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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sich ihr darboten, als tatsächlichen Hintergrund anstelle einer Einspeisung mit falschen Bildern, die lediglich auf der Oberfläche angezeigt wurde.
    Sie schaute hinein. Leere Betten erstreckten sich auf dem ganzen Weg bis zur hinteren Tür. Drei Sanitäter saßen in verschiedenen Teilen des Raums und verfolgten auf Wandschirmen die Bilder des Rennens. Ein vierter Sanitäter stellte silberne, fingergroße diagnostische Lesestifte auf einem großen Tisch in der Mitte des Zeltes bereit. Obwohl das medizinische Personal zur Diagnose auch die eigenen Chips benutzen konnte, zogen die meisten es vor, einen Lesestift einzusetzen. Auf diese Weise war es leichter, die Informationen mit dem Patienten zu teilen.
    »Noch keine Patienten?«, fragte DeRicci den Marathonbediensteten.
    »Wir hatten ein paar Notrufe und haben einige Teams ausgeschickt, aber bis jetzt ist noch kein verletzter Läufer hergebracht worden. Wir rechnen in Kürze mit dem Ersten.«
    Dergleichen hatte DeRicci bereits bei einem früheren Rennen erlebt. Das medizinische Notfallteam wartete – wenn möglich –, bis der erste Läufer die Ziellinie passiert hatte, ehe sie Verletzte hereinbrachten. Auf diese Weise fiel es nicht so auf, wenn ein Läufer, gestützt von seinen »Freunden«, ins Kontrollzelt gebracht wurde.
    Nur manchmal wurden schon früher Läufer hergebracht. Bei jenem Rennen hatte DeRicci erfahren, dass in dem Jahr zwischen den Marathonläufen ein Felsbrocken auf den Weg gestürzt war und das Organisationskomitee es nicht für nötig befunden hatte, den Kurs zu ändern. Diese kleine Nachlässigkeit hatte etliche Verletzungen nach sich gezogen. Und den Todesfall, den DeRicci seinerzeit untersucht hatte.
    DeRicci nahm die Hand vom Fenster, nickte dem Bediensteten zu und ging zu dem Oberflächenfahrzeug zurück. Ihr war bewusst, dass die Zuschauer im Inneren der Kuppel jede ihrer Bewegungen verfolgten.
    Die Umweltanzüge der Polizei waren nicht markiert. Auf der Innenseite der Kuppel konnte niemand erkennen, dass sie mehr als nur irgendein freiwilliger Helfer war, wenn auch ausgestattet mit einem sehr billigen Anzug. Dennoch hatte sie das Gefühl aufzufallen, ein Gefühl, das, so vermutete sie, daraus entstanden war, dass die Organisatoren so sorgsam darauf bedacht gewesen waren, sie und van der Ketting von den Zuschauern fernzuhalten.
    Frears saß bereits in dem Fahrzeug, als sie und van der Ketting dort eintrafen. Das Fahrzeug war groß, gebaut für mehrere Personen und Fracht. Zwei Sitze vorn, zwei Bänke hinten, dazu ein langer offener Bereich, der bei Bedarf auf Knopfdruck unter einem Dach verschwand.
    »Können wir?«, fragte Frears, und selbst in dieser unverfänglichen Frage lag ein vage sarkastischer Ton, der DeRicci nicht entging.
    »Wir können«, antwortete sie.
    Das Fahrzeug tat einen Satz, verließ die gepflasterte Straße und fuhr auf das befestigtes Gelände. DeRicci verfluchte das Oberflächenfahrzeug, und nicht allein wegen der ruckeligen Fahrt zu dem Ort, an dem das Opfer lag. Sie verfluchte es, weil es Beweise vernichtete, und sie verfluchte es, weil es eine eigene Spur hinterließ, als wäre alles andere nicht so wichtig.
    Aber sie bat Frears nicht, die Spuren der Läufer zu umfahren, draußen war es stets wichtig, vorgegebenen Pfaden zu folgen. Die Oberfläche konnte tückisch sein. Manchmal sah ein Krater kleiner aus als er war, und manchmal war er gar nicht zu sehen. Dergleichen konnte ein Fahrzeug leicht aus der Spur bringen, es womöglich umkippen oder gar sich überschlagen lassen.
    Draußen war alles mit Gefahren überfrachtet, die DeRicci für unnötig hielt. Manchmal dachte sie, dass sie, würde sie je ins Direktorium gewählt werden (als wäre das auch nur entfernt im Bereich des Möglichen), sich dafür einsetzen würde, die ganze Oberfläche zu überkuppeln, und schon wäre die Sache erledigt.
    Die Fahrt war kurz. DeRicci sah Felsen und kahle Landschaft vorüberziehen. Auf diesem Teil der Strecke waren keine anderen Läufer zu sehen; offenbar hatten selbst die Langsamsten die ersten fünf Meilen längst hinter sich gebracht.
    Natürlich waren, anders als bei Rennen innerhalb der Kuppel, bei diesem Marathon nur Läufer zugelassen, die sich dadurch qualifizieren konnten, in anderen Marathonläufen einen der vorderen Plätze belegt zu haben. Nur zum Spaß lief hier niemand mit. Dieser Marathon war für die Besten der Besten gedacht, oder zumindest für die Besten unter jenen, die meinten, sie müssten irgendetwas

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