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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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hat, als der sich auf dem Weg zur Sakristei befand.«
    Sprudel nickte. »Marco fragt überall herum.«
    »Viele Antworten wird er nicht bekommen«, murmelte Fanni, »weil ja halb Birkdorf beim Leichenschmaus saß.«
    »Er bekam zwei«, sagte Sprudel. »Eine Patientin, die gerade Dr. Wiesers Praxis verließ, hat einen Mann über den Birkenplatz gehen sehen, der ihr – wie sie es ausgedrückt hat – ›in Birkdorf noch nicht untergekommen ist‹. Dieser Mann ist – exakt zur gleichen Zeit – einer Putzfrau aufgefallen, als sie den Abfall aus den Büroräumen der Sparkasse zu der Restmülltonne brachte, die in einer Mauernische zwischen Sparkasse und Arztpraxis steht.«
    Fanni hatte schweigend zugehört. Bevor sie zu der Frage ansetzen konnte, die ihr Sprudel wohl an der Nasenspitze ansah, fuhr er fort:
    »Der Zeitpunkt steht nicht nur fest, er passt auch. Beide Zeuginnen haben übereinstimmend ausgesagt, dass die Kirchturmuhr gerade drei schlug, als sie auf die Straße traten.«
    Fanni machte den Mund auf, aber wiederum kam ihr Sprudel zuvor:
    »Groß, schlank, sonnengebräunt, Wildlederjacke, breitkrempiger Hut.«
    »Indiana Jones«, sagte Fanni.
    Sprudel sah sie verständnislos an. Fanni erklärte es ihm.
    »Dieser Mann hat den Pfarrer angesprochen«, fuhr sie fort, »kurz nach drei Uhr, als Dr. Wiesers Patientin auf dem Nachhauseweg war und die Putzfrau wieder in der Sparkasse. Fragt sich, ob er dem Pfarrer Übles wollte.«
    Sprudel zuckte die Schultern. »Wir haben die Antwort, sobald Marco Liebig Lederjacke gefunden hat.«
    »Wie will er ihn denn finden?«, erkundigte sich Fanni.
    »Er geht von der Annahme aus«, sagte Sprudel, »dass Lederjacke hier aufgetaucht ist, um mit Winzig eine alte Rechnung zu begleichen. Und das brachte ihn darauf, ein bisschen in der Vergangenheit des Pfarrers zu kramen.«
    »Kein schlechter Ansatz«, meinte Fanni. »Darauf hätten wir selbst kommen können – viel früher schon.«
    Sprudel zog einen mehrmals gefalteten Zettel aus der Brusttasche seines Flanellhemdes, glättete das Papier und begann, die Notizen darauf vorzulesen: »Geboren am 1. März 1958 in Lam im Bayerischen Wald. Volksschule in Lam, Gymnasium in Cham, Priesterseminar in Regensburg, Kaplan in Zwiesel, Kötzting und Schwandorf, Pfarrer in Birkdorf.«
    »Mit dieser mageren Ausbeute soll Lederjacke ausfindig gemacht werden?«, stöhnte Fanni.
    »Da ist halt Ermittlungsarbeit gefragt«, entgegnete Sprudel. »Die zermürbende Tour. Zum Glück liegen diese Orte alle nicht weit von hier, da lässt sich gut hinfahren und ein paar Stündchen herumhorchen.«
    Fanni gab keine Antwort darauf. Sie saß nur da und brütete vor sich hin.
    »Ich kann schier hören, was du denkst«, sagte Sprudel nach einer Weile. »Marco Liebig sucht nach einer Nadel im Heuhaufen, von der wir nicht einmal wissen, ob es sie gibt. Du hast ja recht. Es ist eine sehr dünne Spur, die Marco da quer durch den Bayerischen und den Oberpfälzer Wald treibt. Aber wenn er sich darauf beschränkt, nur hier in Birkdorf herumzuschnüffeln, hat er noch schlechtere Karten …«
    Sprudel verstummte, setzte jedoch nach wenigen Augenblicken noch mal an: »Marco ist zu Ohren gekommen, in Birkdorf würde getuschelt, der alte Klein hätte den Pfarrer erschlagen – aus Wut, aus Rache und weil Klein sowieso ein Halunke sei. Solche Hinweise lässt unser junger Kommissar keineswegs links liegen.«
    Fanni öffnete den Mund, um Sprudel zu unterbrechen, überlegte es sich jedoch anders und ließ ihn weiterreden.
    »Obwohl Marco davon ausgeht, dass es sich bei den Verdächtigungen nur um üble Nachrede handelt, hat er Kleins Alibi überprüft. Dummerweise erwies sich dieses Alibi als nicht ganz astrein. Klein behauptet nämlich, an dem fraglichen Mittwochnachmittag beim Zahnarzt in Altfleck gewesen zu sein. Marcos Leute haben aber bei der Überprüfung festgestellt, dass an Mittwochnachmittagen keine Sprechstunden abgehalten werden. Den Zahnarzt selbst konnten sie dazu nicht befragen, weil er vergangenen Freitag die Praxis für zwei Wochen geschlossen hat und in Osterurlaub gefahren ist. Seine Sprechstundenhilfe konnten sie auch nicht …«
    Sprudel brach ab und starrte Fanni an, die von einem Ohr bis zum anderen grinste.
    »Bauer Klein bekam am Mittwoch, den 20. Februar, vom Zahnarzt in Altfleck drei Zähne gezogen«, klärte sie Sprudel auf und hob dabei die Hand, als wolle sie ihre Worte beschwören.
    »So, so, Miss Marple«, erwiderte Sprudel, »und woher

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