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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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musste lächeln. Sprudel las Märchen, Fabelgeschichten von George Sand. Wie kam er dazu?
    Er sucht nach einem Geheimrezept! Nach einer Antwort auf die Frage: Wie locke ich ein Flatterwesen in die Falle, das hierhin und dorthin schwirrt und sich nicht einfangen lässt?
    Es war warm in der Hütte, das Kaffeearoma zog durch den Raum, das Gebäck in der Schale duftete.
    Fanni kauerte sich in ihren Sessel und wünschte sich, diesen Platz nie mehr verlassen zu müssen.
    Fanni Rot möchte in einem Polsterstuhl Wurzeln schlagen – wie abenteuerlich.
    Sprudel kam mit der Kaffeekanne, schenkte ein, setzte sich und sagte: »Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit Togo-Franz.«
    »Wie hast du ihn angeredet?«, fragte Fanni. »Er hat doch so einen unaussprechlichen Namen.«
    »Yawovi Agbouibo«, erwiderte Sprudel flüssig. »Aber er hat nichts dagegen, ›Togo-Franz‹ genannt zu werden.«
    »Berichte!«, verlangte Fanni. »Was hat er dir erzählt?«
    Sprudel ächzte. »So viele kunterbunte Puzzleteilchen ergaben sich inzwischen, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung habe, wie ich sie zusammensetzen soll.«
    Er schaute eine Weile nachdenklich in seine Kaffeetasse, dann fuhr er fort: »Wir müssen uns ein Schema zurechtlegen, Fanni, Lösungsansätze finden, Hypothesen aufstellen und durchspielen. Das hat uns doch bei unseren früheren Ermittlungen oft weitergeholfen.«
    Fanni nickte. »Damit habe ich es ja vor Tagen schon versucht.«
    »Aber da hatten wir noch gar nichts«, entgegnete Sprudel, »keinen Hauch von Einblick, den wir unseren Hypothesen hätten zugrunde legen können.«
    »Wir hatten einen toten Pfarrer«, sagte Fanni eigensinnig.
    Sprudel öffnete den Mund, und es war klar, dass er sagen wollte: »Um durch Für und Wider zu einem schlüssigen Ergebnis zu gelangen, benötigt man eine ganze Reihe von Prämissen.« Stattdessen erwiderte er: »Gut, beginnen wir mit der Person des Pfarrers.«
    »Heißt es nicht ›Das Gebaren des Opfers führt zum Täter‹ oder so ähnlich?«, fragte Fanni.
    Sprudel atmete tief ein und dann aus. »Also dann. Wie war er denn, unser Pfarrer Winzig?«
    »Fett«, sagte Fanni.
    Sprudel kramte in dem Stapel Altpapier, das zum Anheizen des Herdes diente, bis er ein Blatt fand, das nur auf einer Seite bedruckt war. Es handelte sich um eine Ankündigung des Osterbasars, den der Birkdorfer Frauenbund am Gründonnerstag abhalten wollte.
    Sprudel schrieb »Opfer« auf die leere Seite und darunter »genusssüchtig«.
    Fanni diktierte ihm »engstirnig und dogmatisch«. Sprudel schrieb, ohne mit der Wimper zu zucken. Hatte er von Togo-Franz erfahren, wie Pfarrer Winzig seine Schäfchen zu tyrannisieren versucht hatte? Von wem wohl sonst?
    Sprudel sagte und schrieb »mitfühlend und wohltätig«, Fanni machte: »Ha.«
    Sprudel sah auf. »Togo-Franz sagt«, erklärte er Fanni, »wer sich innerhalb der – zugegeben engen – Grenzen von Pfarrer Winzigs Weltanschauung bewegte, wer drauf achtete, nicht aus der Reihe zu tanzen, der erfreute sich in vollem Ausmaß seiner Aufopferungsfähigkeit und seiner Nächstenliebe.«
    »Elsie Kraft«, murmelte Fanni.
    »Zum Beispiel Elsie Kraft«, bestätigte Sprudel. »Togo-Franz bezeichnet allerdings die Art und Weise, wie die beiden miteinander umgingen, als Frevel.«
    Fannis deutlich spürbare Verblüffung ließ ihn innehalten. »Frevel? Winzig hat Elsie geholfen! Sie hat ihm ihr Leid geklagt, und er hat sie getröstet. Sie hat ihn um Rat gefragt, wenn sie nicht weiterwusste, und er hat sie quasi an der Hand genommen und geführt.«
    »Das streitet Togo-Franz ja überhaupt nicht ab«, entgegnete Sprudel. »Aber irgendwie empfand er die Beziehung zwischen den beiden als ungut. Seiner Meinung nach hat Pfarrer Winzig seine Beschützerrolle Elsie gegenüber so intensiv ausgelebt, dass Elsie komplett von ihm abhängig wurde. Sie tat nur noch, wozu Winzig ihr riet, traf keine Entscheidung, die nicht von ihm abgesegnet war. Togo-Franz sagt, Pfarrer Winzig hatte Elsie am Gängelband.«
    »Hm«, machte Fanni. »Elsie hat sich von ihm dirigieren und bevormunden lassen.«
    Sprudel warf ihr ein Lächeln zu. Ja, Fanni hatte verstanden – wie immer.
    »Pfarrer Winzig hätte dafür keine Geeignetere finden können«, fuhr Fanni fort. »Elsie ist zeitlebens von ihren Eltern schikaniert worden. Ihr Mann zeigt ihr die kalte Schulter, ihr Sohn nutzt sie aus.«
    »Pfarrer Winzig hat sie umsorgt«, ergänzte Sprudel.
    »Dafür hat sie ihn gemästet«, fügte Fanni

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