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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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sie ja auch auf uns angewiesen sind. Wenn wir die Milch nicht holen, was machen sie denn dann? Und ich sage den Bauern klipp und klar, dass wir notfalls auch woanders unsere Milch kaufen können.«
    »Wo würden Sie ihre Milch denn herbekommen, wenn nicht von den umliegenden Höfen?«, wandte sich Kluftinger nun an den Sohn.
    »Es gibt einen Haufen Bauern im Land. Wir hätten halt vielleicht weitere Wege. Wenn ich denke, was die ganz großen Firmen zahlen, zum Beispiel in Oberbayern, da verdienen sich unsere Bauern noch eine goldene Nase. Da wäre sicher noch mehr drin, aber mein Vater hat da eben noch etwas romantische Ansichten bei ›seinen‹ alten Bauern. Stimmt’s?«
    »Sicher, wenn du das so nennen willst«, räumte der ein, »aber ich habe als Unternehmer eben auch Verantwortung und die sind schon ewig mit uns im Geschäft.«
    »Gut, das war’s dann eigentlich«, sagte der Kommissar.
    Noch im Auto freute er sich darüber, dass er sich von Vater Schönmanger mit Handschlag, seinen Sohn aber nur mit einem Nicken verabschiedet hatte.
    Er malte sich aus, wie einige Bauern reagieren würden, wenn der alte Schönmanger nicht mehr Firmenchef sein würde. Da sah er einigen Ärger auf den Junior zukommen.
     
    ***
     
    Wieder im Büro beschloss Kluftinger, erst einmal seinen Schreibtisch etwas zu ordnen. Vielleicht weil er hoffte, damit auch Ordnung in seine Gedanken zu bringen. All die verschiedenen Berichte kamen auf thematisch geordnete Stöße, die Fotos extra. Das Wichtigste war damit verräumt. Er ging zu seinem Garderobenhaken, zog aus der Innentasche seiner Jacke das Foto des ominösen Bauernhofs heraus und legte es zu den anderen auf den Stapel. Kluftinger setzte sich wieder, war aber zu unruhig, um gleich weiter zu arbeiten und beschloss, seinen Tisch abzuwischen. Er befeuchtete am Waschbecken sein stets in der Hosentasche befindliches Stofftaschentuch, ließ die Seife darüber gleiten und fing an zu putzen. Das musste natürlich säuberlich geschehen, ebenso säuberlich, wie nachher das Taschentuch gewaschen und über die Stuhllehne zum Trocknen aufgehängt werden musste. Vermeidungshandlungen hätte sein Sohn das wohl genannt.
    Er setzte sich. Er nahm sich das Foto des Einödhofs zur Hand und betrachtete es. Nur oberflächlich. Nur um wenigstens etwas zu tun. Plötzlich fuhr der Kommissar hoch, fischte aus den Akten das zu seinem Foto passende Negativ, wobei er sich wie ein Schneekönig freute, dass alles so schön geordnet war und er nicht lange suchen musste, und verließ sein Zimmer mit der eiligen Bitte an Sandy, bei den Kollegen vom Fotolabor im Keller des Präsidiums seinen sofortigen Besuch anzukündigen.
    »Servus. Ich brauche dringend Ihre Hilfe. Könnten Sie mir ein Negativ so vergrößern, dass man genaue Details erkennen kann? Und wann könnte ich die Abzüge haben?«, fiel der Kommissar mit der Tür ins Haus. Roland Porscht, der hinter seinem riesigen Computerbildschirm kaum zu sehen war, musterte den Kommissar über Rand seiner Halbbrille hinweg.
    »Tag, Herr Kluftinger. Das geht natürlich. Aber welche Abzüge meinen Sie denn genau?«, frage er verwirrt.
    »Die von dem Bildausschnitt. Bitte, wenn ihr die gleich entwickelt.«
    »Herr Kluftinger«, sagte Porscht und der kurz vor der Pensionierung stehende Fotolaborant lächelte dabei väterlich, »die müssen wir doch nicht mehr entwickeln. Den Bildausschnitt kann ich Ihnen sofort einscannen und ausdrucken. Kein Thema. Geben Sie mir doch gleich mal das Negativ.«
    Kluftingers Vorstellungen vom Fotolabor der Polizei waren offenbar etwas veraltet und viel zu romantisch. Heutzutage stand niemand mehr stundenlang in der Dunkelkammer und hantierte bei Rotlicht mit Chemikalienbädern. Das meiste war auch hier mittlerweile computerisiert. Kluftinger wagte sich gar nicht auszumalen, was für eine Umstellung es für den alten Kollegen gewesen sein musste. Von der Agfa-Klack bis zum digitalen Foto hatte der ja fast alles mitgemacht. Dennoch schien er sehr gut mit der neuen Technik zurecht zu kommen.
    Jedenfalls besser als der Kommissar. Und was Kluftinger am meisten an ihm schätzte: Wenn er ihm sagte, etwas sei dringend, hatte er noch nie auf die Einhaltung des Dienstwegs bestanden oder ihn mit Sätzen wie »Andere haben’s auch eilig« ausgebremst.
    »Ach dieses Foto«, nickte er. »Das hatte ich schon einmal hier unten. Ich sage ihnen, an dem LKW ist nichts weiter zu erkennen. Ich hab das schon einmal versucht«, erklärte der

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