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Millennium Falke

Millennium Falke

Titel: Millennium Falke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Luceno
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darbot.
    Normalerweise reisten die Darsteller gemeinsam in einem alten Passagierschiff von Welt zu Welt. An Bord gab es natürlich keine Privatsphäre, Gerüchte waren allgegenwärtig, und ständig gab es Streit. Der Falke war für den Besitzer und den Direktor des Zirkusses und ihre seltenen Gäste reserviert, außerdem wurden mit ihm die Erträge aus den Vorstellungen transportiert. Dennoch fragte Sari mich oft, wie ich es nur aushielt, die ganze Zeit mit dieser »Schrottmühle von einem Schiff« herumzufliegen. Ich versuchte stets, die Vorzüge des Falken anzupreisen, aber da hörte sie mir meist schon gar nicht mehr zu. Schließlich brachte ich jedenfalls genügend Mut auf, um zu fragen, ob sie ihre überfüllte Unterkunft an Bord des Passagierschiffs für ein paar Tage gegen den relativen Luxus einer Privatkabine an Bord des Falken tauschen wollte. Unser Tourneeplan sah zwei Vorstellungen auf unterentwickelten Welten im Anoat-Sektor vor, und der Gouverneur des Sternensystems hatte Doogun und den Zirkusdirektor eingeladen, während dieser Zeit mit einem seiner Schiffe zu reisen. Nicht einmal ich hätte mir eine perfektere Gelegenheit erträumen können. Es standen keine Hyperraumsprünge an – wir mussten Treibstoff sparen und unsere Ausgaben beschränken –, also lag eine Dreitagesreise im Normalraum vor uns, vom dritten Planeten des Systems zum siebten. Ich versuchte, die Einladung so beifällig wie möglich vorzubringen, aber ich war sicher, sie wusste, was meine Hintergedanken waren, und sie wusste auch, dass ich wusste, dass sie es wusste. Sari erklärte, dass sie den Falken erst gründlich inspizieren wollte, bevor sie eine Entscheidung traf, und dass sie diese Inspektion unangekündigt durchführen würde. Sie ließ es wie einen Scherz klingen, aber ich erkannte, dass sie es ernst meinte.
    Also verbrachte ich die nächsten Tage damit, den Raumfrachter innen wie außen auf Vordermann zu bringen. Ich saugte die Frachträume und den Ringkorridor aus, polierte das Instrumentenpult im Cockpit und polsterte den Kopilotensitz neu aus. Ich war besessen davon, den Falken so perfekt zu machen, wie ich nur konnte, und ich ließ mir dabei nicht einmal von Molpols Arbeiterdroiden helfen. Es gab zwei Kabinen an Bord, aber ich konzentrierte meine Arbeit auf die größere der beiden, in der sonst Dax Doogun schlief. Ich wusch das Bettzeug, installierte neue Illuminatoren, schrubbte die Sanieinheit und stellte die Schalldusche neu ein, außerdem platzierte ich auf den Tischen neben der großen Koje Kerzen und stellte eine Liste von Musik zusammen, die über die Lautsprecheranlage des Schiffes abgespielt werden konnte. Ich füllte die Bordküche mit Essen und Wein, und dann bat ich den Koch des Molpol, ein besonderes Mahl zuzubereiten, das ich wiedererhitzen und Sari servieren könnte. Die Darsteller und die Arbeiter des Zirkusses waren gleichermaßen amüsiert über meine unermüdlichen Bemühungen, und die meisten von ihnen halfen mir gerne bei dieser kleinen Verschwörung. Selbst Dax Doogun ließ sich dazu überreden, einen Dejarik-Holospieltisch im Hauptabteil des Falken einzubauen. Ich wusste, dass Doogun dieses Spiel liebte, noch wichtiger war für mich aber natürlich, dass Sari es ebenfalls mochte, und ich verbrachte fortan jeden freien Moment damit, verschiedene Spielzüge und die Regeln zu lernen. Weil ich darüber hinaus auch wusste, dass sie eine starke Abneigung gegen Gewalt hatte, versiegelte ich den Zugang zur Turbolaserbatterie.
    Während all dieser Vorbereitungen malte ich mir aus, wie es sein würde: das gemeinsame Abendessen mit Wein, die stimmungsvolle Musik, danach eine Runde Dejarik, bei der wir uns näherkommen konnten – und wenn dann mein Kintan-Schreiter ihren mantellianischen Savrip schlug …
    Schließlich kam der Tag, an dem Sari ihre spontane Inspektion durchführen wollte. Wir hatten gerade die zweite unserer drei Vorstellungen auf Delphon gegeben. Die primitiveren Kulturen dort hatten eine Legende, wonach ein tödlicher Schwarm Asteroiden auf den Planeten hinabgestürzt war und ein Raumschiff den Planeten mit Genomproben sämtlicher einheimischer Tier- und Pflanzenarten verlassen hatte. Diese Legende versuchten wir in unser Programm einzubauen, und obwohl die Besucher unseren Erzählungen keinen Glauben schenkten – das sollten sie auch gar nicht –, spielten sie dennoch mit, und so wurde diese Show zu einer unserer erfolgreichsten überhaupt. Sari war natürlich, wie immer, der

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