Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Detail der Erkundigungen zu offenbaren, die sie im Vorfeld eingezogen hatte, während sie auf ihn gewartet hatte.
»Es ist leicht, sich hervorzutun«, sagte er, »wenn man weiß, woran man teilnehmen sollte.«
»Woran man teilnehmen sollte?« DeRicci verstand nicht, was er meinte.
»Man muss seine Fähigkeiten und die Veranstaltungen kennen.« Er wedelte ein wenig herablassend mit der Hand. »Ich laufe nicht gern bei niedriger Schwerkraft; aber ich bin gut bei 1g. Ich klettere und schwimme gern, und ich bin in beidem gut. Wenn also eine Sportart beides umfasst, bin ich dabei. So habe ich es immer gemacht. Und dann habe ich angefangen, mir Reiserouten zusammenzustellen, anfangs nur für mich und ein paar Freunde. Jane war diejenige, die mich überzeugt hat, meine Exkursionen der Öffentlichkeit anzubieten. Sie hat gesagt, es gäbe eine Menge Leute, die gern ihre Grenzen austesten würden, und sie hatte recht. Sie hatte in vielen Dingen recht.«
»Zum Beispiel?«, fragte DeRicci nach.
Er schüttelte den Kopf. »Kleine Dinge.«
Offenbar war er derzeit nicht bereit, die Frage zu beantworten. DeRicci kam sich vor, als würde sie ihn umkreisen und nach einer Öffnung suchen, einem Weg, eine Tür zu Coburns Geheimnissen aufzustoßen.
»Sie sagten, Sie seien gerade erst zurückgekommen«, wechselte sie das Thema. »Von wo?«
»Freexen«, sagte er. »Jane wollte eine Exkursion dorthin anbieten.«
DeRicci fand seine Aussage interessant. Nicht er wollte eine Exkursion nach Freexen anbieten, Jane wollte.
»Welche Art von Exkursion?«, fragte sie.
»Was immer ich zusammenstellen konnte.« Er sprach zu schnell. Diese Antwort hatte er sich schon zurechtgelegt, als er Freexen erwähnt hatte.
»Freexen ist sehr weit von hier entfernt«, bemerkte DeRicci. »Jane muss schon vor einer ganzen Weile Kontakt zu Ihnen aufgenommen haben, um Sie zurückzurufen.«
»Ja«, bestätigte er, ging aber nicht näher darauf ein.
Coburn lief nicht mehr auf und ab, und er sprach nicht mehr so frei wie am Anfang. DeRicci fragte sich, ob das am Thema lag oder an dem Patzer, den sie sich kurz zuvor geleistet hatte.
Es war wohl an der Zeit, Inhalt und Form der Befragung zu verändern.
»Was haben sie getan, als sie Janes Leiche gefunden haben?«, fragte sie.
»Den Panikknopf gedrückt«, antwortete Coburn und runzelte die Stirn. Mit diesem Themenwechsel hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
»Ihren oder Janes?«, fragte DeRicci, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
»Meinen.«
»Warum nicht ihren?«
Sein Mund öffnete sich und schloss sich wieder, als hätte er beschlossen, das, was er hatte sagen wollen, doch nicht auszusprechen. »Ich weiß es nicht.«
»Sie wissen es nicht?« Zum ersten Mal legte DeRicci eine Spur von Zweifel in ihren Tonfall. »Sie hätten Janes Panikknopf drücken und weiterlaufen können. Niemand hätte ihnen daraus einen Vorwurf gemacht. Sie wären imstande gewesen, das Rennen zu beenden.«
Coburn gab ein leises Schnauben von sich, als wäre er entsetzt über ihre Worte. »Jane ist tot, Detective. Warum sollte ich da noch den Wunsch haben, irgendein blödes Rennen zu beenden?«
Die richtige Antwort, vorgetragen mit dem richtigen Maß an Empörung. Ganz gegen ihren Willen stellte DeRicci fest, dass er überzeugend auf sie wirkte.
Und das gefiel ihr nicht. Coburn hatte ein traditionelles Mordmotiv und genügend widerstreitende Emotionen, um es in die Tat umzusetzen. Allerdings wusste sie nicht so recht, wie er das hätte tun sollen, vorausgesetzt, Jane Zweig hatte zu Beginn des Rennens noch gelebt.
Coburn schien zu begreifen, welche Richtung DeRiccis Gedanken eingeschlagen hatten, denn er sagte: »Ich bin nicht die einzige Person, die Probleme mit Jane hatte.«
»Tatsächlich?« DeRicci wünschte, er hätte den Mund gehalten. Einer ihrer alten Partner, damals, in jener Zeit, in der man im Department noch geglaubt hatte, sie würde es zu etwas bringen, hatte gesagt, jeder, der bei einer Befragung zu einem Mord freiwillig Informationen preisgibt, insbesonders solche über andere Verdächtige, sei normalerweise schuldig.
»Tatsächlich«, sagte Coburn. »Jane ist ein schwieriger Mensch.«
Den Verdacht hegte DeRicci inzwischen auch.
»Ich musste für sie bürgen«, sagte er.
»Wofür?«
»Für den Marathon.« Er starrte DeRicci an, als könne er nicht fassen, dass sie das nicht wusste.
»Bei den Organisatoren?«
Coburn nickte. »Sie hat letztes Jahr versucht, den Marathon zu übernehmen und in unser
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