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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nach mehreren Jahren Betriebszugehörigkeit entlassen worden waren.
    Die neuen Leute erhalten eine Spezialbehandlung, erklärte eine Frau in einer aufgezeichneten Befragung. Sie halten geschlossene Versammlungen ab, werden bei der Verteilung der Aufgaben bevorzugt und haben mehr Urlaub, obwohl sie noch gar nicht so lange dabei sind.
    Er brauchte eine Weile, um herauszufinden, was es mit der Aufgabenverteilung auf sich hatte. Offenbar war die Tagesstätte in einen öffentlichen und einen privaten Bereich unterteilt gewesen. Er kannte nur den öffentlichen Bereich. Er und Rhonda hatten nicht so viel Geld verdient. Den größten Posten unter ihren festen Haushaltskosten stellten die Gebühren für die Tagesstätte dar. Flint hatte damals angenommen, der Preis wäre gerechtfertigt; und zu Rhondas Ehrenrettung sei gesagt, dass sie Flint diesen Standpunkt auch nach Emmelines Tod nie zum Vorwurf gemacht hatte.
    Wie es schien, waren Emmeline und die beiden anderen Kinder im privaten Bereich umgekommen. Er wusste nicht, warum seine Tochter dort gewesen war oder warum man sie mit einem einzelnen Mitarbeiter allein gelassen hatte.
    Er wusste, sie war allein mit dem Mann gewesen, der sie getötet hatte. Nun wusste er auch, wo sie mit ihm allein gewesen war.
    Flint stand so abrupt auf, dass er den Stuhl umwarf. Er musste tief durchatmen, ehe er auch nur in der Lage war, den Stuhl wieder aufzuheben. Dann ging er in den kleinen Küchenbereich zwischen Büro und Wartebereich (die Vorräte versteckten sich hinter einer als Wandverkleidung getarnten Tür am Rande des Wartebereichs), nahm sich eine Flasche mit Erdenwasser und kehrte zurück zum Computer.
    Lange stand er nur vor dem Stuhl und hielt sich die kühle Flasche an die Stirn. Sein Gesicht war gerötet – er konnte es fühlen, als lodere ein Feuer in ihm –, und er wusste, wenn er nicht aufpasste, würde er vor Zorn explodieren.
    Er behielt seine Gefühle für sich, und normalerweise fiel ihm das nicht schwer. Aber hier ging es um Emmeline.
    Hier ging es um seine Tochter.
    Und er setzte alles aufs Spiel, wenn er sich zu lange in den Archiven des Polizeireviers herumtrieb. Er gefährdete Emmeline, sollte sie doch noch am Leben sein; und er gefährdete seine eigene Arbeit, sollte sie es nicht sein.
    Dieser Gedanke half ihm, zur Ruhe zu finden, half ihm, sich wieder an den Computer zu setzen, half ihm, den nächsten Abschnitt der Datei aufzurufen.
    Den Autopsiebericht.
    Eigentlich ging er davon aus, dort auf etwas Neues zu stoßen, auf etwas, das in der Privatkopie des Dokuments nicht enthalten war, aber als er es las, als er den Erklärungen des Coroners lauschte und sich das zweidimensionale Video der inneren Verletzungen anschaute, erkannte er, dass er einen großen Teil des Berichts – beinahe den ganzen Bericht – auswendig kannte.
    Er wusste, was seine Tochter getötet hatte. Er wusste, welche Qualen sie hatte erleiden müssen, als sie gestorben war. Er wusste, dass der letzte Moment in ihrem Leben auch der schrecklichste ihres kurzen Daseins gewesen war.
    Dieser Autopsiebericht brachte ihn nicht weiter.
    Dennoch legte er ein Backup an, um ihn später genauer zu untersuchen, und er kopierte die Polizeiakten auf den kleinen Chip, den er mitgebracht hatte.
    Dann beschloss er, dass er noch eine Sache überprüfen sollte, ehe er sich zurückzog.
    Er sah sich die Zugriffsprotokolle in Emmelines Fall an.
    Und dort begegnete ihm eine Überraschung.

 
24
     
    D ie Tür zur Brücke glitt auf. Nafti stand auf der Schwelle und sah in seinem Umweltanzug aus wie eine Art massiges weißes Ding von einem fremden Stern.
    Yu unterdrückte einen Seufzer.
    »Ich habe das ganze Schiff untersucht«, sagte Nafti, »und jede einzelne Sektion ist kontaminiert. Du hast mich umgebracht.«
    »Halt die Klappe und mach die Tür zu«, befahl Yu.
    Naftis Schultern ruckten hoch und sackten wieder herab, als hätte er innerlich geseufzt oder sich für das bevorstehende Gespräch gewappnet. Yu war es egal. Derzeit bereitete ihm das medizinische Labor mehr Sorgen.
    Er hatte gerade die Kommunikationsverbindung zum Labor verloren. Der Computer hatte gemeldet, dass das Labor nun von einem Erdallianz-Backupsystem gesteuert wurde.
    Das Problem war, dass er keinen Zugriff auf dieses System bekam. Er erhielt nur immer wieder eine Botschaft, die er noch nie zuvor erhalten hatte: System zum Schutz der Privatsphäre der Patientin gesperrt.
    Die Botschaft war auch nicht in gyonnesischer Sprache. Sie war spanisch,

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