Milchschaum
Wohnstube gestanden hatten. »Erwähnte er auch die schwarzen Kerzen, die Olga in den Schränken der Bäuerin gefunden hatte?«, fragte sie.
»Die Frau Fanni«, seufzte Sprudel, »immer einen Schritt voraus.«
»Ein seltsamer Zufall ist das Auftauchen dieser schwarzen Kerzen schon«, entgegnete Fanni. »Ich bin ziemlich erschrocken, als Klein davon erzählt hat. Aber weißt du, was ich glaube, Sprudel? Halb Birkdorf sitzt noch auf Kerzen aus der Zeit, als sich die Bauern noch um den Tisch versammelt und gebetet haben, wenn ein Gewitter aufgezogen ist.«
»Elsie Kraft scheint die magischen Kräfte schwarzer Kerzen noch immer zu beschwören«, antwortete Sprudel.
»Wie kommst du auf so was?
»Ivo hat mir erzählt, dass Elsie – nachdem sie mitbekommen hatte, dass am Klein-Hof ausgemistet wird – regelmäßig vorbeigekommen ist, um nachzusehen, was dabei anfällt. Sie hat in den Kartons auf dem Stadelboden herumgekramt und sich dies und jenes herausgesucht. Olga hat ihr die Sachen überlassen, ohne zweimal hinzusehen. Ivo dagegen hat aufgepasst, was Elsie mitgenommen hat: Weihwasserschüsselchen, Liederbücher – Kirchenlieder versteht sich –, Häkeldeckchen und …«
»Schwarze Kerzen«, beendete Fanni den Satz.
15
Sprudel drückte die Tür der Hütte von außen zu und schloss ab.
Sie hatten sich noch eine Weile über Elsie Kraft unterhalten, hatten sich gefragt, ob sie verrückt genug war, aus Wut über die entgangene Erbschaft das Saller-Anwesen anzuzünden.
»Fehlt ihr dazu nicht die Unerschrockenheit?«, sagte Fanni, während Sprudel seinen Schlüssel einsteckte. »So eine Aktion verlangt Mut, Tatkraft, Planung.«
»Wie auch immer«, erwiderte Sprudel, »ich werde die Information an Marco Liebig weitergeben, er kann sich Elsie ja mal vornehmen!«
Sie beeilten sich beim Abstieg, weil Sprudel um fünf Uhr am Saller-Anwesen eintreffen musste. Togo-Franz hatte seinen Besuch angekündigt.
»Es tut gut«, hatte Sprudel ihn zitiert, »flüssig sprechen und erschöpfend verstehen zu können, wenn auch nur für ein Stündchen.« Viel mehr Zeit konnte Togo-Franz nicht erübrigen, denn um sieben Uhr musste der Priester Firmunterricht halten. Sprudel wollte dann wieder zur Hütte aufsteigen und eine letzte Nacht dort verbringen.
Der vereiste Fußweg hatte in der vergangenen Stunde eine gut fünf Zentimeter dicke Schneedecke bekommen, und noch immer schneite es in dicken Flocken. Fanni trat vorsichtig auf den Trampelpfad, merkte aber sofort, dass sich die Schneedecke mit der darunterliegenden Eisschicht fest verbunden hatte.
Sie begann, talwärts zu stapfen.
Prächtige Wintersportverhältnisse, dachte sie. Das brachte sie auf eine Idee. Sie drehte sich zu Sprudel um.
»Morgen fährt Hans in aller Frühe zu einem Schützenwettkampf nach Erding. Und wir beide sollten etwas für unsere Gesundheit tun.«
Sprudel ächzte. Er schien zu ahnen, was kommen würde.
»Wir gehen langlaufen«, verkündete Fanni. »Die Loipen am Kalteck müssen herrlich sein bei dem Neuschnee.«
»Du hast recht«, gestand ihr Sprudel zu, »und in einer frisch gespurten Loipe macht das Langlaufen ja auch Spaß.«
Im vergangenen Winter, und auch schon in dem zuvor, waren Fanni und er hin und wieder beim Langlaufen gewesen. Sprudels Ski lagerten seither im Keller der Rots. Hans Rot hatte nichts davon gemerkt, weil ohnehin zwei Kellerwände entlang Sportgeräte von den Rot-Kindern aufgereiht standen: Ski, Snowboards, Inlineskater, Schlittschuhe …
»Wir laufen von Kalteck über den Schuhfleck nach Sankt Englmar«, beschloss Fanni.
Sprudel stieß ein Schnauben aus. »Fanni, das sind mindestens zwölf Kilometer – einfache Strecke. Wir müssen ja auch wieder zurück!«
»Vierzehn«, sagte Fanni trocken, »vierzehn Kilometer hin und vierzehn zurück. Aber wir haben ja den ganzen Tag dafür Zeit. In Sankt Englmar machen wir eine lange, lange Pause. In einem Café.«
Sprudels Miene hellte sich auf.
Fanni lachte laut. Für ein Stück Torte hätte Sprudel die Arktis durchquert.
Fanni kam um kurz vor fünf nach Hause. Frau Praml ließ sich nirgends blicken, und Fanni beeilte sich, die Haustür hinter sich zu schließen.
Sie begann auf der Stelle, die Kartoffeln zu schälen, die sie bereits am Vormittag als Basis für den Schupfnudelteig gekocht hatte.
Kurz nach fünf polterte Hans Rot vom Büro auf dem Weg zu seiner Schweinshaxe herein. Während er Freizeitkleidung anzog, grummelte er leise vor sich hin.
Fanni zerdrückte die
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