Miles Flint 05 - Paloma
Holzmöbel ersetzt, überwiegend erstanden in den Geschäften des wieder auflebenden historischen Bezirks von Armstrong.
Ein paar der Stücke hatte sie aus eigener Tasche bezahlt. Dann war die Generalgouverneurin bei dem einen oder anderen Besuch auf das Mobiliar aufmerksam geworden und hatte die Mittel für eine vollständige Umgestaltung des Büros bewilligt.
DeRicci hatte die Grünpflanzen behalten, die beinahe jede Oberfläche einnahmen. Sie verliehen dem Raum eine gewisse Wärme und Frische – und sie musste sich nicht weiter um sie kümmern. Darum kümmerten sich andere.
Aber alles andere hatte sie persönlich ausgewählt. Bis hin zu dem Teppich aus dem Tychotrichter, der dem ganzen Büro einen zusätzlichen Hauch von Farbe spendete.
Endlich fühlte sie sich hier sicher. Endlich fühlte sie sich heimisch. Endlich fühlte sie sich, als gehöre sie hierher.
Obwohl sie nach wie vor immer wieder einen Blick auf das Chaos vor ihrem Fenster werfen musste, um sich daran zu erinnern, dass sie diese Beförderung nicht verdient hatte, trotz allem, was sie in den ersten Monaten in dieser Position getan hatte.
Sie musste sich daran erinnern, um künftige Fehler zu vermeiden.
Flint zu kontaktieren und ihn über Palomas Tod zu informieren, wäre ein solcher Fehler.
So sehr sie genau das tun wollte. Die Nachricht war noch nicht bis zur Presse durchgedrungen – alles, was die Medien wussten, war, dass in Palomas Haus jemand zu Tode gekommen war – und selbst von dem Gebäude war nur bekannt, in welcher Gegend es stand, um jeglicher Gefahr einer Panik zuvorzukommen.
Paloma hatte, soweit DeRicci wusste, keine nahen Verwandten. Aber die Polizei würde diesen Punkt so oder so überprüfen, und solange nicht irgendjemand an der zuständigen Stelle entweder zu der Überzeugung gelangte, dass Paloma keine Angehörigen hatte, oder die Angehörigen informiert worden waren, würde ihr Name auch nicht in die Medien gelangen.
Soweit nicht irgendein Paria wie Ki Bowles auf die Geschichte aufmerksam wurde.
DeRicci ging zu ihrem Schreibtisch. Wie die Dinge sich auch entwickeln mochten, es war nicht länger ihre Sorge. Sie musste sich anderen Dingen zuwenden – ob die Armstrongkuppel eine dauerhafte Vollzeitsicherheitstruppe benötigte oder nicht; wie sie die dürftigen Mittel, die die Vereinigten Mondkuppeln ihr zugeteilt hatten, auf die großen Kuppeln wie Armstrong und die kleineren wie Glenn Station umverteilen sollte; und dann war da noch die große Frage, ob die Präsenz der diversen außerirdischen Gruppierungen in den Städten Unruhe innerhalb der Bevölkerung schürte.
Sie seufzte. Für derartige Aufgaben war sie nicht geschaffen. Aber sie lernte viel über diese andere Welt – die politische Welt.
Flint im Dunkeln zu lassen, war eine politische Entscheidung. Wer wusste schon, was er tun würde, wenn er davon erfuhr? Dieser Fall würde ohnehin irgendwann seinen Weg an die Öffentlichkeit finden – Panik würde aufkommen, wenn bekannt würde, dass das Gebäude evakuiert worden war, doch sie würde sich nicht in nennenswertem Umfang in der Stadt ausbreiten – und Ermittlungen, die eine Verbindung zwischen Flint und DeRicci aufdeckten, wären gewiss nicht gut.
Dennoch fühlte sie sich unbehaglich dabei, ihm nicht davon zu berichten. Paloma bedeutete ihm viel. In mancher Hinsicht war er ihr nächster Angehöriger.
DeRicci seufzte erneut und zwang sich, sich auf die Entscheidungen zu konzentrieren, die zu treffen sie bezahlt wurde. Wie die Dinge lagen, war ihr Büro von der Sache schließlich kaum betroffen, und die Generalgouverneurin würde einfach froh sein, dass eine Krise abgewendet werden konnte.
Das sollte DeRicci auch sein. Biologische Gefahrstoffe innerhalb einer Kuppel waren erheblich bedrohlicher als Feuer.
Aber sie fühlte sich nicht wohl, und nicht nur wegen Flint. Etwas an diesem Fall, daran, wie er angefangen hatte und welche Richtung er einschlug, bereitete ihr Kopfzerbrechen.
Etwas, das sie nicht untersuchen konnte, weil das nicht länger ihr Job war.
Doch sie wusste, wessen Job es war.
Über ihre Links schickte sie eine Nachricht an ihre Assistentin: Sagen Sie Nyquist, er soll mir Bericht erstatten, sobald er Gelegenheit dazu hat.
Vielleicht konnte er ihr helfen, ihr Informationen liefern – nur um dieses bohrende Gefühl des Unbehagens endlich abzustellen.
7
F lint war schon beinahe an seinem Büro angelangt, als ihm endlich einfiel, dass dieser Ort ein Trümmerfeld war. Er würde
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