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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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kostspielige Umweltanzüge zu sehen bekommen, aber keinen derart ausgereiften. Der Anzug war geradezu unglaublich aufwändig. Sie hatte Werbung für Anzüge dieser Art gesehen. Sie dehnten sich, wenn der Körper sich dehnte, und zogen sich zusammen, wenn es der Träger tat. Sie reparierten und überwachten sich automatisch. Sie verfügten, wenn DeRicci sich recht erinnerte, sogar über diverse Notfellprogramme. Hatte diese Läuferin das Mondpaket gekauft, so hätte sie überall auf der Oberfläche und sogar im Mondraum sein können und in jedem Notfall Hilfe erhalten, ein katastrophales Versagen der Anzugsysteme eingeschlossen.
    DeRicci beugte sich so weit zurück, wie es ihr möglich war, ohne den Halt zu verlieren, und betrachtete die Stiefel.
    Sie besaßen die gleiche leuchtend rosafarbene Tönung wie der Anzug, aber sie bestanden aus einem anderen Material, was bedeutete, dass sie von einem anderen Hersteller gefertigt worden waren. Die Sohlen hatten ein Zahnprofil wie es die Stiefel vieler Außenmarathonläufer aufwiesen. Die Läufer glaubten, das Zahnprofil würde die Bodenhaftung verbessern.
    Aber in der Mitte des Stiefels befand sich eine zickzackförmige Einkerbung. DeRicci erkannte einen Blitz in dem Muster, auch wenn sie in ihrem Leben noch nie einen echten Blitz gesehen hatte.
    Sie wollte gerade einen Blick auf den Kratzer im Visier werfen, um nachzusehen, ob er wirklich genauso aussah oder dieser Eindruck nur ihrer lebhaften Vorstellungskraft entsprang, als sie plötzlich erstarrte.
    Offenbar hatte ihre Bewegung abrupt geendet, denn van der Ketting blickte von seiner Arbeit auf. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Kommen Sie her und sehen Sie sich die Stiefel an«, forderte DeRicci ihn auf. »Aber bleiben Sie in Ihrer Spur.«
    Er runzelte die Stirn, ging aber zu ihr, die Arme immer noch ausgebreitet. Als er die Schuhe sah, pfiff er anerkennend. »Teuer.«
    »Das ganze Paket ist teuer. Sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    »Sieht ähnlich aus wie der Kratzer im Visier.«
    »Und?«, hakte DeRicci nach, froh, dass er den Blitz offenbar genauso merkwürdig fand wie sie selbst.
    Er stierte die Stiefel an. »Kein ›Und‹.«
    »Es gibt sogar ein großes ›Und‹«, widersprach DeRicci. »Eines, das Gumiela, der Polizeipräsidentin, und, zum Teufel, vermutlich sogar dem Bürgermeister gar nicht gefallen dürfte.«
    Van der Ketting stützte die Hände auf die Knie auf und beugte sich weiter zu den Stiefeln vor. Beinahe wäre er gefallen, hätte DeRicci ihn nicht aufgefangen.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Seien Sie vorsichtig«, mahnte sie. »Sie hätten beinahe unser wichtigstes Beweisstück vernichtet.«
    Wieder blickte er sie stirnrunzelnd an, ehe er die Untersuchung der Stiefel fortsetzte, ohne sie dabei zu berühren. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Das Verschmutzungsmuster«, sagte sie. »Sehen Sie es sich genau an.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ein paar Partikel an den Zehen, die von vorbeikommenden Läufern stammen dürften, aber nichts Außergew … Oje. Da ist kein Schmutz im Profil. Die Sohlen sind so sauber wie bei einem brandneuen Paar Stiefel.«
    »Exakt«, sagte DeRicci. »Und Sie wissen, was das bedeutet.«
    Er hob den Kopf. Die Sonne spiegelte sich in der Kunststoffoberfläche seiner Haube. »Sie wurde hier abgelegt.«
    »Richtig«, bestätigte DeRicci. »Sie wurde hier abgelegt. Nach ihrer Ermordung.«

 
6
     
    O liviari brauchte beinahe fünfzehn Minuten, um den Leiter des medizinischen Teams aufzuspüren. All ihre Links zu den Notfallteams waren abgeschaltet – bis auf die zu den Alarmmeldungen und den Eingangsinformationen. Sie konnte keine Informationen mehr abrufen.
    Keines der anderen Mitglieder ihres Teams wirkte überrascht, als sie ihren Posten in der Nähe des Scooters verließ. Niemand versuchte, sie davon abzuhalten, zum Organisatorentisch zu gehen, wo sie erstmals innehielt, ehe sie ihren Weg bis hin zum Sammelpunkt fortsetzte.
    Als sie eines der Werkstattgebäude erreicht hatte, sah sie, wie eines der Oberflächenfahrzeuge wegfuhr und dem Weg folgte, den auch die Streckenambulanzen benutzten. Sie hatte recht gehabt: Die Polizei war hier, um einen Todesfall auf der Strecke zu untersuchen.
    Sie versuchte, sich locker zu geben und ruhig zu atmen; schließlich wollte sie nicht, dass bei der Überwachung ihrer eigenen Körperfunktionen irgendwelche Zeichen von Aufregung deutlich wurden, obwohl sie durchaus Aufregung verspürte. Dafür war vorwiegend der Zorn ob ihrer

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