Milliardär meines Verlangens - Ebook
gesagt – und zu seiner eigenen Verblüffung – auch tat. Doch alles, was er sah, waren die üblichen Verdächtigen, die in dem dunkel getäfelten und luxuriös ausgestatteten Raum die üblichen Grüppchen bildeten. Cynthia Harrison flirtete zum Beispiel gerade mal wieder mit Stu, dem Barkeeper, der ihren Avancen jedoch wie immer geschickt auswich. Es würde ihn seinen Job kosten, wenn er mit einem Gast herumknutschen würde.
Der Gedanke ans Rumknutschen erinnerte Marcus wieder an die rätselhafte Frau in Rot. Was nicht sonderlich überraschend war, denn sie ging ihm, seit er sie in dem Restaurant gesehen hatte, nicht mehr aus dem Kopf, und schon da hätte er nur allzu gern etwas mit ihr angefangen. Sie war einfach umwerfend. Merkwürdigerweise hatte er jedoch später in der Oper gar nicht mehr nur ans Küssen gedacht, sondern hätte gern noch weiter mit ihr über Musik geredet. Und das nicht nur, weil sie einer Meinung waren, sondern vor allem, weil sie so glücklich aussah, während sie davon gesprochen hatte. Schon im Palumbo’s, hatte er sie hübsch gefunden, doch in der Oper war sie strahlend schön gewesen.
Strahlend schön wiederholte er für sich. So hatte er noch nie eine Frau beschrieben. Was womöglich daran lag, dass er selten lange genug mit einer zusammen war, um sich ernsthaft mit ihr zu unterhalten und ihre wahre Schönheit zu entdecken. Sobald er mit einer Frau im Bett gewesen war – und das geschah meist ziemlich schnell, nachdem er sie kennengelernt hatte – verlor er das Interesse. Für ihn waren die wenigsten Frauen es überhaupt wert, sie außerhalb des Schlafzimmers kennenzulernen.
Unerwartet empfand er Gewissensbisse. Charlotte hätte ihn jetzt gerügt, mit ihrer rauen Stimme, die das Resultat von zu vielen Zigaretten im Laufe ihres zweiundachtzigjährigen Lebens war. Wann immer ihm während der zwanzig Jahre ihrer Bekanntschaft eine chauvinistische Bemerkung entschlüpft war, hatte sie ihn deswegen zur Rede gestellt.
Verdammt, er vermisste sie.
Er schaute auf den Cocktail, der schon länger neben seinem Scotch auf dem Tisch stand. Am Glas hatte sich mittlerweile Kondenswasser gebildet, und auch die Rose sah inzwischen ziemlich welk aus. Sogar das Opernprogramm wirkte irgendwie zerfleddert. Alle drei Dinge waren am Ende ihres Lebens. Genau, wie Charlotte es gewesen war, als er das letzte Mal mit ihr hier an diesem Tisch gesessen hatte.
Sie war zwei Tage nach der letzten Opernvorstellung der Saison gestorben. Das war jetzt sieben Monate her, doch Marcus spürte ihren Verlust noch immer intensiv. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was wohl passierte, wenn die Seele einen Körper verließ, um in eine andere Welt einzutreten. Konnte Charlotte noch immer gelegentlich einen Drink genießen? Gab es dort, wo sie jetzt war, Opernaufführungen? Und konnte sie hin und wieder so ein Steak essen, wie sie es gern im Palumbo’s bestellt hatte?
Marcus wünschte es ihr. Charlotte verdiente nur das Beste, wo auch immer. Denn sie war das Beste gewesen, was ihm je passiert war.
Er hob sein Glas und trank es leer, bevor er nach Charlottes Drink griff und auch den hinunterkippte. Einen Moment lang schloss er die Augen und schüttelte sich – was hatte sie nur an diesem Zeug gemocht? – bevor er die Augen wieder öffnete …
… und eine Vision in Rot am anderen Ende des Raumes entdeckte. Er konnte sein Glück kaum fassen. Als er diese schöne Frau das erste Mal gesehen hatte, war es Zufall gewesen. Beim zweiten Mal hatte er es als Glück betrachtet. Sie jetzt zum dritten Mal zu treffen …
Das konnte nur Schicksal sein.
Ohne sich daran zu stören, dass er an so etwas eigentlich nicht glaubte, und aus Angst, sie wieder zu verlieren, stand er sofort auf und ging zu ihr hinüber. Gleichzeitig gab er Stu ein Zeichen und deutete auf ihren Tisch. Er wartete auch gar nicht erst darauf, von ihr eingeladen zu werden, sondern zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber.
Als sie aufschaute, wirkte sie überrascht, doch auf ihren Lippen erschien ein kleines Lächeln, was ihn ungemein beruhigte. Auch das war eine neue Erfahrung für ihn. Er hatte normalerweise keinen Anlass, beunruhigt zu sein, da er alles im Leben als selbstverständlich nahm. Das passierte nun mal, wenn man in eine der ältesten und berühmtesten Familien der Stadt hineingeboren wurde. Man bekam alles, was man sich wünschte, oft genug, ohne danach gefragt zu haben. Genau genommen bekam man auch die Dinge, die man
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