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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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durften. Irgendwohin, wo es keinen Dresscode gab und keine Wohnviertel, die nach Lohnstufen getrennt waren.
    An irgendeinen realen Ort.
    »Kommen Sie«, sagte Gonzalez. »Sie können mir nicht einfach einen schmackhaften Knochen mit Namen Rhonda Shindo vor die Füße werfen und sich einbilden, ich würde nicht zuschnappen.«
    Tatsächlich hatte er angenommen, dieser Punkt würde ihr schlicht entgehen. Was bewies, dass er schon viel zu lange hier war. Keiner der Anwälte, die im Valhalla Basin tätig waren, wäre darauf angesprungen.
    »Okay«, begann er, wohl wissend, dass er durch das, was er ihr nun erzählen würde, stillschweigend seine Zustimmung zu ihrem Vorhaben erteilte. Sie wusste es nur noch nicht. »Ich sage Ihnen, welche Vermutungen ich in Hinblick auf Rhonda Shindo habe. Ich habe Nachforschungen über sie angestellt, und wenn ich auch nichts beweisen kann, sind die Lücken in ihrer Akte doch ziemlich vielsagend für jemanden, der weiß, wo er zu suchen hat.«
    Gonzalez wurde langsamer und drehte sich ein wenig zur Seite, so dass sie sein Gesicht sehen konnte. Vielleicht hatte sie bereits erkannt, dass er zustimmen würde. Vielleicht sollte er aufhören, sie zu unterschätzen.
    »Wir wissen, dass sie ihre Tochter geklont hat. Wir wissen auch, dass Talia Nummer sechs ist, und dass sie zweieinhalb Jahre jünger ist als das Originalkind. Was sofort meine Aufmerksamkeit erregt hat.«
    Gonzalez’ Gesicht blieb ausdruckslos. Sie hörte zu. Aber in Anwaltsmanier. Er konnte nicht erkennen, wie sie auf seine Worte reagierte.
    Er hasste diese Anwaltsmanier.
    »Im größten Teil der Erdallianz erhalten nur die überlebenden Klone Nummern. Die meisten werden injiziert oder durch Modifikation appliziert, wenn sicher ist, dass das Kind überleben wird.«
    »Das weiß ich«, sagte Gonzalez ungeduldig.
    »Aber vermutlich wissen Sie nicht, dass Klone im Frühstadium eine interne Nummer anstelle einer externen haben. Talia hat nur eine interne Nummer.«
    »Was meinen Sie mit Frühstadium?«
    »Ich meine eine Nummer, die der Fötus erhält, nicht das Baby. Irgendwann im Wachstumszyklus, bevor der Klon als lebensfähig eingestuft wird, erhält er bereits eine interne Nummer.«
    »Und die externe?«
    »Die bekommt er, wenn jemand entscheidet – und das ist der Grund, warum das Klonen juristisch höchst problematisch ist –, wenn jemand entscheidet, dass das geklönte Kind tatsächlich überleben wird.«
    Gonzalez blieb erneut stehen. »Soll das heißen, dass man Klone auch töten kann? Legal? Menschliche Klone?«
    »An manchen Orten.«
    »Im Valhalla Basin?«
    »Ja«, sagte er. »Aber nur wenn der Eigentümer des Klons ihn aufgibt.«
    »Oder der Vormund.«
    Er hob eine Hand. Er wusste, worauf sie hinauswollte, und dort wollte er nicht hin, noch nicht. »Im Augenblick reden wir nicht über den aktuellen Fall. Wir reden über unsere vermisste Person.«
    Gonzalez drückte die Schultern durch. »Fahren Sie fort.«
    »Gehen wir weiter.« Allmählich wurde ihm klar, dass er sie daran gelegentlich erinnern musste. Sie war es nicht gewohnt, im Kreis zu laufen und dabei ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Sie wollte ihn ansehen, während er sprach, und er ließ sie nicht. Er bezweifelte, dass irgend jemand versuchen könnte, sie zu belauschen, aber er wollte auch kein Risiko eingehen.
    Im Gefängnis läutete eine Glocke, und ein silberner Schirm senkte sich auf der anderen Seite des Rundwegs ab. Gonzalez erschrak.
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Hofgang«, antwortete er. »Sie sollen nicht sehen, wer sich hier aufhält. Das könnten sie vor Gericht benutzen, sollte sich irgendein Verteidiger hier mit der falschen Person unterhalten.«
    Sie musterte den Schirm, als könnte er sie ausspionieren. »Also schön«, sagte sie wenig überzeugt. »Erzählen Sie mir von Rhonda.«
    »Ich erzähle Ihnen von den Klonen. Was, wenn Talia nicht der Letzte ist? Was, wenn es noch andere gibt?«
    »Es gibt mindestens fünf andere«, erläuterte Gonzalez.
    »Und vielleicht fehlt dazwischen auch etwas.«
    »Sie meinen, manche haben nicht überlebt?«
    »Einer im Besonderen«, entgegnete er.
    Sie blinzelte verwirrt, dann ging ihr ein Licht auf. »Sie meinen das Baby in dem Video. Das Kind aus der Tagesstätte?«
    Er nickte.
    »Aber davon hätte der Vater wissen müssen, nicht wahr? Und wenn Sie das Filmmaterial gesehen haben – vielleicht kann man es nur in Armstrong sehen, aber bei allem, was noch im Dunkeln liegt, ist dieses Material doch

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