Milliardengrab (German Edition)
Er ging in diese Richtung. Allerdings nicht
weit. Der Oberst zog ihm das Rohr mit solcher Wucht von hinten über den
Schädel, dass er mit einem leichten Stöhnen zu Boden ging. Die drei weiteren
Hiebe wären nicht vonnöten gewesen, der Zweite war bereits tödlich. Podolsky
konnte das Brechen der Schädeldecke spüren und hören. Dem gedungenen Mörder blieb
keine Zeit, sich die Frage zu stellen, welchen Fehler er begangen hatte - dazu
reichte der Bruchteil einer Sekunde, der ihm zur Verfügung stand, nicht. Er
starb so, wie er gelebt hatte: unwissend.
Podolsky
nahm das Rohr mit und ging zum Volvo - dämlich, wie der Kerl war, würde der Autoschlüssel
vermutlich im Zündschloss stecken. Wenn nicht, musste er eben zurückkommen. Das
tat er ungern, denn wenn er den Leichnam berührte, dann blieben dort
unvermeidlich Spuren zurück. Als er zum Wagen kam, sah er, dass die linke Tür
sperrangelweit offen stand, der Zündschlüssel musste also drin stecken.
Podolsky wollte sich gerade in den Volvo setzen, da hörte er ein markantes:
»Herr
Oberst!«
Fiedlers
unverwechselbare Stimme, keine Frage. Oberst Podolsky verharrte, drehte sich
nicht um, sondern reagierte unmittelbar. Er setzte sich in den Wagen, schlug
die Tür zu und versperrte den Wagen mittels Zentralverriegelung. Der
Zündschlüssel steckte zum Glück tatsächlich. Er startete.
Fiedler
hingegen beging einen schweren taktischen Fehler, er rannte dem Volvo nach,
anstatt sofort zu seinem Wagen zu laufen. Als er den Wagen erreichte, gab
Podolsky Gas und entkam auf die Autobahn.
Fiedlers
Wagen stand dreihundert Meter entfernt - keine Chance, den Wagen zu erreichen,
zu starten und die Verfolgung aufzunehmen. Mehr als dreißig Sekunden waren
nicht aufzuholen, schon gar nicht, wenn Podolsky das Letzte aus der schweren
Maschine herausholte. Oberst Podolsky war seinem Häscher für das Erste
entkommen. Ein weiterer schwerer Fehlschlag für den General.
Breslau / Krakau - Polen
Die
Leiche seines jüngsten Opfers war noch nicht kalt, trotzdem war Podolsky ganz
ruhig, als er gegen ein Uhr morgens auf die Zollkontrolle zufuhr. Nichts
deutete darauf hin, dass er vor knapp einer Stunde nur knapp dem Tod entronnen
war und selbst mit seinen Händen einen anderen totgeschlagen hatte. Von der
Flucht vor dem General gar nicht zu sprechen.
Weder
der Deutsche noch der polnische Zöllner kontrollierten ihn. Um halb vier war er
in Breslau. Im Novotel nahm er sich ein Zimmer. Bevor er sich auszog,
griff er zum Telefon. Fiedler hob sofort ab.
Podolsky
sagte nur ein Wort: »Warum?«
»Ich
bedauere es, wirklich, aber die Schweizer haben Sie identifiziert. Die Polizei
war schon in Ihrer Wohnung … da muss etwas schief gelaufen sein. Die Sache mit
dem Notar in Genf. Leider.«
Kurz
dachte Podolsky nach und wusste, dass er verloren war.
»Warum
haben Sie ausgerechnet auf diesem Rastplatz gewartet, das war doch nicht
vorauszusehen?«
»Ich
habe nicht gewartet, ich bin hinter euch hergefahren … Sie haben diesen
Dilettanten ja erlebt.«
»Ja,
das habe ich.«, beinahe hätte der Oberst gelächelt.
»Sie
müssen mir glauben … es tut mir wirklich leid!«
»Ich
verstehe, unter diesen Umständen ist es ohnehin das Beste für mich - und
natürlich auch für Sie.«
Die
beiden führten das Gespräch keineswegs aufgeregt und Podolsky schien den Mordanschlag
auf seine Person keineswegs persönlich zu nehmen. Die Umstände hatten es
erfordert - basta. Podolsky setzte kurz ab und fuhr fort: »Nachdem die
Geschichte nun etwas aus dem Ruder gelaufen ist, werde ich mich, auch in Ihrem
Interesse, rarmachen. Dazu brauche ich Mittel aus der Kriegskasse.«
»Dokumente?«
»Danke
- nicht von Ihnen. Das ist mir zu unsicher.«
»Das
Geld. Wie?«
»Ein
Päckchen mit der Post - nicht eingeschrieben, an die Wohnung meines Sohnes.«
»An
wie viel dachten Sie?«
»Es
waren einmal fast sieben Millionen … eine wird wohl noch vorhanden sein.«
»Eine
Halbe.«
»Nein,
wenn das Päckchen nicht spätestens übermorgen im Postkasten ist, würde ich
Ihnen empfehlen, sich nach einer sicheren Bleibe umzusehen.«
»Es
ist unmöglich. Eine halbe und weitere zweihundertfünfzigtausend innerhalb von
zehn Tagen.« Podolsky überlegte.
»Einverstanden.«,
und legte auf.
Am
nächsten Tag fuhr er nach Krakau weiter. Wegen des Wagens machte er sich keine
Sorge, Fiedler würde sich hüten, das Fahrzeug gestohlen zu melden.
In
Krakau fand er in einer privaten Pension Unterschlupf. Bar im Voraus.
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