Miles Flint 05 - Paloma
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N oelle DeRicci stand vor den Fenstern ihres Büros und starrte hinaus auf die Stadt Armstrong. Der Schaden, den die Stadt vor über einem Jahr durch einen Bombenanschlag erlitten hatte, war inzwischen beinahe behoben. Die Narbe konnte sie immer noch sehen – die unbewohnbaren Häuser, das Loch im einst vertrauten Netzwerk der Straßen.
Aber die Kuppel selbst sah perfekt aus. Die Kuppelarbeiter hatten gerade vor zwei Tagen das letzte Element ersetzt. Sie hatte den Feierlichkeiten beigewohnt, hatte über den Verlust, die Trauer und den Wiederaufbau gesprochen, wie es von ihr erwartet wurde, und sie hatte ihre linke Hand unter dem Rednerpult versteckt, zu einer festen Faust zusammengeballt.
Niemandem schien aufzufallen, dass sie – die Polizei, ihr Büro, all die anderen an den Ermittlungen beteiligten Gruppierungen – die Identität des Bombenlegers nie hatten ermitteln können. Sie wussten nicht einmal, was in diesem Bezirk passiert war, nicht wirklich.
Eine Theorie folgte der anderen, und schließlich hatte sich die Regierung auf eine Version festgelegt – Terroristen, die nicht aus Armstrong stammten, die unzufrieden mit der Politik der Erdallianz waren, hatten die Bombe gelegt, um sie sie im Verlauf einiger Konferenzen explodieren zu lassen, die der Besprechung kontroverser Fragen innerhalb der Allianz dienten.
Doch das war eine genauso unbelegbare Mutmaßung wie die, die sie gerade zwei Tage zuvor gehört hatte – dass die Regierung selbst ein Loch in die Kuppel gesprengt habe, um die Bevölkerung einzuschüchtern, damit die Bürger sich willfährig den Vereinigten Kuppeln des Mondes ergeben würden, die so ihre Macht über die Bevölkerung des Mondes stärken konnten.
Dieses Gerücht – das besagte, die Regierung hätte es getan – war das Einzige, von dem DeRicci wusste, dass es unzutreffend war. Der Rest konnte, nach allem, was sie wusste, durchaus wahr sein. Die Ermittlungen waren annähernd einen Monat nach dem Bombenanschlag abgewürgt worden, und nichts von dem, was sie unternommen hatte, hatte sie wieder aufleben lassen können.
Sie starrte die verbliebenen Schäden an, nutzte sie dazu, sich zu erinnern, dass sie diesen Job unter falschen Voraussetzungen erhalten hatte. Man hatte sie für ein Heldentum belohnt, das sie nie als solches empfunden hatte, für eine Arbeit, die in ihren Augen nicht abgeschlossen war.
Dass sie Armstrong schon einmal gerettet hatte, war dabei nicht von Bedeutung – die Beinahe-Katastrophe im Zuge des Mondmarathons war längst vergessen. Sie war bei der Feier zum zweiten Jahrestag nicht einmal erwähnt worden.
Aber warum sollten Sponsoren auch bei der populärsten Sportveranstaltung von Armstrong von zurückliegenden Beinahe-Katastrophen reden?
DeRicci schüttelte den Kopf, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie trug ein kostspieliges Kostüm samt Rock, weil sie sich solche Dinge inzwischen leisten konnte. Aber in einem der Kleiderschränke bewahrte sie auch einige ihrer schäbigen Arbeitsklamotten auf, die Art, die sie getragen hatte, als sie nur ein niedrig stehender Detective gewesen war.
Sie hatte im letzten Jahr gelernt, dass sie ein paar derartige Stücke brauchte, für den Fall, dass sie sich einen Tatort ansehen musste.
Sie hätte sich auch den Tatort heute Nachmittag ansehen sollen, aber die Wörter biochemischer Schleim hatten sie zurückgehalten. Vielleicht würde ihr diese Angelegenheit erstmalsGelegenheit geben, wirklich wie eine Regierungsbeamtin zu agieren.
Sie musste keinen Tatort aufsuchen, umso weniger einen, der mit irgendwelchem biochemischen Schleim verseucht war. Das war eine Aufgabe für die Lakaien, wie die Generalgouverneurin des Mondes, Celia Alfreda, gesagt hätte, die zumindest dem Namen nach ihre derzeitige Vorgesetzte war.
Biochemischer Schleim machte DeRicci Angst. Sie war biologischen Gefahrenquellen in der Vergangenheit schlicht zu nahe gekommen, und das war eine Erfahrung, die sie nicht wiederholen wollte.
Doch zumindest dieser Teil des Problems war inzwischen erledigt. Das Gebäude war evakuiert worden, HazMat-Teams – erst nur Roboteinheiten, dann auch Menschen – waren hineingegangen, und sie hatten nichts gefunden.
Seufzend strich sie sich mit der Hand über das Gesicht und wandte sich von dem zerstörten Teil der Stadt ab. Ihr Büro gefiel ihr inzwischen besser als noch vor einem Jahr. Sie hatte die durchsichtigen – und so trendigen – Möbel rausgeworfen und durch kostbare, antike
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