Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
all dem getan.
    Er war blass geworden – was Nyquist angesichts der sowieso schon hellen Haut nicht für möglich gehalten hätte –, und dann hatte er die Kontrolle über seine Beine verloren und sich auf so unbeholfene Art abgestützt, dass Nyquist wusste, es war echt.
    Was Nyquist nicht wusste, war, inwieweit der Schock auf Palomas Tod an sich zurückging oder auf die Umstände eines Todesfalls, von dem er bereits gewusst hatte.
    Er hatte Flint schon früher am Schauplatz eines Mordes gesehen: damals, als er Flint die Nachricht über den Verlust seiner Klientin hatte überbringen müssen. An jenem Tag hatte Flint kaum eine Spur von Gefühl gezeigt –, und was er gezeigt hatte, bestand hauptsächlich aus Ärger – Ärger, der sich teilweise, wenn auch unausgesprochen, gegen Nyquist gerichtet hatte, vor allem aber gegen die Klientin selbst.
    Das hier war etwas anderes.
    Es war interessant.
    »Jetzt ist er weg«, sagte Khundred.
    »Genau«, murmelte Nyquist.
    »Sie haben ihn nicht offiziell befragt.«
    »Nein.«
    »Sie haben ihn nicht festgenommen.«
    Nyquist schluckte eine weitere ungehaltene Antwort hinunter. »Mit welcher Begründung hätte ich das tun sollen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Vielleicht, weil er ihr letzter Besucher war.«
    »Sagt irgendein Kerl am Tresen. Und niemand hat ihn gefragt, was er damit genau gemeint hat. Vielleicht meinte er, der letzte menschliche Besucher. Vielleicht meinte er, die letzte Person, die er wiedererkannt hat. Das reicht nicht für eine Verhaftung.«
    »Es reicht für eine Befragung.«
    »Für ein Verhör«, korrigierte Nyquist. »Durch Sie.«
    Sie runzelte die Stirn, was ein paar zusätzliche Furchen in ihre Stirn grub. Vermutlich war sie eitel genug, die Furchen in dem Moment verschwinden zu lassen, in dem sie ihrer gewahr wurde.
    »Soll das heißen, ich soll ihn befragen?«
    »Das soll heißen, Sie sollen aufhören, mich auszufragen. Ich bin der leitende Ermittler bei dieser Untersuchung. Ich habe mehr Fälle erfolgreich abgeschlossen, als Sie gelesen haben. Diese Sache ist erheblich komplizierter, als sie aussieht.«
    »Für mich sieht sie ziemlich einfach aus«, sagte sie.
    »Das war zu erwarten«, sagte Nyquist und schüttelte den Kopf. Sie würde nicht aufgeben, solange er sich in Zurückhaltung übte. »Passen Sie auf, wir folgen derzeit nur Gerüchten und Gerede. Wenn wir beschließen, etwas gegen Miles Flint zu unternehmen, dann wird das meine Entscheidung sein.«
    »Weil Sie sein Freund sind?«, fragte Khundred.
    »Weil er zu schlau für Sie ist, Mädchen«, blaffte Nyquist und wünschte sich sogleich, er könnte die Worte zurücknehmen. Das war genau die Ausdrucksweise, die seiner eigenen Beförderung von jeher im Wege gestanden hatte.
    Das war die Ausdrucksweise, die ihn eines Tages den Job kosten würde.
    Khundreds dunkelbraune Haut wurde noch dunkler, und ihre grünen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ihre ganze Haltung verriet ihm, dass sie ihn dafür auseinandergenommen hätte, wären sie an einem anderen Ort gewesen. Und wären sie zwei vollkommen andere Personen.
    Noch war sie zu grün hinter den Ohren, um es mit ihm aufzunehmen.
    »Er ist Ihr Freund, oder nicht?«, fragte sie ein bisschen zu laut, offensichtlich darauf versessen, Nyquist in ein schlechtes Licht zu rücken – und sich von ihm abzugrenzen, weil sie glaubte, dass das, was er tat, falsch war.
    Die Techniker hatten sie zweifellos gehört, und sie glaubte vermutlich, sie würden sie unterstützen. Die Techniker unterstützten niemanden. Sie hörten zu, aber sie ließen sich in nichts hineinziehen.
    »Ich bin ihm schon früher begegnet«, sagte Nyquist. »Ich habe seine Akten studiert. Ich bin einigen Gerüchten nachgegangen. Davon abgesehen habe ich nichts mit ihm zu tun. Er ist ein interessanter Mann. Ich habe das Gefühl, dass er sich für unsere Ermittlungen noch als sehr wichtig erweisen könnte, aber wie, das weiß ich noch nicht. Und Sie auch nicht.«
    Sie stierte ihn zornig an. Er rief sich in Erinnerung, dass sie ein ausgeprägtes Ego besaß. Und das brauchte sie für diesen Job. Dass er selbst damit kollidieren würde, musste er hinnehmen.
    Er konnte nur die Art nicht ausstehen, wie sie sich von ihrem Ego dominieren ließ und dabei offenbar gänzlich vergaß, wie unerfahren sie noch war.
    »Sie scheinen sich Ihrer Sache ja enorm sicher zu sein«, sagte sie.
    Er lächelte. »Ich bin mir der Dinge, die ich nicht weiß, immer sehr sicher«, gab er

Weitere Kostenlose Bücher