachter sagen können, das vor seinem Umzug ins Allgäu liegt. Vielleicht hat er Ihnen davon bereits erzählt.«
    »Ich weiß natürlich, dass er vorher in Köln gearbeitet hat, jeder in der Branche weiß das. Ich weiß, dass er in der Forschung gearbeitet hat und da lange Zeit erfolgreich war. Und dann eben diese unangenehme Sache …«
    »Ich muss von Ihnen noch erfahren, was sie über das Privatleben Wachters in Köln wissen. Vielleicht könnten wir uns ja bei Ihnen in der Firma treffen?«
    »Sicher, kommen Sie vorbei, ich bin jeden Tag bis 18 Uhr da …«
    »Gut, wir melden uns, vielen Dank einstweilen, Herr Bartsch, gell. Pfiagott.«
    Kluftinger war froh über den Ortstermin. Er war eben kein Bürotiger und am Telefon – das war jedenfalls manchmal sein Eindruck – arbeitete sein Gehirn irgendwie langsamer.
    Außerdem konnte er vor Ort auch seine Begabung, aus Gestik, Mimik und Haltung seiner Gesprächspartner – aus all den kleinen Details, die sein Sohn »nonverbale Kommunikationssignale« nannte – wichtige Informationen zu gewinnen. Möglicherweise kam in ihm da ein bisschen von seinem Vater durch, ein bisschen von dem Landpolizisten, der Büroarbeit hasste und am liebsten den ganzen Tag unterwegs gewesen wäre.
     
    ***
    Am nächsten Tag schaute der Kommissar nur kurz im Büro vorbei, um ein paar Berichte abzuzeichnen und unerledigte Büroarbeit fertig zu stellen. Dabei sah er immer wieder auf die Uhr, bis es endlich an der Zeit war, zu seinem Gesprächstermin in die Käserei zu fahren. Der Kommissar packte einen Brauhausblock in seine Tasche und machte sich zu Maier auf. Der hatte zwar am Vormittag noch einmal in der Käserei angerufen, den Seniorchef aber nicht erreicht, da dieser gerade bei einer wichtigen Besprechung mit Kunden außer Haus

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