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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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man ihn dann zu einer gründlichen Magenspiegelung überreden können. Dabei habe man Krebs festgestellt. Man habe noch versucht, einen Teil des Magens zu entfernen, beim Öffnen des Bauchraums aber hätten die Kollegen Metastasen an beinahe allen inneren Organen feststellen müssen. Ein hoffnungsloser Fall. Lutzenberg, der bis zum letzten Tag seines Lebens weiter geraucht hatte, sei knappe sechs Wochen später zu Hause gestorben. Man habe ihm nur noch Morphium geben können gegen die starken Schmerzen.
    Kluftinger bedankte sich, hängte ein und war nicht sonderlich enttäuscht, dass auch diese Information ihn nicht weiterbrachte. Schließlich hatte er sich diesbezüglich keine großen Hoffnungen gemacht.
    Nach dem gestrigen, hektischen Tag war dieser Freitag geradezu lähmend. Er verlief schließlich so unspektakulär, dass Kluftinger nach der Vier-Uhr-Konferenz beschloss, nach Hause zu gehen und sich noch etwas hinzulegen.
    Der Donnerstag steckte ihm noch in den Knochen, vielleicht Würde der nächste Tag sie weiter voranbringen.
    Außerdem war am Abend noch Musikprobe.
    Er freute sich, dass er die Trommel dazu nicht extra ins Auto laden musste. Zum Glück lag die ja noch im Kofferraum.
     
    ***
    Es war nicht nur die erste Musikprobe seit über zwei Wochen, die Kluftinger wieder einmal besuchen konnte. Es war die erst seit noch viel mehr Wochen, auf die er sich richtig freute Vielleicht lag es an der Tatsache, dass ihm allein zu Hause die Decke auf den Kopf fiel. Da kam es ihm gelegen, dass wegen eines bevorstehenden Auftritts am heutigen Freitag eine Übungsstunde angesetzt worden war. Nicht, dass er mit seiner Frau nach einem harten Tag noch viel geredet hätte. Aber allein ihre Gegenwart, ihr beruhigendes, wissendes Schweigen tat ihm gut. Das wurde ihm nun bewusst. Nun, da sie nicht da war. Kluftinger ärgerte sich darüber: Dass er wie alle war und erst bemerkte, wie wichtig ihm etwas war, wenn er es gerade einmal nicht hatte.
    All diese Gedanken würde er bei der Musikprobe verscheuchen können, denn die Gespräche dort drehten sich nicht um seelische Befindlichkeiten.
    »He, des koscht a Runde«: Mit diesen Worten schlug ihm schon beim Ausladen der Trommel ein Vereinskollege auf die Schulter und Kluftinger fühlte sich bestätigt – hier war die Welt noch in Ordnung. Hier gab es keine Probleme, die man nicht durch das Zahlen einer »Runde« lösen konnte.
    »I wars fei nicht«, grinste Johann ihn an, als er das Musikheim im ersten Stock des Feuerwehrhauses betrat. Wird auch nicht lustiger, je öfter man den Witz hört, dachte sich Kluftinger, sagte aber: »Bist du da ganz sicher, Johann? Einige Spuren führen nämlich eindeutig zu dir …«
    Johann, den alle den »langen Johann« nannten, weil er mit seinen spindeldürren Armen und Beinen und seinem nahezu haarlosen Kopf noch größer wirkte, als die Einsneunzig, die er als seine Größe angab, blickte für ein paar Sekunden prüfend in Kluftingers Gesicht, bevor er sich sicher war, dass dieser nur einen Spaß gemacht hatte. Dann lachte er sein kurzes, kehliges Lachen, das ein bisschen wie Husten klang und klopfte auf den Stuhl neben sich. Er schien froh zu sein, dass Kluftinger wieder da war. Denn seit Johann Asthma hatte, klang nicht nur sein Lachen so rasselnd, auch die Tuba hatte er gegen Becken eintauschen müssen. Und wenn Kluftinger nicht da war, musste er zusätzlich noch die große Trommel bedienen. »Isch scho besser, wenn du da bisch, Klufti«, grinste ihn Johann an.
    »Danke, Hansi«, grinste Kluftinger zurück, der wusste, dass Johann diesen Spitznamen mindestens ebenso verabscheute wie er den seinen.
    Die Musikprobe verlief gut, auch wenn der Kommissar einige strenge Blicke des Dirigenten wegen ein paar falscher Einsätze erdulden musste. Schnell ging man zum gemütlichen Teil über, der den meisten sowieso viel wichtiger zu sein schien. Kluftinger hatte sich schon manchmal gewundert, warum man nicht ein weniger aufwändiges Hobby als Vorwand für ein feuchtfröhliches Beisammensein pflegte.
    Als sich nach der Probe die meisten Musiker noch »auf eine Halbe Bier« beim »Mondwirt«, so hieß die Wirtschaft, die dem Musikheim am nächsten war, trafen, war Kluftinger ein gefragter Mann. In allen Einzelheiten musste er von dem Mord erzählen, ein paar »geheime« Informationen verraten, damit die Eingeweihten dann beim Frühstückstisch vor ihrer Familie mit den frisch erworbenen Kenntnissen prahlen konnten. Man sage bestimmt nichts weiter,

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