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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Keine
Rechnung, keine Anmeldung, alles nach seinem Geschmack. Die Wirtin war sehr
sauber und wusch auch seine Wäsche - vor allem stellte sie keine Fragen.
    Er
telefonierte mit seinem Sohn, der an der Uni beschäftigt war. Das Päckchen war
angekommen. Am darauf folgenden Sonntag brachte ihm sein Sohn den wertvollen
Umschlag. Podolsky schenkte seinem Sohn reinen Wein ein und versprach, sich
einmal pro Woche zu melden. Allerdings wollte er in Zukunft nicht mehr zu Hause
anrufen. Sie vereinbarten einen fixen Zeitpunkt und eine Gaststätte.
    Der
geizige Fiedler versuchte, sich den Versand des zweiten Päckchens zu ersparen.
Er setzte alle Hebel in Bewegung, um Podolsky aufzuspüren. Das Netzwerk war
großteils noch intakt. Er war sicher, dass der sich in Polen, wo er Verwandte
hatte, oder in Tschechien aufhielt. Der Hinweis, dass der Gesuchte mehr als
eine halbe Million DM in bar mit sich führte, gab den Ausschlag. Jeder, der
Verbindung zum internen Netzwerk des verblichenen Dienstes hatte, hielt nach
der Person Podolskys und dem Volvo Ausschau. Doch den hatte der Oberst nicht
mehr in Verwendung. Er hatte sich einen unauffälligen Skoda mit polnischer
Zulassung gekauft.
    Nicht
der Volvo, sondern seine Wirtin wurde ihm unfreiwillig zum Verhängnis. Ihr
Bruder war ein ausrangierter Mitarbeiter des polnischen Dienstes. Er sah Podolsky
zwar nicht, aber seine Schwester erzählte ihm von ihrem angenehmen Pensionsgast
und wann der eingezogen war. Der Mann besorgte sich schnellstens ein Foto des
Obersten. Zwei Stunden später war der Oberst lokalisiert.
    Dieser
war sich der latenten Gefahr, in der er schwebte, bewusst. Es war für den
Bruder der Wirtin undenkbar, Podolsky in der Wohnung seiner Schwester zu
eliminieren. Er wusste inzwischen, welches Auto der Oberst fuhr und dass er ein
Frühaufsteher war. Er verriet seiner Schwester mit keiner Silbe, wen sie da
beherbergte.
    Er
saß in einem Lada Taiga und fror, weil die Heizung des Wagens ihren Geist
aufgegeben hatte. Zwei Stunden harrte er aus, bis Podolsky auf der Straße
erschien. Es war nicht zu übersehen, er wechselte sein Quartier, denn er trug
seine Habe mit sich. Somit also sicher auch das Geld. Ohne besondere Vorsicht
walten zu lassen, folgte er Podolsky, der mit dem Skoda aus der Stadt fuhr.
Irgendwann bog er in die alte Poststraße nach Prozsowice ein, die um diese Zeit
nur mäßig befahren war. Der Routinier Podolsky bemerkte seinen Verfolger bald.
Er war auf dem Weg, sich Dokumente und eine Waffe zu besorgen. Letztere hätte
er jetzt gerne bereits gehabt. Diesmal war es sicher nicht so ein Stümper, den
Fiedler ihm auf den Hals gehetzt hatte. Und mit Sicherheit war der Bursche
vorgewarnt, davon musste er ausgehen. Die einzige Möglichkeit, die er hatte,
war, bewohntes Gebiet zu erreichen. Zeugen boten bis zu einem gewissen Grad
Sicherheit.
    Doch
es war zu spät. Der Taiga hatte bis auf einen halben Meter aufgeschlossen und
seine Absicht war klar - er würde ihn bei nächster Gelegenheit abdrängen. Gegen
das robuste Fahrzeug hatte Podolsky mit dem fragilen Skoda keine Chance.
    Es
war ein Akt der Verzweiflung. Podolsky stieg mit aller Kraft, die er aufbringen
konnte, auf das Bremspedal. Der Versuch schlug fehl. Der Oberst realisierte
nicht mehr, wie der Skoda in den Straßengraben stürzte und zu brennen begann.
    Es
war wirklich großes Glück, dass ein Bus daherkam und alle Insassen verzweifelt
versuchten, den Oberst aus dem brennenden Fahrzeug zu bergen. Er war
bewusstlos, als man ihn in die Ambulanz hob, aber er lebte. Wen man da aus dem
brennenden Wagen gezogen hatte, das wusste man monatelang nicht. Der Lada war
gestohlen, der Fahrer in der Aufregung verschwunden. Niemand konnte ihn
beschreiben.

Berlin, Dezember 1993
    Vor
dem Landgericht in Berlin fand seit Monaten ein Prozess gegen einen Mitarbeiter
des MfS statt. Peter Haack, ein Bürger der BRD, hatte in den 1980er Jahren vom
MfS den Auftrag bekommen, Dr. Wolfgang Welsch zu liquidieren. Welsch, nach
sieben Jahren Bautzen wegen Republikflucht von der BRD freigekauft, machte sich
in der Normannenstraße unbeliebt, weil er sich weiter als Fluchthelfer
betätigte. Der Vorgang lief unter dem Decknamen Skorpion. Haack suchte die
Gesellschaft von Welsch und freundete sich mit ihm an. Bald darauf versuchte er
ihn, auf einer Urlaubsreise in Israel, mit Thallium zu vergiften. Welsch starb
zwar nicht an der heimtückischen Vergiftung, lag aber monatelang in
verschiedenen Kliniken. Ein Schussattentat in England ging

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