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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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gelaufen, wie es der Respekt vor den dort Ruhenden zuließ. Er wollte vor dem Bestatter in der Kapelle sein, um Platz für den Sarg zu machen. Vor der Altarstufe stehen nämlich zwei Buchsbaumbüsche in Keramiktöpfen, die beiseite geschoben werden mussten.«
    »Gute Erklärung«, meinte Fanni, »sogar nachprüfbar. Warum hat er das nicht schon bei der ersten Vernehmung erzählt?«
    Sprudel zuckte die Schultern. »Vielleicht hat er es ja versucht.«
    »Spricht er wirklich so schlecht deutsch?«, fragte Fanni.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Sprudel, »französisch spricht er jedenfalls erstklassig. Das ist in Togo Amtssprache.«
    Fanni kam die Erkenntnis, dass Sprudel eine ganze Menge über Togo-Franz’ Heimatland erfahren hatte. Die beiden müssen stundenlang zusammengesessen haben, dachte sie.
    »Er sagt«, fuhr Sprudel indessen fort, »dass er am Grab des Bürgermeisters eine Gruppe von Personen bemerkt hat, als er über den Friedhof zur Kapelle lief. Merkwürdig kam ihm das nicht vor. Warum auch, hat er mich gefragt, warum hätte dort niemand zuwege sein sollen, schließlich hatte soeben eine Beerdigung stattgefunden. Er konnte ja nicht ahnen, dass die Trauergäste schon seit einer Weile im Dorfwirtshaus saßen.«
    »Ansonsten hat er niemanden gesehen?«, fragte Fanni.
    Sprudel verneinte.
    »Falls der Bestattungsunternehmer bestätigt«, sagte Fanni, »dass er sich zur Tatzeit mit Togo-Franz im Leichenschauhaus aufhielt, können wir den Gastpriester von der Verdächtigenliste streichen.«
    Sprudel strich Togo-Franz’ Namen durch und antwortete: »Er hat heute Morgen im Kommissariat seine Aussage gemacht.«
    »Der Bestattungsunternehmer?«, fragte Fanni.
    »Weil ich am Samstagabend eine Menge Zeit übrig hatte«, erwiderte Sprudel nickend, »habe ich mich ein wenig nützlich gemacht. Togo-Franz hatte sich bereits um kurz vor sechs verabschiedet. Er musste um sieben die Abendmesse halten und vorher noch zur Beichte sitzen. Ich dachte über den Fall nach, und plötzlich hielt ich es für eine gute Idee, mal mit dem Kommissar Liebig zu reden. Also habe ich ihn angerufen. Obwohl er mindestens dreißig Jahre jünger ist als ich, hatte er an diesem Samstagabend nichts Besseres vor.« Sprudel schmunzelte. »Der Herr Kommissar ist zu mir aufs Saller-Anwesen gekommen und hat Pizza mitgebracht.«
    Fanni sah ihn ungläubig an.
    Sprudel stand auf, ging zum Herd und legte Holz nach. »Marco ist ein netter Kerl«, sagte er, »höflich, intelligent, witzig. So einer, den man sich als Sohn wünschen würde.«
    Verstehe, dachte Fanni, manchmal fühlst du dich einsam. Ich auch, obwohl ich einen Sohn habe, wie man ihn sich nur wünschen kann.
    Laut sagte sie: »Geht der junge Herr Kommissar einer erfolgversprechenden Spur nach oder tappt er im Dunkeln?«
    Sprudel kehrte zu seinem Sessel zurück. »Er konzentriert sich im Moment darauf, herauszufinden, was den Pfarrer veranlasst hat, in vollem Ornat ans Grab des Bürgermeisters zurückzukehren.«
    »Was oder wer«, warf Fanni ein.
    Sprudel sprach weiter: »Und es ist ihm mittlerweile gelungen, die vier Ministranten ausfindig zu machen, die Winzig auf dem Weg vom Friedhof über den Birkenplatz zur Sakristei begleitet haben – besser gesagt: ihm vorausgeeilt sind.«
    »Und sie behaupten, Indiana Jones habe Pfarrer Winzig entführt.«
    Sprudel starrte sie verdattert an. Als Fanni keine Erklärung dazu abgab, fuhr er fort: »Die vier haben übereinstimmend ausgesagt, dass der Pfarrer auf dem Weg zur Sakristei von einem Mann aufgehalten wurde. Leider konnte keiner der Jungen verstehen, worüber die beiden sprachen, weil sie alle zu weit entfernt waren. Die Beschreibungen des Mannes, die Marco aus den Buben herausgeholt hat, klingen ihm ein wenig zu phantasievoll, sagt er. Außerdem weichen sie ziemlich voneinander ab. In einem Punkt sind sich die Jungen allerdings einig: Sie haben den Mann noch nie zuvor gesehen.«
    »Dann kommt er auch nicht aus unserer Gemeinde«, stellte Fanni fest. »Hier kennt jeder jeden – von klein an.«
    »Marco Liebig sieht das auch so«, sagte Sprudel, »und ich gebe ihm recht, obwohl ich von einer einzigartigen Ausnahme weiß. Einer äußerst liebenswerten Dame, die es seit Jahrzehnten versteht, so gut wie unbekannt zu bleiben.«
    Fanni wedelte die Anspielung mit der Hand beiseite und begann zu resümieren: »Der Kommissar sucht also nach einem Fremden, der am Mittwoch, den 20. Februar, nachmittags den Pfarrer auf dem Birkenplatz angesprochen

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