Miles Flint 02 - Die Lautlosen
zu verhindern, aber ihre Links sind deaktiviert. Und jemand greift just in diesem Augenblick auf die Jachtsysteme zu.«
»Sie sind kein Polizist mehr, Miles.«
»Ich weiß«, sagte er. »Ich bettele um jede Gefälligkeit, die ich kriegen kann.«
»Wer greift auf die Jacht zu? Wird sie gestohlen?«
»Nein. Ich schicke Ihnen die Daten rüber.« Er drückte auf eine Taste, und die Daten wurden direkt an sie übermittelt. »Ich brauche Ihre Hilfe, um die Frau davon abzuhalten, den Mond zu verlassen.«
Raye blickte auf einen Bildschirm, der nicht zu sehen war, und schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, Miles; aber sie ist die Eigentümerin der Jacht, und sie ist keine gesuchte Verbrecherin. Ich kann nichts für Sie tun, wenn ich nicht meinen Job aufs Spiel setzen …«
»Setzen Sie ihn auf’s Spiel«, sagte er. »Sie ist eine Verschwundene, und sie ist gefährlich. Wenn wir sie laufen lassen, werden wir eine Menge Fragen beantworten müssen.«
»Das reicht nicht, Miles«, entgegnete Raye. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber ich kann nicht. Außerdem hat sie anscheinend schon die Startfreigabe.«
Flints System lieferte ihm die gleiche Information. Der Scan war beendet. Zweig war in der Jacht, und die Maschinen wurden hochgefahren.
Zweig flog davon, und er konnte sie nicht aufhalten.
»Können Sie sie nicht irgendwie aufhalten? Vielleicht, indem Sie ihre Lizenz überprüfen oder sowas? Warnen Sie sie vor einer Gefahr. Machen Sie aus mir den bösen Buben. Schicken Sie Raumbullen rüber, die sie wegen irgendeines Startverstoßes aufhalten …«
»Miles …«
»Belästigen Sie sie einfach ein paar Minuten lang«, bettelte er. »Verschaffen Sie mir etwas Zeit, dann kann ich ihr wenigstens auf der Spur bleiben, bis ich DeRicci erreicht habe, damit sie Ihnen die notwendige Befugnis erteilt.«
»Ich habe keine Ahnung, wie Sie mich zu so etwas überreden konnten«, sagte Raye und verschränkte die Arme vor der Brust. »Betrachten Sie es als erledigt.«
Und dann erlosch ihr Bild.
»Sheila, ich könnte dich küssen«, sagte er, obwohl sie ihn nicht mehr hören konnte. Dann öffnete er seine Schreibtischschublade und zog die Laserpistole hervor.
Zum Hafen zu kommen, würde nicht schwer sein, aber was er zu tun hatte, wenn er dort war, schon. Patrouillenschiffe besaßen aufgemotzte Maschinen; sie konnten alles bis auf die neuesten Jachten einholen. Flints alter Kreuzer würde noch nicht einmal reichen, eine dreißig Jahre alte Blechkiste einzuholen, und er hatte soeben jegliches Wohlwollen seitens Sheila Raye aufgebraucht.
Paloma hatte versucht, ihn dazu zu überreden, ihre Jacht zu kaufen, und er hatte wieder und wieder behauptet, er würde sie nicht brauchen. Aber sie war hochmodern, und sie war schnell. Vielleicht nicht so schnell wie die Patrouillenschiffe, aber auch dessen war er inzwischen nicht mehr ganz sicher.
Als er das Büro verließ, schickte er ihr eine Botschaft über die Links und hoffte, dass wenigstens sie antworten würde.
35
D iese Kopfgeldjägerin sah nicht gut aus. DeRicci hatte noch nie jemanden gesehen, dessen Haut so grau war, dass es aussah, als wäre sie aus Mondstaub gemacht. Ihre Augen hatten tief in den Höhlen gelegen, und manchmal hatte sie während des Gesprächs geschwankt.
Dennoch hatte sie ihr ein Gefühl der Dringlichkeit vermitteln können. DeRicci wusste, dass sie Zweig/Tey finden musste, ehe die Frau erfolgreich verschwinden konnte.
In DeRiccis Magen brodelte es. Sie hoffte, das lag nur an der Anspannung, dem Kaffee und dem Gebäck. Das Letzte, was sie wollte, war dieses Virus, und sie würde es kriegen, wenn sie keinen Weg fanden, es aufzuhalten.
Van der Ketting und Landres hatten den Raum während ihres Gesprächs mit Oliviari verlassen. Vielleicht, um das zu tun, was DeRicci sie zu tun gebeten hatte – sie konnte sich kaum noch erinnern, was das gewesen war –, oder vielleicht weil sie, wie sie selbst, es kaum ertragen konnten, diese arme, verzweifelte kranke Frau anzusehen.
Wie viele Leute im medizinischen Versorgungszelt mochten so krank sein? Würden die Ärzte überleben?
DeRicci kannte die Geschichte des Tey-Virus nicht so, wie Oliviari es offensichtlich tat (und wäre es nicht nett gewesen, hätte sich das verdammte Weib bei der Stadt registrieren lassen, sodass nun niemand von all dem hätte überrascht werden müssen?); aber DeRicci hatte etliche Notfallkurse unter Kuppelbedingungen absolviert, und sie wusste, dass
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