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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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solange das Unternehmen nur Profit machte.
    Und Zagrando gehörte zu den Leuten in vorderster Front, denen, die zusehen mussten, wie dieses Unternehmen Menschen in seinem ständigen Streben, seinen Erfolg zu mehren, zerstörte. Eine ganze Anzahl seiner Partner hatte die Arbeit hingeschmissen – in dieser Stadt im Dienste der Öffentlichkeit zu stehen, war die wohl undankbarste Aufgabe, die er sich vorstellen konnte –, aber er würde nie aufgeben. Er wollte eines Tages in Ausübung seiner Pflicht sterben.
    Nur wenige Leute im Valhalla Basin bekamen die Dinge zu sehen, die er sehen musste, und wenn sie es doch taten, dann kündigten sie, flüchteten oder gingen in dem kläglichen Bestreben die Gesetze der Allianz zu verändern, in die Politik.
    Er tat einfach seine Arbeit und versuchte auf seine eigene, bescheidene Weise, dafür zu sorgen, dass sich möglichst niemand in dem unpersönlichen System verfing. Er beugte Regeln, er manipulierte Fakten, er verfälschte Berichte, wenn es notwendig war, nur um dafür zu sorgen, dass die Leute, mit denen er es zu tun bekam, davonkamen – nicht nur bei lebendigem Leibe, sondern so gesund und glücklich wie er es ermöglichen konnte.
    Aber er wusste, hatte er sie erst hierher gebracht, schrumpfte seine Chance, sie gesund und glücklich zu halten, erheblich. Seine Chance, sie am Leben zu erhalten, war ein wenig größer, aber nicht sehr viel.
    Er erreichte die Fahrstühle, erleichtert, dass niemand aus einem der anderen Apartments herausgekommen war. Er wollte nicht sehen, wer auf dieser Etage gerettet werden musste, um so weniger, wenn diese Leute nicht in seine Zuständigkeit fielen.
    Mit der Hand fuhr er über die Fahrstuhltür. Sie ermittelte seine Dienstnummer und seine Identifikation, die beide in seiner Handfläche gespeichert waren, und öffnete sich für ihn.
    Er trat ein.
    Zumindest war Talia Shindo ein Klon. Ihrer Mutter war in diesem Punkt ein Geniestreich geglückt. Die Gyonnese wollten nur, was sie als »Original«-Kind bezeichneten, den Ursprung der DNA. Klone waren für sie nur wertlose Kopien.
    Was bedeutete, dass das Originalkind irgendwo sein musste, anderenfalls hätte Rhonda Shindo sich kaum all diesen Problemen ausgesetzt. Sie hatte sechs Klone gemacht, nur um das Original zu schützen, das, dessen war Zagrando sicher, irgendwo anders mit irgendeiner falschen Identität lebte und so sehr an das eigene Leben glaubte, wie Talia Shindo an das ihre geglaubt hatte.
    Bis zu diesem Nachmittag.
    Er rieb sich das Gesicht mit der Hand. Die Art, wie der Fahrstuhl anruckte, ehe er seinen rapiden Abstieg antrat, war ihm zuwider.
    Das Kind hatte ihn gerührt. Sie war allein, sie hatte gerade erst erfahren, was für ein Chaos ihr Leben wirklich war, und sie hatte das schlimmste Trauma ihrer dreizehn Jahre erleben müssen.
    Ihre Mutter war von einem Beschaffer entführt worden, was nichts Gutes verhieß. Zagrando hatte Bozeman erklärt, die Tatsache, dass ein Beschaffer diesen Fall übernommen hatte, besage schlicht und einfach, dass Lokalisierungsspezialisten und Kopfgeldjäger ihn abgelehnt hatten, weil er ihnen zu heiß war, aber das musste nicht stimmen.
    Und tatsächlich fürchtete er, dass es nicht stimmte.
    Die Tatsache, dass die Gyonnese einen Beschaffer angeheuert hatten, konnte ebenso bedeuten, dass sie in RhondaFlint/Shindo nur ein Ding sahen, keine Person – etwas, das man stehlen (oder, im typischen Jargon, »beschauen«) konnte, ohne sich um irgendwelche Konsequenzen zu scheren, seien sie rechtlicher oder anderer Natur.
    Die Frau war vermutlich schon tot. Wenn sie diese Verbrechen verübt hatte – und er hatte keinen Zweifel daran, dass sie etwas damit zu tun hatte –, dann war sie nach den Maßstäben der Erdallianz eine Massenmörderin und verdiente jede Strafe, die man ihr auferlegte, in rechtlicher Hinsicht sosehr wie in jeder anderen.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich. Ein anderer Detective, eine Frau, die einen Jungen, nicht älter als zwei, in den Armen hielt, wartete vor dem Lift. Zagrando nickte ihr zu und wünschte, er wäre ihr nicht begegnet, als er an ihr vorüberging.
    Niemand würde sich um dieses Kind sorgen. Was hatten seine Eltern getan, und warum zum Teufel mussten sie sich fortpflanzen, wenn sie gegen die Gesetze der Allianz verstießen?
    Wie Shindo. Sollte sie sterben, stünde ihre Tochter – ihre geklonte Tochter – juristisch auf dem Abstellgleis. Selbst wenn Talia ein echtes Kind gewesen wäre, hätte sie noch genug Probleme

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