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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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neben der verkohlten Bretterwand des Klohäuschens im Waldboden Reste von schwarzem Wachs entdeckt.«
    »Unser Brandstifter«, ergriff Marco wieder das Wort, »muss dort dürres Reisig aufgeschichtet haben. Dann hat er ein paar schwarze Kerzen angezündet und sie daruntergestellt. Daraufhin ist er geflüchtet.« Marco hielt inne, schüttelte den Kopf. »Er ist nicht geflüchtet. Er hat sich versteckt.«
    »Wollte zuschauen, wie alles abbrennt«, ergänzte Sprudel. »Stattdessen musste er mitansehen, wie ihr den Brand erfolgreich bekämpft habt und wie die Feuerwehr den Rest erledigte.«
    »Später, als alle weg waren«, nahm Fanni da den Faden auf, »ist der Brandstifter zum Hütterl zurückgegangen. Er hat die Glut im Herd neu entfacht, um eine Bombe zu zünden, die er aus der Kaffeekanne meiner Großmutter bastelte. Wieso war die Hüttentür nicht abgeschlossen?«
    »Der Brandmeister hatte darum gebeten«, antwortete Leni. »Er wollte zurückkommen, um nachzuprüfen, ob der Brand nicht noch mal irgendwo aufflackert.«
    Marco nahm Lenis Hand in die seine. »Ich hatte ebenfalls vor, noch einmal nach dem Rechten zu sehen – allerdings erst nachdem ich Leni nach Hause gebracht hatte. Ich wollte dann später abschließen.«
    »Marcos Plan geriet durcheinander«, flocht Sprudel ein, »weil wir uns in Birkenweiler begegnet sind. Marco hielt an, und die beiden haben mir alles erzählt.«
    Lenis freie Hand strich über Fannis Arm. »Was für ein Glück, dass Sprudel darauf bestanden hat, sich den Schaden sofort anzusehen. Wir haben spontan beschlossen, gleich noch mal mit ihm hochzufahren. Unterwegs hat uns der Brandmeister eingeholt. In der letzten Kurve vor dem Plateau blockierte dein Wagen den Weiterweg. Da sind wir eilig losgelaufen.«
    »Kaum hatten wir die Hüttentür geöffnet«, fuhr Sprudel fort, »schlug uns eine Stichflamme entgegen.«
    »Zum Glück war der Brandmeister mit dabei«, ließ sich Leni vernehmen. »Er konnte die Flamme im Nu ersticken.«
    »Dann sahen wir eine taumelnde Fanni«, sprach Sprudel weiter, »und kurz darauf sagte der Brandmeister, in der Kanne habe ein benzingetränktes Geschirrtuch gesteckt!«
    Fanni zog die Stirn in Falten. »Und er kam auf keine dümmere Idee …«
    Marco Liebig unterbrach sie. »Er hat sich schnell eines Besseren besonnen.«
    Es wurde still in der Hütte.
    Irgendwann fragte Fanni: »Wie spät ist es denn?«
    Sprudel antwortete: »Es geht auf Mitternacht zu. Du hast ein paar Stündchen geschlafen.«
    Fannis Kopf zuckte vom Kissen hoch. »Hans!«
    Leni hob die Hand, als säße sie in einer Konferenz und wolle sich zu Wort melden. »Ich hab um neun unter einem Vorwand im Erdinger Schützenheim angerufen. Die Siegesfeier war in vollem Gang. Papa wird nicht vor morgen Mittag hier sein.«
    Fanni ließ sich zurückfallen, aber Leni sagte: »Mami, sollten wir nicht trotzdem nach Hause fahren. Eine warme Dusche, ein weiches Bett …«
    »Niemand braucht zu erfahren, dass die Hütte Frau Rot gehört«, sagte Sprudel, als sie sich im Schein von zwei Taschenlampen zu den Autos aufmachten.
    Marco nickte. »Ich muss den Forstamtsrat zwar über das Feuer informieren, werde ihn aber bitten, nichts über die Eigentumsverhältnisse verlauten zu lassen. Unsere offizielle Version heißt: Eine alte Forsthütte hat gebrannt. Aus purem Zufall war jemand dort und hat die Feuerwehr alarmiert.«
    Zufall!
    Sprudel hatte ein paar Tage lang in der Hütte gewohnt. Nicht aus Zufall, sondern weil ein Brand sein Anwesen ramponiert hatte.
    Fanni begann zu zittern. »Der Brandstifter war hinter Sprudel her«, stöhnte sie.
    Marco Liebig nickte. »Das denke ich auch.«
    »Horrorszenario nach Langlaufmarathon«, sagte Leni, als sie Fannis Wagen von Birkenweiler auf die Hauptstraße steuerte, »bisschen viel für einen Tag.«
    Fanni schluckte.
    »Mach dir keine Sorgen«, fuhr Leni fort, »Marco bleibt heute Nacht vorsichtshalber bei Sprudel auf dem Saller-Anwesen.«
    »Du magst ihn sehr«, sagte Fanni.
    »Ich mochte deinen Kommissar von Anfang an, das weißt du doch, Mama«, sagte Leni schmunzelnd, wurde aber schnell wieder ernst. Sie schien zu wissen, dass ihrer Mutter jetzt nicht nach einem dieser Geplänkel war, die ihnen beiden sonst so Spaß machten.
    »Schau, Mama«, sagte sie, »ich habe Marco vor genau einer Woche zum ersten Mal gesehen. Was weiß ich schon über ihn?« Sie machte eine nachdenkliche Pause, dann fügte sie hinzu: »Aber dafür mag ich ihn erstaunlich gern.« Sie sah auf und

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