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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Die Rote Armee nutzte den Wetterumschwung für eine
Gegenoffensive.
    Eine
sowjetische Panzerdivision war durchgebrochen und Podolsky versuchte mit einem
Kübelwagen, den vernichtenden Panzern zu entkommen. Ausgerechnet in diesem
entscheidenden Moment gab der Motor des Kübels seinen Geist auf. Die
Staubfahnen der heranrückenden Panzer kamen rasch näher. Podolsky sah sich um
und entdeckte einen kurzen Schützengraben, in dem ein verängstigter Landser
einsam die Stellung hielt.
    Podolsky
sprang in den Graben und duckte sich so, wie der einfache Soldat und hoffte,
dass sie von den Panzern überrollt würden. Die Erde bebte und der Lärm wurde
höllisch. Ein T 34 hielt genau über dem Schützengraben, es gab kein Entkommen,
die Besatzung hatte sie entdeckt. Podolsky wusste, ihm und dem Soldaten stand
ein grausiges Ende bevor. Der Panzer würde sich so lange im Stand drehen, bis
die schweren Ketten sie zermalmt hatten.
    »Haftmiene,
hast du eine?«
    Der
Landser nickte und reichte Podolsky die Mine. Der stellte sie auf vier Sekunden
ein und klebte sie an das Bodenblech des Panzers, der sich gerade anschickte,
sich zu drehen.
    »Runter!«
    Er
warf sich auf den Boden, der Soldat lag auf ihm. Die Haftmiene bereitete dem
Panzer den Garaus, der schwere Dieselmotor erstarb und die Besatzung war tot.
Der Landser leider auch. Podolsky hatte überlebt, der Soldat hatte ihm mit seinem
Körper unfreiwillig Deckung geboten.
    Mit
bloßen Händen grub Podolsky sich aus dem Loch. Vierzehn Stunden arbeitete er
verbissen wie ein Maulwurf. Schließlich erreichte er nach eineinhalb Tagen zu
Fuß in der Nacht die eigenen Linien. Er verfluchte den Iwan - die Nerven aber
hatten ihn keine Sekunde verlassen. Dass der Landser tot war, bedauerte er. Es
herrschte Krieg - Gefühle konnte sich zu dieser Zeit und an jenem Ort niemand
leisten.
     
    Auch
in der jetzigen Lage fand Podolsky einen Ausweg. Sein Gegner trug vermutlich
eine Waffe bei sich. Er aber kannte die Pläne seines Mörders, das war mehr
wert, als der Besitz eines Dolchs oder einer Pistole.
    »Fahren
Sie auf den nächsten Parkplatz - ich muss Mal. Die Prostata, da sind Sie noch
zu jung, aber es kommt, verlässlich, glauben Sie mir.«
    Der
Fahrer nickte und blinkte bald darauf rechts. Ein weitläufiger Parkplatz, keine
Tankstelle, keine Raststätte. Nur Toiletten, ein armseliger Kiosk, der
geschlossen war, Bänke und Tische, ein paar Sträucher und Bäume. Die Wagentür
ließ sich anstandslos öffnen. Podolsky stieg aus und sagte: »Ein paar Minuten.«
    »Kein
Problem, ich rauche inzwischen eine Zigarette.«
    »Tun
Sie das.«
    Podolsky
ging ohne Eile zu dem primitiven Toilettenhäuschen, das etwa vierzig Meter entfernt
am Rand des Parkplatzes stand. Der Fahrer konnte ihn nicht sehen, es war
stockdunkel.
    »Mein
Gott, was für ein Einfallspinsel.«, der Oberst ärgerte sich regelrecht über den
Leichtsinn seines Widersachers, der im beleuchteten Wagen saß und angeregt mit
jemandem telefonierte. Kein Zweifel, der Kerl war sich seiner Sache absolut
sicher.
    Beinahe
hätte der Oberst seinen Plan schon aufgegeben. In diesem Fall hätte er sich
einfach in die Büsche geschlagen. Es wäre für diesen Stümper kaum möglich
gewesen, sein Opfer in der Nacht aufzustöbern. Doch dann entdeckte er neben dem
Kiosk einen Ständer für den Sonnenschirm. Ein Rohr, das in eine Betonplatte
eingegossen war und ein Stück herausschaute. Mit ein paar kräftigen hin und her
Bewegungen brach er es ab. Podolsky hatte jetzt ein circa sechzig Zentimeter
langes Metallrohr in der Hand.
    Ein
PKW kam auf den Parkplatz. Ein Mann stieg aus, ging ein paar Schritte auf den
Rasen und schlug sich das Wasser ab. Keine Minute später war er wieder weg.
Irgendwo war in unregelmäßigen Abständen der Schrei einer Eule zu hören.
    Nun
stellte er sich hinter das Häuschen und wartete. Er sah auf die Uhr. Es dauerte
beinahe zehn Minuten, bis er den Fahrer rufen hörte. Podolsky schwieg. Endlich
kam sein Häscher und stellte sich vor die Toilette.
    »Herr
Oberst, ist alles in Ordnung?«, jetzt lag doch eine Spur von Unsicherheit in
der Stimme.
    Stille.
    Der
Killer probierte die wackelige Holztür zu öffnen, es gelang ihm. Die Tür war
nicht verriegelt und die Toilette leer.
    »So
eine Scheiße, dieser Hund, er hat Lunte gerochen und ist abgehauen. Warte, dir
werde ich es zeigen!«, sprach er sich selbst Mut zu.
    Er
war überzeugt, dass sein Opfer nicht auf die Autobahn geflohen war, sondern in
den Wald hinter dem Parkplatz.

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