Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Leute beim HPD: um uns eine Chance zu geben. Bitte, Mr. Flint! Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Er würde nicht zulassen, dass sich dieser Zeitdruck auf seine Entscheidung auswirkte. »Warum haben die anderen Lokalisierer Sie abgewiesen?«
Wieder bedachte sie ihn mit einem wütenden Blick. »Mal sehen. Die ersten drei – die arbeiten alle in der Saharakuppel. Die wollten sich nicht mit den Disty anlegen. Sie wissen genau, dass wer immer in die Nähe der Leiche kommt, kontaminiert wäre.«
»Ich für meinen Teil sehe keine Notwendigkeit, in deren Nähe zu kommen«, bemerkte Flint.
»So habe ich auch argumentiert«, sagte sie. »Aber diese drei Leute wollten nichts davon hören. Also habe ich mit einem Lokalisierungsspezialisten in White Rock gesprochen. Der hat nur mit Verschwundenen gearbeitet, die sich mutmaßlich auf dem Mars aufhalten, und er ist davon ausgegangen, dass die Kinder, sollte es Jørgen gelungen sein, sie fortzuschaffen, nicht auf dem Mars sein dürften, vor allem dann nicht, wenn Jørgen dort gestorben sein sollte.«
»Das ist eine absolut unsinnige Argumentation«, stellte Flint fest.
»Ach tatsächlich!«, gab Costard zurück, nun wieder in dem Tonfall, den sie benutzt hatte, als sie sein Büro betreten hatte, dem Tonfall, der niemanden verschonte und die ganze Litanei der Probleme abdeckte, als würde sie eine persönliche Kränkung in ihnen sehen – was Costard, wie Flint vermutete, auch tat.
»Und die anderen vier Lokalisierungsspezialisten?«, fragte Flint.
»Zwei waren in Pathfinder City. Einer hat sich geweigert, mit einer Person zu verhandeln, die nicht mit den Untergetauchten verwandt ist, und der andere hat nur für Versicherungsgesellschaften und Anwälte gearbeitet. Die letzten beiden von Ihren Kollegen saßen in Aram Chaos und haben wie die anderen nur über meine Links mit mir gesprochen. Einer dieser Lokalisierungsspezialisten hat mir versprochen, sich bei mir zu melden, hat es aber nie getan. Der andere hat mir gesagt, meinen Fall zu übernehmen könne nur ein Ausdruck von Todessehnsucht sein, nicht nur wegen der Disty, sondern auch wegen der M’Kri-Stammesangehörigen.«
»Hatten Sie nicht gesagt, die würden nicht töten?«, hakte Flint nach.
»Das tun sie auch nicht. Das habe ich ihm auch erklärt und ihm gesagt, er sei falsch informiert, aber ich konnte ihn nicht überzeugen, und da ich ihn nicht überzeugen konnte, konnte ich ihn auch nicht anheuern. Ich habe den ganzen verdammten Planeten bereist, und niemand wollte mir helfen, also bin ich hierhergekommen.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Und jetzt fange ich an zu glauben, dass ich die Disty um eine Sondergenehmigung für die Rückkehr zur Erde bitten muss, weil Sie mir auch nicht helfen werden, oder liege ich da etwa falsch, Mr. Flint?«
»Es gibt noch andere Lokalisierungsspezialisten auf dem Mond«, entgegnete er.
»Ich habe Nachforschungen angestellt. Die meisten scheinen nicht besonders verlässlich zu sein.«
»Haben Sie viel über mich erfahren können?«, erkundigte er sich verwundert. Er hatte stets darauf geachtet, die Informationen, die über ihn kursierten, auf ein Minimum zu begrenzen.
»Nicht über Sie als Lokalisierungsspezialisten«, sagte sie. »Aber mir gefällt Ihr Werdegang im Polizeidienst, und Computererfahrung haben Sie auch. Und …«
Ihre Stimme verlor sich. Sein Herz schlug dennoch recht heftig, denn er ahnte, was sie sagen würde, wollte ihr das aber auf gar keinen Fall zu erkennen geben. Und er wollte nicht, dass sie es aussprach.
»Und?«, fragte er dennoch.
»Ich habe gesehen, wie Sie die Behörden zur Schließung der Kindertagesstätte aufgefordert haben. Diese alte Videoaufzeichnung ist wirklich bewegend. Und ich dachte mir, wer einmal so viel Einsatz gezeigt hat, tut das vielleicht wieder.«
Flints Magen brodelte in seinem Inneren. Er wollte sie anbrüllen: Jeder hätte da Einsatz gezeigt! Meine Tochter ist dort gestorben! Abereine der wichtigsten Regeln der Lokalisierung verlangte, die eigenen Gefühle für sich zu behalten. Persönliches zu jeder Zeit vertraulich zu behandeln.
Er wünschte, er könnte dieses Video aus den diversen Archiven verschwinden lassen, auf dass niemals wieder jemand darüber stolperte, der Nachforschungen über ihn anstellte. Aber das konnte er nicht. Es war so häufig vervielfältigt worden, er würde niemals alle Kopien aufspüren können.
Es war da, um von seinen künftigen und ehemaligen Klienten ebenso gefunden zu werden wie von
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