Miles Flint 02 - Die Lautlosen
war.
Sie war an Sauerstoffmangel gestorben.
Van der Ketting kauerte neben DeRicci, als er beinahe auf die Leiche gestürzt wäre. Er packte DeRiccis Arm, um sich abzustützen und seinen Sturz abzufangen.
»Fehlfunktion im Anzug?«, fragte er über seinen persönlichen Link.
»Keine Ahnung«, antwortete DeRicci.
Sie richtete sich leicht auf, ohne den Blick von dem Helm abzuwenden. Er war voller Staub und sah grauer aus als der Anzug selbst. DeRicci wusste nicht recht, warum der Helm staubiger sein sollte als der Anzug.
Die Hände des Opfers steckten in gewöhnlichen Handschuhen, dick und schwer, nicht für so feine Arbeiten ausgelegt wie die, die DeRicci trug. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, welche Art Handschuhe die anderen Läufer getragen hatten, aber es gelang ihr nicht. Sie wusste nicht, ob diese Handschuhe dem Reglement entsprachen oder nicht.
»Überprüfen Sie noch einmal alle Informationen, die wir bekommen haben«, sagte sie zu van der Ketting. »Hat diese Frau ihren Panikknopf gedrückt?«
»Ich dachte, Chaiken hätte gesagt, ein Mann hätte das getan«, entgegnete van der Ketting.
Das entsprach auch DeRiccis Erinnerung. »Überprüfen Sie es.«
Van der Ketting nickte. Noch immer am Boden kauernd und den Blick auf die Leiche gerichtet ging er die vorangegangenen Befragungen noch einmal durch.
DeRicci untersuchte derweil den Boden rund um die Leiche. Von Fußabdrücken abgesehen konnte sie keine Spuren im Staub erkennen. Keine Abdrücke von Handschuhen, keine Wischspuren, die auf einen Kampf gedeutet hätten, und, wichtiger als alles andere, keine aufgeworfenen Mondstaubpartikel, die DeRicci erwartet hätte, wenn jemand zusammengebrochen und zu Boden gestürzt war, ohne sich abzustützen.
»Keine Kontaktaufnahme seitens dieser Läuferin«, erklärte van der Ketting. »Ein männlicher Läufer hat sie gefunden und seinen Panikknopf gedrückt, und alle dachten, sie würden seinetwegen ausrücken müssen. Tatsächlich waren seine Biowerte so gut, das einige Angehörige des medizinischen Teams dachten, das Ganze wäre nur ein Streich.«
Van der Ketting hatte mehr getan, als nur die Befragungen noch einmal durchzusehen. Er hatte sich Zugang zu einigen anderen Dateien verschafft, den Dateien, die DeRicci sich nur hatte ansehen wollen, sollte sich der Fall als verdächtig erweisen.
Und das hatte er.
»Zeichnen Sie alles hier auf und schauen Sie nach ihrem Panikknopf. Sehen Sie nach, ob sie eine dieser Verrückten war, die glauben, sie dürften nicht um Hilfe rufen.«
Van der Ketting nickte und streckte den Arm über die Leiche. Neben einer Komplettaufnahme fertigte er auch einige Detailaufnahmen an.
DeRicci sah sich den Bereich hinter dem Leichnam an. Auch hier gab es keine Spuren im Staub, abgesehen von Fußabdrücken und einer winzigen Spur fächerförmig niedergegangener Partikel, die sie vermutlich übersehen hätte, hätte sie nicht so genau hingeschaut.
Die Leiche war nicht aus einer stehenden Position zu Boden gefallen. Wenn überhaupt, dann musste die Frau sich vorsichtig zu Boden gelegt haben wie ein Mensch, der sich zum Schlafen niederlegt.
Dann runzelte DeRicci die Stirn. Sie sah sich den Helm noch einmal an und den umgebenden Boden. Hier gab es keine fächerförmigen Spuren, seien sie groß oder klein. Entweder war der Kopf so langsam zu Boden gegangen, dass es keinen Aufprall gegeben hatte, oder er war sanft abgelegt worden.
Die letzte Vorstellung gefiel DeRicci überhaupt nicht. Sie hätte nicht zulassen sollen, dass sich derlei Gedanken einschlichen. Bei einem Marathon sollte man mit Todesfällen rechnen. Die Organisatoren sollten einen Grund zum Feiern haben, wann immer ein Marathon zu Ende ging, ohne dass dabei ein Läufer sein Leben ließ.
Van der Ketting bewegte noch immer den Arm über die Leiche. Vermutlich fertigte er zugleich mit den visuellen Aufzeichnungen auch noch Mikroscans an. Gut. Sie würden alle Informationen brauchen, die sie kriegen konnten.
DeRicci ging in ihrer eigenen Spur ein wenig zurück und achtete sorgfältig darauf, die Füße nur dort aufzusetzen, wo sie oder van der Ketting schon zuvor gewesen waren. Sie bewegte sich nur etwa einen halben Meter zurück, um die untere Hälfte des Leichnams in Augenschein zu nehmen.
Die Beine lagen exakt parallel und waren in den Knien angewinkelt. Keine offensichtlichen Risse im Anzug, nicht auf der Oberseite. Keine verdrehten Fasern im Gewebe, keine Zusammenballungen des Materials.
DeRicci hatte schon einige
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