Miles Flint 02 - Die Lautlosen
irre.«
16
F lint bereitete sich vor. Die Luft in seinem Büro kam ihm kalt vor; also drehte er die Temperatur ein wenig auf. Er war wegen dieses Treffens einfach zu nervös.
Seine Neugier war geweckt, und er wusste, dass das ein Problem aufwerfen konnte. Paloma hatte ihn von Beginn an davor gewarnt, einen Fall aus bloßer Neugier zu übernehmen. Der Fall selbst musste bestimmte Kriterien erfüllen, und das wichtigste darunter war, dass er keine verdächtigen Elemente aufweisen durfte – keine Möglichkeiten für Kopfgeldjäger oder andere, eben den Verschwundenen aufzuspüren, den Flint gerade suchte.
Dieser Fall war von Anfang an verdächtig gewesen.
Dennoch wollte Flint hören, was Wagner zu sagen hatte.
Wagners Luftlimousine parkte nun schon seit fünf Minuten auf der anderen Straßenseite. Vielleicht gefiel ihm die heruntergekommene Fassade des Hauses nicht sonderlich, oder vielleicht war ihm nicht bewusst gewesen, dass er in diesen alten Teil von Armstrong würde fahren müssen. Die Fahrerin schien sich mit ihm zu streiten, und Wagner schüttelte vehement den Kopf.
Endlich stieg Wagner aus. Die Fahrerin lehnte sich aus dem Fenster auf der Beifahrerseite und brüllte ihm hinterher. Flint verzichtete auf die Audioübertragung; daher konnte er die Worte nicht hören, aber im Wesentlichen war klar, worum es ging. Die Fahrerin wollte nicht, dass Wagner das Gebäude allein betrat.
Einen Moment später rannte Wagner über die Straße, als wäre ihm jemand auf den Fersen. Er erreichte Flints Haus, beäugte die Türen, als könne er nicht fassen, dass er hierher gekommen war, und fixierte das Firmenschild des Lokalisierungsspezialisten.
Wagner hob die Hand, um anzuklopfen, schien es sich dann aber anders zu überlegen und drehte den Türknauf. Er wirkte regelrecht verwundert, als die Tür aufging, und noch mehr schien es ihn zu erstaunen, als er eintrat und all seine Links abgeschaltet wurden.
»Mr.. Wagner«, sagte Flint trocken.
Wagner musterte ihn mit gerunzelter Stirn.
»Ihre Links werden draußen wieder normal arbeiten; aber hier drin werden Sie so allein sein, wie eine Person nur sein kann. Wenn Ihnen das nicht passt, heuern Sie mich nicht an.« Das war’s. Die Kampfansage war ausgesprochen. Damit wusste Wagner von Anfang an, dass Flint nicht so leicht zu manipulieren war wie ein durchschnittlicher unerfahrener Lokalisierer.
Flints Sicherheitssystem hatte zwei weitere, kompliziertere Links aufgespürt und abgeschaltet. Flint betätigte eine Taste seiner Tastatur, um sicherzustellen, dass das Sicherheitssystem jede Art von Schad- oder Spionageprogramm erkennen und ausschalten würde, ehe er die Finger an die Schläfe legte und Wagner zulächelte.
»Wollen Sie mich immer noch anheuern, oder haben Sie es sich jetzt anders überlegt?«
»Wie haben Sie das gemacht?« Wagners Hand lag noch immer auf dem Türknauf und hielt die Tür offen. »Wie konnten Sie mich einfach so abschalten? So etwas hat noch nie jemand mit mir gemacht.«
Zumindest nicht so, dass er es gemerkt hatte. Flint sorgte stets dafür, dass die Person, deren Links von seinem Sicherheitssystem abgeschaltet wurden, auch davon erfuhr. Auf diese Weise wusste die Person genau, worauf sie sich einließ.
»Bleiben Sie, oder gehen Sie«, sagte Flint. »Mir ist egal, was Sie tun, wenn Sie nur die Tür schließen.«
»Reaktivieren Sie meine Links, und ich komme herein.«
Flint schüttelte den Kopf. »Sie befinden sich jetzt auf meinem Grund und Boden. Sie werden meine Regeln befolgen müssen, oder Sie verschwinden von hier.«
Wagner musterte ihn einen Augenblick lang. Dann öffnete er die Tür noch weiter. »Ich muss den Kontakt zu meinen Leuten aufrechterhalten.«
»Dann wissen Sie ja, was zu tun ist«, erwiderte Flint. »Suchen Sie sich einen anderen Lokalisierungsspezialisten.«
Wagner trat ein, nach wie vor sichtlich verwirrt ob des Schweigens, das Flint in seinem Kopf ausgelöst hatte. »Hören Sie, ich will niemand anderen …«
»Schön«, sagte Flint, tippte auf eine andere Taste, und die Tür fiel krachend ins Schloss.
Wagner zuckte erschrocken zusammen. Seine Augen weiteten sich. »Aber«, brachte er in dem gleichen Ton zustande, den er schon vorher angeschlagen hatte, »ich kann auf diese Art nicht mit Ihnen arbeiten. Ich muss Kontakt halten.«
»Ich handele mit Informationen, Mr.. Wagner«, erklärte Flint. »Ich kann nicht zulassen, dass diese Informationen ungehindert in die eine oder andere Richtung meine Schwelle
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