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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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auch nicht der gebrochene Mann aus dem Video, das sie sich wieder und wieder angesehen hatte, der Mann, der sich kaum hatte aufrechthalten können, als seine kleine Tochter gestorben war.
    Aber er war der Mann, der diese Raumjacht (ausgerechnet!) nach seiner Tochter benannt hatte. Der Mann, der für einen langen Zeitraum einfach verschwunden war, der manchmal Entscheidungen traf, die im Widerspruch zu seinem Beruf als Lokalisierungsspezialist zu stehen schienen. Der Entscheidungen getroffen hatte, die auch im Widerspruch zum Beruf eines Polizisten stehen dürften.
    Er hatte sie fasziniert, und er inspirierte sie – obwohl sie nicht so recht wusste, wie der Weg aussah, den anzusteuern er die unbewussten Teile ihrer selbst anfeuerte.
    Sie hatte so viel über ihn nachgedacht, dass sie nicht einmal überrascht war, als sie ihn am Ende des Docks sah. Sie dachte, der Anblick wäre lediglich eine Ausgeburt ihrer Fantasie.
    Anders konnte es nicht sein, denn Flint hatte noch nie so ausgesehen – sein lockiges blondes Haar war so zerzaust, als hätte er einen terranischen Windsturm hinter sich, sein Gesicht war fleckig und mit Schmutz bedeckt, seine Augen gerötet. Normalerweise sah er aus wie eine Putte oder wie die Cupidos auf den Gemälden, die sie studiert hatte, nachdem sie Kunstgeschichte als Hauptfach gewählt hatte, weit, weit entfernt in einer geheimen und idealistischen Vergangenheit.
    Nicht einmal, als seine Tochter gestorben war, hatte er so wild ausgesehen.
    Er erstarrte an Ort und Stelle, und etwas an dieser Regung machte Bowles bewusst, dass er wirklich da war – sie hatte sein Bild nicht nur aus ihrer Einbildungskraft heraufbeschworen, indem sie so eingehend über ihn nachgedacht hatte. Er war tatsächlich zu seiner Jacht gekommen.
    Und er hatte sie dabei erwischt, die Jacht anzustarren.
    »Was wollen Sie?«, blaffte er sie an.
    Das hatte sie verdient. Eigentlich hatte sie sogar Schlimmeres verdient. Sie hatte ihn wochenlang verfolgt, hatte versucht, schmutzige Details über DeRicci auszugraben, und er hatte ihr wiederholt erklärt, sie solle ihn in Ruhe lassen.
    Und dann, als die Story sich so nachteilig für sie ausgewirkt hatte, war es seine Stimme, die sie gehört hatte, seine Stimme, die sagte, man könne ihr nicht trauen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie sich nun auf ihn konzentriert hatte, weshalb sie ihn studiert hatte, weshalb sie jetzt hier war, seine Jacht anstarrte und über ihn nachdachte.
    »Also?«, fragte er.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und kam sich vor wie ein Schulmädchen beim Anblick ihres ersten Schwarms. Sie hatte ihm keine Antwort zu bieten.
    »Ich habe keine Kommentare zu irgendeiner Story abzugeben«, sagte er. »Wenn Sie also hier sind, um irgendwelchen Schmutz auszugraben, werde ich Ihnen nicht helfen.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise.
    Er starrte sie an, als könne er nicht glauben, dass sie das wirklich gesagt hatte. »Ich meine es ernst. Und wenn sie mein Schiff aufgezeichnet haben sollten, dann bitte ich Sie, die Aufzeichnung zu löschen oder mir zu übergeben.«
    »Das habe ich nicht«, sagte sie.
    »Was zum Teufel haben Sie dann hier zu suchen?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist so ruhig hier.«
    »Weil es sich um Privatgelände handelt. Leute wie Sie sollten gar nicht hier sein.«
    In der Vergangenheit hätte sie sich über seine Worte geärgert. In der Vergangenheit war sie eine Person gewesen, die eine hohe Meinung von sich selbst hatte, eine Person, die dachte, sie hätte das Recht, sich an Orten wie diesem aufzuhalten.
    Gott, sie war so arrogant gewesen. Sie hatte sich selbst so satt wie alle anderen auch.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich bin immer noch imstande, die Leute zu überzeugen, mich vorzulassen.«
    Bei den Worten immer noch trafen sich ihre Blicke. Er hatte sie von jeher verunsichert, er und seine Art, sie anzuschauen, als sähe er geradewegs durch sie hindurch.
    »Sie haben hier nichts zu suchen«, sagte er. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie hier nicht noch einmal hereingelassen werden.«
    Sie hob die Hände. »Bitte, machen Sie niemandem Schwierigkeiten deswegen. Es ist nur meine Schuld, wirklich.«
    Nun starrte er sie an, als habe er es mit seinem Wesen aus einer unbekannten Welt zu tun. Vielleicht hatte er die Panik in ihrer Stimme gehört. Sie wollte Laxalt nicht in Schwierigkeiten bringen. Sie wollte niemanden in Schwierigkeiten bringen. Nicht mehr.
    Aber hätte sie das gesagt, so hätte Flint ihr kein Wort

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