Milliardär meines Verlangens - Ebook
Urteil?“
„Ich habe die Oper schon viel zu oft gesehen, um noch objektiv zu sein. Aber ich stimme mit Ihnen überein, es gibt interessantere Werke.“
Er lächelte, und dann herrschte einen Moment lang Schweigen, weil beide nicht wussten, was sie als Nächstes sagen sollten. Nach ein paar unbehaglichen Sekunden sagte Della: „Wenn Sie La Bohème schon so oft gesehen haben und das Stück nicht einmal besonders mögen, warum sind Sie dann heute hier?“
Er zuckte mit den Schultern, doch die Geste war alles andere als gleichgültig, und wieder huschte ein Schatten über sein Gesicht. „Ich habe die Plätze abonniert.“
Plätze registrierte sie. Nicht nur einen Platz. Also „gehörte“ ihm der Platz zwischen ihnen tatsächlich, und er hatte heute noch jemanden erwartet. Jemanden, der ihn vermutlich all die anderen Male während der Spielzeit begleitete. Eine Ehefrau vielleicht?
Hastig schaute Della auf seine Hand, doch er trug keinen Ring. Was nicht unbedingt etwas heißen musste – viele Männer trugen heutzutage keinen Ring mehr. Della überlegte, wer ihn wohl sonst begleitete, und warum sie heute nicht hier war. Sie wartete einen Moment, ob er etwas zu dem mysteriösen leeren Platz sagen würde. Etwas, das die kühlere Atmosphäre, die auf einmal zwischen ihnen herrschte, erklären würde. Denn sie spürte, dass der leere Stuhl dafür verantwortlich war.
Stattdessen schüttelte er die Laus, die ihm ganz offensichtlich über die Leber gelaufen war, wieder ab und fügte hinzu: „Deshalb weiß ich ja auch, dass Sie normalerweise nicht hierherkommen. Jedenfalls nicht zur Premiere und nicht auf diesen Platz hier.“ Er lächelte wieder, und die Temperatur im Raum schien deutlich zu steigen. „Das hätte ich bemerkt.“
Della bemühte sich, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren. „Ich bin heute zum ersten Mal hier“, gestand sie.
Nachdenklich schaute er sie an. „Das erste Mal im Palumbo’s. Das erste Mal in der Oper. Also sind Sie erst kürzlich nach Chicago gezogen?“
Glücklicherweise wurde sie einer Antwort enthoben, denn er wurde von einem Pärchen aus der Nebenloge angesprochen. Sie redeten ihn mit Marcus an – immerhin kannte Della jetzt seinen Vornamen. Während der gesamten Pause unterhielten sich mit ihm, und erst als es klingelte und das Paar zu seinen Plätzen zurückgekehrt war, wandte er – Marcus – sich wieder an Della.
„Können Sie von Ihrem Platz aus gut sehen?“, fragte er. Er klopfte auf den Sitz neben sich, auf dem immer noch das ungeöffnete Programm und die Rose lagen. „Von hier haben Sie vielleicht einen besseren Blick.“
Obwohl das ganz gewiss nicht so war, stellte Della überrascht fest, dass sie sein Angebot nur allzu gern angenommen hätte. Wer auch immer sonst dort saß, kam heute Abend nicht. Und das störte ihn offenbar nicht so sehr, wie es einen Mann stören sollte, der in einer romantischen Beziehung steckte. Also handelte es sich vielleicht trotz der roten Rose gar nicht um eine romantische Beziehung.
Vielleicht war er aber auch ein unverbesserlicher Schürzenjäger, mit dem sie besser nichts anderes anstellen sollte, als ein bisschen über Opern zu plaudern. Vielleicht sollte sie diese Begegnung einfach nur als schönen, flüchtigen Moment verbuchen und später in ihrer Erinnerung zu all den anderen schönen, flüchtigen Momenten dieses Abends hinzufügen.
„Vielen Dank, aber der Platz hier ist ausgezeichnet“, antwortete sie.
Und das stimmt auch, redete sie sich ein. Für jetzt. Für heute Abend.
Aber leider nicht für immer.
2. KAPITEL
Marcus Fallon saß an seinem Stammtisch in seiner Stammbar, um seinen üblichen Schlummertrunk zu nehmen, und hing den ungewöhnlichsten Gedanken nach. Oder, besser gesagt, den Gedanken an eine ungewöhnliche Frau. Eine Frau, wie er sie noch nie getroffen hatte. Und das nicht nur, weil sie seine Leidenschaft für die Oper teilte. Leider war sie sofort, als der Vorhang gefallen war, davongeeilt und hatte ihm nur noch ein atemloses Gute Nacht zugeworfen. Ehe er etwas erwidern konnte, war sie schon in der Menge verschwunden. Er hatte über sich selbst lachen müssen, als er auf der Treppe Ausschau nach einem Glasschuh hielt. Leider lebte er nicht in einem Märchen, und das hieß, sie war weg. Einfach so. Als wäre sie nie da gewesen. Und er hatte keine Ahnung, wie er sie finden sollte.
Er trank einen Schluck Scotch und sah sich um, fast so, als würde er nach ihr Ausschau halten. Was er ehrlich
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