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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nur die Szenerie betrachtete oder sich Gedanken um den Fall machte. Vielleicht tat er beides.
    Frears wartete neben dem Oberflächenfahrzeug auf sie. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, der Rücken gerade, seine Körpersprache so unverkennbar verärgert, dass DeRicci überlegte, ob er diese Pose möglicherweise mit Absicht eingenommen hatte.
    Sie wandte sich von ihm ab. Noch waren keine Läufer zu sehen, aber sie nahm an, dass die ersten schon bald die Ziellinie überqueren wanden. Dann würde hier ein absolutes Chaos herrschen.
    Ehe sie zu dem Oberflächenfahrzeug ging, machte sie sich auf den Weg zum Sanitätszelt.
    »Ich dachte, Sie wollten die Leiche sehen.« Die Stimme, die sie über den Link hörte, gehörte Frears. Er hörte sich so ungeduldig an wie er aussah.
    »Gleich«, erwiderte DeRicci. »Erst muss ich noch einen Besuch machen.«
    »Ich muss hier sein, wenn der erste Läufer zurückkommt«, erklärte Frears, aber DeRicci ignorierte ihn. Hätte er tatsächlich hier sein müssen, wenn der erste Läufer die Ziellinie erreichte, dann hätten die Organisatoren ihn nicht zu ihrer Unterstützung abgestellt. Dennoch war das eine geschickte Methode, auf die ein Grünschnabel wie van der Ketting gewiss hereingefallen wäre.
    Van der Ketting hatte Probleme, mit ihr mitzuhalten. Er stolperte über die Oberfläche, ständig bemüht, sich am Boden zu halten. Offensichtlich hatte er nie gelernt, wie man sich draußen bewegen sollte.
    Und DeRicci würde es ihm auch nicht beibringen. Den größten Teil der Zeit würde er so oder so im Fahrzeug verbringen, und sie würde ihm Aufgaben zuteilen, die ihn dort festhalten würden. Bei seinem Gang war das Letzte, was er brauchte, eine Wanderung über ungepflasterten Mondboden mit all den Felsen und den faustgroßen Kratern, perfekt dazu geeignet, sich mit den Stiefeln darin zu verfangen.
    Das medizinische Versorgungszelt war eindeutig nur für diesen Tag montiert worden. Es besaß eine eigene Atmosphäre, und der Hintereingang war mit einem der Wartungszugänge zur Kuppel verbunden; auf diese Weise konnten die dekontaminierten Läufer in die Kuppel gehen, ohne noch einmal ihren Umweltanzug anlegen zu müssen.
    DeRicci ging auf die Eingangstür zu, die der Ziellinie am nächsten war. Eine große Person in einem ebenfalls weißen Umweltanzug streckte eine behandschuhte Hand aus, um sie aufzuhalten.
    »Tut mir leid. Von hier an haben nur Teilnehmer des Marathonlaufs Zutritt.« Dieses Mal ertönte eine Tenorstimme über den Link, aber DeRicci konnte nicht erkennen, ob sie es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hatte. Sogar das Gesicht, das sie durch das Visier nur vage erkennen konnte, kam ihr androgyn vor.
    »Polizei«, sagte DeRicci.
    »Tut mir leid. Ich bin nicht autorisiert, irgendjemanden hineinzulassen, bevor das Rennen vorbei ist.«
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte DeRicci, obwohl sie wusste, dass sie ihren Willen hätte durchsetzen können, hätte ihr der Sinn danach gestanden. »Lassen Sie mich nur einen Blick hineinwerfen.«
    Der Marathonbedienstete machte kehrt, eine Bewegung, die beinahe an eine Pirouette erinnerte, und ging auf die Tür zu. DeRicci war bis dahin gar nicht aufgefallen, wie anders sich alle hier draußen bewegten. Während ihrer Ermittlungen bei früheren Mondmarathonläufen war sie stets direkt zum Schauplatz gegangen oder hatte sich an Orten mit eigener Atmosphäre aufgehalten.
    DeRicci folgte der Person und kam sich, angesichts der eleganten Bewegungsabläufe ihres Gesprächspartners, schrecklich plump vor. Und wenn DeRicci sich schon plump vorkam, wie, so fragte sie sich, musste sich dann van der Ketting fühlen, während er hinter ihr her stolperte.
    Die Person blieb an der Tür stehen und öffnete einen Vorhang, der ein großes Fenster verdeckt hatte. DeRicci platzierte eine Hand samt Handschuh auf der Oberfläche des Fensters, während sie hineinblickte. Polizeianzüge waren mit einigen berufsspezifischen Extras ausgestattet. In den Handschuhen befanden sich Chips zur Berührungsanalyse, und ihr standen diverse Möglichkeiten zur Verfügung, alles aufzuzeichnen, was der Anzug empfing, einschließlich bewegter Bilder.
    Über ihren persönlichen Link schickte sie van der Ketting eine kurze Nachricht: Alles aufzeichnen. Sie würde sich um ihre eigenen Aufzeichnungen kümmern, aber sie wollte, dass seine vorrangig herangezogen würden.
    Der Handschuh identifizierte das Material des Fensters als durchsichtiges Plastik, die Bilder, die

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