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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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annähernd gewachsen, und nach allem, was er von ihr zu hören bekommen hatte, hatte niemand auch nur den Versuch unternommen, ihr die Sache etwas leichter zu machen.
    Und er würde es auch nicht tun. Das lag in der Natur seines Jobs. Aber zum ersten Mal, seit sie über seine Schwelle gekommen war, empfand er Mitgefühl für sie.
    »Was tun sie dann?«, hakte er noch einmal nach.
    Sie schluckte krampfhaft, spannte die Schultern und drückte den Rücken durch. Dann reckte sie ihr Kinn leicht vor. »Sie benutzen die Leute, die mit der Leiche in Berührung gekommen sind – und ich meine ›Leute‹ ganz allgemein, das können Disty sein oder Menschen oder Rev –, einfach jeden, der dabei war, als die Leiche gefunden wurde … und diese Leute müssen die Dekontaminationsarbeit durchführen.«
    Ihre Stimme versagte, und sie unterbrach sich. Als deutlich wurde, dass sie nicht mehr sagen würde, ergriff er das Wort.
    »Ist diese Dekontaminationsarbeit auch eine Art von Ritual?«
    Sie nickte. »Man hat mir die Details nicht genannt, also habe ich selbst nachgesehen. Marter – so nennen sie das. Sie benutzen Körperflüssigkeiten – nicht zwangsläufig Blut, aber das gehört bei Menschen zu den bevorzugten Materialien –, kombiniert mit einem Austausch von Körperteilen, abgetrennten Körperteilen, und dazu kommen noch ein paar wirklich groteske Dinge, die ich nicht erläutern möchte. Ich möchte nicht einmal daran denken.«
    Ihre Stimme wurde lauter, während sie berichtete. Sie hatte die Finger ineinander verschränkt und rang und rang und rang sie, als könnte diese Geste ihre eigenen Worte zum Verschwinden bringen.
    »Man hat mir gesagt, dass nicht viele Menschen diese Art des Dekontaminationsprozesses überleben.«
    »Was ist mit den Disty?«, fragte er. »Überleben die?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht gefragt.«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, rieb sich die Schläfen und tippte dann mit der Fingerspitze an sein Kinn. Er hatte die Resultate von Disty-Vergeltungsmorden gesehen – Leichen, ausgebreitet, die Gedärme entnommen, um mit ihnen den Raum zu dekorieren. Das Muster der Blutspuren in der Umgebung menschlicher Opfer von Vergeltungsmorden wies stets darauf hin, dass die Opfer noch am Leben gewesen waren, als sie ausgeweidet worden waren.
    Wenn die Disty dergleichen tun konnten, dann konnten sie sich gewiss auch ähnlich grausige Dinge für ein »Dekontaminationsritual« einfallen lassen.
    »Wie viel Zeit bleibt Ihnen, bis die Disty zu dem Schluss kommen, dass es diese Kinder nicht mehr gibt?«, fragte er.
    »Anfänglich war es nur ein Monat«, berichtete sie. »Aber ich konnte den Disty zeigen, dass Jørgens Leiche dreißig Jahre unter einem Gebäude gelegen hat und dass sie nicht dort getötet wurde.«
    »Sie konnten ihnen das zeigen?«, fragte Flint. »Ich dachte, Sie könnten aufgrund Ihrer Kontamination keinen Umgang mit ihnen pflegen?«
    »Offenbar breitet sich die Kontamination nicht auf Arbeitsmaterialien aus«, erwiderte sie. »Zumindest nicht auf Videoaufzeichnungen. Ich habe eine Aufzeichnung von meinen Beweisen angefertigt und alles genau erklärt, und das HPD hat die Aufzeichnung einer Disty-Todesschwadron gezeigt. Die Todesschwadron hat daraufhin entschieden, dass die Kontamination nicht ganz so schlimm sei, wenn die Person an einem anderen Ort getötet wurde, also haben sie uns einen Aufschub gewährt.«
    »Einen Aufschub?«, fragte er. »So, als hätten Sie Ihre Miete nicht rechtzeitig bezahlt?«
    Sie schenkte ihm ein geistesabwesendes Lächeln. »Nicht ganz. Ihre Gesetze legen den Grad der Kontamination und die Zeit fest, die zur Beseitigung notwendig ist. Je länger eine Leiche am Ort ihres Todes bleibt, desto schlimmer die Kontamination, aber anscheinend kontaminiert ein Leichnam, der an einen anderen Ort verbracht wurde, die Umgebung weniger. Der Zeitraum war mit dreißig Jahren kürzer, als die Disty vermutet hatten, und die Tatsache, dass Jørgen anderenorts getötet wurde, hat die Dringlichkeit auch etwas gemindert. Darum haben wir jetzt sechs Monate Zeit, um die Familienangehörigen zu finden.«
    »Sechs Monate«, wiederholte Flint, während er über die Größenordnung des Falles nachdachte. Er selbst hatte noch keinen Fall bearbeitet, der sich so lange hingezogen hätte, aber während seiner Ausbildung hatte Paloma ihm von Fällen erzählt, deren Bearbeitung sie Jahre gekostet hatte. Sie hatte ihm eine Daumenregel genannt: Je mehr außerirdische Gruppen, je

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