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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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ebenfalls glimpflich
für Welsch aus.
    Haack
war im Prozess geständig und nannte seinen Auftraggeber doch noch und versuchte
so seine Haut zu retten. Generalmajor Dr. Heinz Fiedler war es gewesen, der den
Befehl zur Liquidierung von Welsch erteilt hatte.
    Fiedler
saß in seiner Wohnung in Marzahn und grübelte über den Verlauf der Operation
»Parteivermögen«. Seit ein paar Tagen wusste er, dass Oberst Podolsky den
Mordanschlag zwar überlebt hatte, aber so schwer verletzt war, dass von ihm mit
keiner Aussage mehr zu rechnen war. Wenigstens diese Gefahr schien gebannt zu
sein. Fiedler wusste, dass Podolsky nur eine der vielen Gefahren war, die ihn
umzingelten. Immer noch hoffte er, den Großbrand, der ihn bedrohte, löschen zu
können. Allerdings bedauerte er jetzt, dass er mit der Kriegskasse so
leichtfertig umgegangen war. Deswegen musste er an die SED Gelder kommen, koste
es, was wolle.
     
    Seine
neuen Gegner hießen jetzt Julia und Hans. Er hatte nicht den geringsten
Zweifel, dass die beiden mit Nora Kaindel gemeinsame Sache gemacht hatten und
auf einem riesigen Vermögen brüteten, das eigentlich ihm zustand. Das Ergebnis
dieser Überlegungen war für Julia und Hans nicht erfreulich, denn sie waren im
Gegensatz zu Nora Kaindel greifbar. Seine Gedanken schweiften in dieselbe
Richtung wie jene von Schubert. Im Unterschied zu ihm hatte Fiedler Männer für
feuchte Operationen zur Hand. Kaum mehr überblickbare Spesen, das war die vorläufige,
unerfreuliche Bilanz des Unternehmens.
    In
diesem Augenblick schellte es an der Tür. Seine Frau ging, um zu öffnen. Kurz
darauf betraten drei Personen das improvisierte Büro im Wohnzimmer. Fiedler
musste nicht lange nachdenken, woher sie kamen. Auch, dass seine Sorgen jetzt
andere waren, realisierte er sofort.
    »Dr.
Heinz Fiedler?«, fragte einer der drei.
    Fiedler
stand auf und antworte: »Jawohl.«
    »Wir
haben einen Haftbefehl des Landgerichts BerlinMoabit wegen mehrfacher
Anstiftung zum gemeinschaftlichen Mord. Sie sind hiermit festgenommen. Bitte
folgen Sie uns.«
    Der
Jüngere zog Handschellen von seinem Gürtel und fesselte den Generalmajor a. D.
Eine Stunde später saß Fiedler in der JVA. Jetzt war er endgültig außer Dienst.

Pressehaus Wien
    Eisenstein
redete mit Nachdruck auf Thomas ein, jetzt von der SED-Story abzulassen und
sich anderen Dingen zuzuwenden. Doch die Debatte darüber musste unterbleiben,
weil in diesem Augenblick Thomas’ Handy läutete. Patry aus Genf war am Apparat.
Es gab Neuigkeiten aus Berlin. Das kam Thomas gerade recht.
    »General
Fiedler wurde verhaftet und hat sich in seiner Zelle umgebracht. Man überlegt
nur noch, ob vielleicht jemand nachgeholfen hat. Er hatte zuvor einen Besuch
von seinem Anwalt. Unter Umständen ist ihm dieses Gespräch an die Nieren
gegangen. Dass ihn jemand in der Zelle liquidiert hat, ist unwahrscheinlich.
Wieder ist uns ein Zeuge über den Styx gegangen. Das erinnert mich stark an die
zehn kleinen Negerlein. Bald sind alle Beteiligten in der Hölle.«
    »Da
gehören sie letztendlich ja auch hin«, bemerkte Eisenstein treffend und Thomas
versuchte, für diese Nachricht Platz in der nächsten Ausgabe bei ihm
loszueisen.
    Eisenstein
winkte desinteressiert ab.
    »Es
reicht - wir sind kein Blatt, das von Traueranzeigen partizipiert. Kein Schwein
interessiert sich für so etwas.«
    »Aber
der ist General und stellvertretender Minister!«, rief Thomas, »der Mann hat
Dutzende, wenn nicht mehr Mordbefehle erteilt!«
    Eisenstein
ergänzte schläfrig gähnend, trotzdem leicht gehässig:
    »War,
Herr Szabo, nicht ist. Ein wenig Syntax schadet ab und an nicht«, und blieb
gleich am Wort. »Ja, ist schon recht, aber wir schreiben inzwischen 1993. Vor
ein paar Jahren, gut, aber heute, kein Mensch interessiert sich mehr für diesen
Fiedler. Schon der Name klingt nach Oberförster. Nein. Ein Dreizeiler, nicht
mehr. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?

Berlin, Januar 1994
    Am
2. Januar wurde Schubert, er hieß tatsächlich so, in Berlin identifiziert und
lokalisiert. Er wohnte in der Maximilianstraße in Lichtenberg. Schubert, der gern
Designeranzüge trug, bezog inzwischen Sozialhilfe. Die Wohnung wurde eine
Zeitlang observiert, doch Schubert tauchte nicht auf. Aber er bekam
überraschend Post vom Sozialamt. Als er sich dort telefonisch meldete, gaukelte
ihm der Beamte vor, dass er ins Amt kommen müsse, um seinen Antrag zu erneuern.
Für Freitag den 7. Januar wurde um zehn Uhr ein Termin vereinbart.
    Klaus
Schubert

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