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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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matt.
    Holler legt eine Hand auf ihren Arm. »Okay, dann wäre es jetzt so weit –«
    Er kann nicht zulassen, dass du ihn verrätst, Fanni!
    »– noch heute mache ich meine Aussage bei der Polizei. Aber glauben Sie mir eines, Frau Rot, ich habe den ehrenwerten Herrn Pfarrer nicht getötet.«
    Er drückte Fannis Handgelenk, dass es beinahe schmerzte. »Als ich mit Josef Winzig fertig war, kniete er vor dem Grab des Bürgermeisters und bat um Vergebung für alles, was er Ulrich damals angetan hat – lebendig kniete Winzig da, really .«
    Damit ging Gerd Holler davon. Caro wartete bereits an der Straße auf ihn. Sie versuchte sich gerade an einer Grätsche zwischen Pramls Gartenzaun und dem Hydranten davor.
    Fanni stieg mit zittrigen Knien in ihren Wagen, startete und fuhr los.
    Auf dem Parkplatz unterhalb des Lifts stand Sprudel in Fleecejacke und Mütze neben seinem Wagen.
    Als sie ihre Ski anschnallten, sagte Fanni: »Ich hab soeben mit Lederjacke gesprochen.«

16
    Fanni hatte Sprudel einen sehr hastigen Bericht liefern müssen, denn sie konnten in der Doppelspur nicht lang nebeneinander herlaufen und sich dabei unterhalten. Dazu war viel zu viel Betrieb auf der Loipe an diesem Samstagvormittag.
    Am Schuhfleck hatten sie eine kurze Pause eingelegt, hatten einen Schluck getrunken und waren dann weitergelaufen.
    Kurz nach Mittag hatten sie St. Englmar erreicht. Sprudel hatte auf ein Hinweisschild am Ende der Loipe gezeigt: »Gasthaus zum Holzknecht – böhmische Spezialitäten«.
    Fanni begutachtete das ziemlich abgelegene Wirtshaus missmutig und sagte: »Wollen wir nicht lieber im Ort …« Sie unterbrach sich, als hinter der Frontscheibe eine Frau im Dirndl sichtbar wurde, die Getränke servierte.
    Plötzlich steuerte Fanni zielstrebig auf die Eingangstür zu.
    Sie suchten sich einen Ecktisch am Fenster.
    »Gerd Holler war es also, der Pfarrer Winzig am Birkenplatz angesprochen und ihn auf den Friedhof entführt hat«, sagte Sprudel, nachdem er drei Liwanzen mit Preiselbeeren und Sahne verspeist hatte. »Vermutlich hatte er keine Ahnung, was aus Winzig geworden war, bis er ihn am Grab des Bürgermeisters in vollem Ornat das Priesteramt ausüben sah.«
    »Nach Hollers Ausdrucksweise zu urteilen, muss er einige Zeit im englischsprachigen Raum zugebracht haben«, erwiderte Fanni. Sie dachte einen Moment lang nach. »Ja, seine Frau hat so etwas erwähnt. Holler war wohl bei einer Firma angestellt, für die er Montagearbeiten im Ausland machte.«
    Die Frau im Dirndl trat an den Tisch und fragte, ob sie noch Wünsche hätten.
    Fanni blickte zu ihr hoch und setzte ihr gewinnendstes Lächeln auf. »Arbeiten Sie normalerweise nicht in Birkdorf beim Dorfwirt am Birkenplatz?«
    Die Kellnerin zuckte die Schultern. »Man nimmt, was kommt. Beim Wirt in Birkdorf bin ich nur dann, wenn Feiern anstehen – Hochzeit, Jubiläum, Beerdigung. Ansonsten schafft es seine Frau allein.«
    »Ich hab Sie beim Leichenschmaus vom Birkdorfer Bürgermeister gesehen«, sagte Fanni. »Da ging es ganz schön hoch her.« Sie hörte Sprudel leise seufzen.
    »Zweiundsiebzig Portionen Schweinebraten hab ich aus der Küche getragen«, antwortete die Kellnerin, »alles, was bestellt war. Da ist niemand daheim geblieben.«
    »Ist nicht der Frauenbund sogar geschlossen angerückt?«, fragte Fanni.
    Die Dirndlfrau nickte. »Die Erste, die kam, war Elsie, die Sopranistin. Und kurz darauf konnte man die Stimme von dieser Praml hören – bis in die Küche rein.
    »Und Rosie, die Vorsitzende?«, hakte Fanni nach.
    Die Kellnerin nahm Sprudels leeren Teller. »Natürlich war Rosie Hübler auch da. Was wäre der Birkdorfer Frauenbund ohne seine Vorsitzende? Alle waren da. Fünfzehn Portionen Schweinebraten für den Tisch vom Frauenbund, und alle waren aufgegessen – ratzeputz.«
    »Ach, Fanni«, sagte Sprudel, nachdem sich die Kellnerin anderen Gästen zugewandt hatte. »Du hast dich umsonst bemüht. Die Alibis der Trauergäste sind von den Ermittlern schon längst überprüft worden. Außerdem scheint mir unser Hauptverdächtiger im Moment sowieso Gerd Holler zu sein. Wer sagt denn …« Plötzlich hielt er inne. Er fasste Fanni ins Auge und meinte: »Erstaunlich, dass du die Bedienung vom Leichenschmaus wiedererkannt hast. Du kannst sie doch nur kurz gesehen haben. Sagtest du nicht schon ein paarmal, du könntest dir keine Gesichter merken?«
    »Die Frau hätte ich bestimmt nicht wiedererkannt«, entgegnete Fanni trocken, »aber das Dirndl auf

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