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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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beweisen.
    Van der Ketting starrte zur Erde hinauf, die riesig in der Dunkelheit über ihnen hing. DeRicci sah sie ebenfalls an. Die Erde lieferte hier draußen die einzig sichtbare Farbe. DeRicci liebte dieses reine Blau, die Art, wie das Weiß über alles hinwegtrieb, die Leuchtkraft des Grüns. Eines Tages wollte sie dorthin reisen. Sie war noch nie an einem Ort gewesen, an dem draußen vielfältiger war als drinnen.
    Das Fahrzeug fuhr über einen Hügel und verlangsamte. Vor ihnen beherrschte ein großer Felsen den Horizont. Die Helfer lehnten an dem Ambulanzfahrzeug. Einer von ihnen deutete auf die Erde, als würde er dem anderen bestimmte Orte zeigen wollen.
    DeRicci fühlte ein erwartungsvolles Prickeln, kämpfte es aber sofort nieder. Sie liebte diesen Teil ihres Jobs, den Augenblick der Entdeckung, den Moment, in dem sie erfuhr, was es mit dem Fall – soweit es sich tatsächlich um einen Fall handelte –wirklich auf sich hatte. Dennoch versuchte sie, nicht so auszusehen, als hätte sie Freude an der Sache, denn gleich, was darüber hinaus geschehen war, jemand hatte soeben eine ihm nahe stehende Person verloren.
    Das Fahrzeug hielt neben der Streckenambulanz, und Frears rief die Sanitäter. Die drehten sich um, sichtlich überrascht von dem näher kommenden Fahrzeug. DeRicci fragte sich, ob überhaupt irgendjemand imstande war, sich an die Stille hier draußen zu gewöhnen.
    Gemeinsam stiegen sie aus dem Fahrzeug, und Frears stellte DeRicci und van der Ketting vor. Die beiden Bediensteten, Molly Robinson und Colin Danners, waren von nun an für die Besucher aus den Reihen der Polizei zuständig, wie Frears klar und deutlich verkündete, ehe er zu seinem Fahrzeug zurückkehrte, wendete und wieder zur Kuppel zurückfuhr.
    DeRicci schaute ihm hinterher und sah, wie das Fahrzeug Staub aufwühlte. Der Staub hatte keine Atmosphäre, durch die er hätte fliegen können, keine Luft, die ihn bremsen würde. Er flog fächerartig hinter den Rädern auf, und jeder Partikel hielt seine Position, bis er wieder am Boden landete.
    »Also schön«, sagte sie zu den Angestellten, nachdem Frears am Horizont verschwunden war. »Bringen Sie uns zu dem Opfer.«
    »Sie liegt gleich hinter dem Felsen«, sagte Robinson. Ihre Stimme war hoch und hauchig, die Stimme eines jungen Mädchens, auch wenn die Frau, die vor DeRicci stand, größer war als die Männer.
    Danners nickte. »Ich nehme an, sie hat …«
    »Bitte«, unterbrach DeRicci ihn. »Keine Theorien. Lassen Sie uns einfach einen Blick auf das Opfer werfen. Danach können wir uns unterhalten.«
    Sie wollte nicht noch mehr Spekulationen, als sie bereits hatte hören müssen. Es war stets das Beste, sich einem neuen Tatort mit einem aufgeweckten und unbeeinflussten Geist zu nähern.
    Danners und Robinson gingen nebeneinander um den Felsen herum. Dieses Mal war van der Ketting derjenige, der sie aufhielt. »Warum sind Sie nicht hintereinander gegangen?«
    Alle Sanitäter wurden angewiesen, sich einem Toten stets so zu nähern, dass sie nur eine Spur hinterließen. Auf diese Weise würden die Beweise, so sie denn benötigt wurden, am wenigsten beeinträchtigt werden.
    »Man hat uns gesagt, es handele sich um einen medizinischen Notfalleinsatz«, sagte Robinson mit dieser hauchigen Stimme. »Wir hatten keine Ahnung, dass die Läuferin tot war.«
    »Außerdem«, fügte Danners hinzu, »ist schon das ganze Feld hier durchgekommen. Wir werden hier gar nichts zerstören.«
    »Das können Sie nicht wissen«, widersprach DeRicci, obwohl sie den Verdacht hegte, dass Danners recht hatte. »Zeigen Sie uns einfach nur die Richtung, und wir gehen allein hin. Sie warten hier auf uns.«
    Robinson deutete auf den Felsen. »Sie liegt ein paar Meter hinter dem Felsen. Sie können sie nicht verfehlen. Sieht aus, als hätte sie sich zu einem Nickerchen zusammengerollt, bis Sie ihr nahe genug sind, einen Blick durch das Visier zu werfen.«
    DeRicci schauderte und war froh, dass ihre Emotion durch ihren Anzug verborgen blieb. Todesfälle außerhalb der Kuppeln waren stets eine hässliche Angelegenheit. Manchmal hätte DeRicci es vorgezogen, auf einen Todesfall zu stoßen, der auf einen plötzlichen Druckverlust zurückzuführen war. Der lieferte wenigstens Anlass zu der Vorstellung, dass der Tod schnell und schmerzlos eingetreten war.
    Sauerstoffentzug machte das Leiden des Opfers jedoch in jeder Pore des Leichnams deutlich.
    »Ich werde zuerst gehen«, sagte DeRicci zu van der Ketting und hoffte,

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