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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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gerade die Nummer des Kommissars in Genf wählen, da läutete sein Handy.
Genf war bereits am Apparat. Als Patry sich meldete, schnitt er den
überschwänglichen Wortschwall Eisensteins mit einer ungeduldigen Handbewegung
ab. Er hörte dem Kommissar aufmerksam zu und sagte nur ab und zu »Ja« oder »Ich
verstehe.«
    Das
Gespräch dauerte lange, Thomas hörte nur zu.
    Eisenstein
hielt schweren Herzens still - doch er fühlte, dass sich etwas
Außergewöhnliches abspielte. Schließlich bedankte Thomas sich und legte den
Hörer auf die Gabel.
    Die
Blunzn stand vor dem eigenen Schreibtisch und starrte gebannt auf Thomas. Der
saß zufrieden grinsend im Sessel seines Chefs und sah mit großen Augen auf
Eisenstein, der wiederum keinen Ton von sich gab. Bockschauen nennt man dieses
Spiel in den Alpenländern.
    »Was
ist, mein Gott, sag was oder scheiß Buchstaben. Soll ich hier im Stehen
verrecken, nur weil du zu faul bist, dein Maul aufzureißen?«
    Wenn
er gewöhnlich wurde, dann war Vorsicht angezeigt. Thomas lenkte ein und
beendete sein Schweigen.
    »Raten
Sie einmal, Chef.«
    »Komm
lass diese Spielchen, was gibt es?«
    Eisenstein
drohte sauer zu werden.
    »Die
rote Nora, Chef!«
     »Ja,
um die geht es seit ewigen Zeiten. Was ist mit ihr? Ist das Luder aufgetaucht
und vermiest uns die ganze Story?«
    »Sie
ist aufgetaucht, aber das vermiest uns die Story nicht.«
    »Sehr
gut. Also hat man endlich ihren Kadaver gefunden. Wo?«
    »Keine
Leiche, Chef. Der Kommissar hat dazu eine ganz andere Meinung. Die Kaindel, sie
kannte den Notar schon lange … hat sich mit ihm getroffen. Sozusagen privat,
hier in Wien und auch in Zürich … im Notariat in Genf ist sie auch gewesen …
schon vor Jahren.«
    »So,
jetzt aber bitte rasch, klare Worte und keine Faxen, Klartext. Komm, lüfte
deinen Hintern oder soll ich da vor dir habt Acht stehen? Auf!« Thomas erhob
sich betont langsam und erzählte weiter. Die Aufmerksamkeit des Chefs war ihm
gewiss.
    »Die
Kaindel hat für die Hernalser Speditionsgesellschaft eine Lagerhalle in der
Nähe des Genfer Flughafens gekauft. Sie steht heute noch als
alleinzeichnungsberechtigte Geschäftsführerin im Handelsregister.«
    Eisenstein
kratzte sich sein unrasiertes Mehrstufenkinn und hängte eine Gitanes in den
Mundwinkel, die Brandstiftung unterließ er vorerst.
    »Da
kann man gut ein paar Leichen zwischenlagern. Eine Lagerhalle, was für
Möglichkeiten! Was meinst du?«
    »Stimmt!
Das wäre möglich.«
    »Doch
ich denke, dass auch der Notar im Meer liegt.«
    »Fehlanzeige.
Ach so, also die Nora liegt meiner Meinung nach doch eher irgendwo in der Alpes
Maritimes herum, denk ich, oder sonst wo in den Bergen im Hinterland von Nizza.
Man denke nur an die Schluchten in der Gegend um Grenoble. Nicht nur ich, auch
Kommissar Patry dachte erst, dass in der Lagerhalle der Kaindel die beiden aus
Genf versteckt sind. Wer wird denn mit einer Leiche durch ganz Frankreich und
dann noch über eine Staatsgrenze fahren. Ein derartiges Risiko würde niemand
eingehen, wenn er dazu nicht gezwungen ist. Seine Beamten sind schon unterwegs.
Er ruft sofort hier an, wenn er etwas Neues erfährt. Aber grundsätzlich denkt
er neuerdings an etwas ganz anderes. Eine Theorie … aber wenn das stimmt, dann
ist die Überraschung wirklich perfekt - unmöglich scheinen mir seine Vermutungen
jedenfalls nicht zu sein. «
    »So
und was denkt er, der Gute?«
    Thomas
konzentrierte sich und rekapitulierte im Kopf, welch ungeheure Vermutung der
Kommissar da ausgesprochen hatte.
    »Also,
erstens, das Eisenstück, mit dem man die Frau beschwert hat, ist ein Stück Ackerschiene,
aus einer Kolchose, LPG hieß das in der DDR.«
    »Gut,
aber warum hat man nicht ihn auch beschwert? Das ist nicht logisch.«
    »Chef,
Sie sind ein Mensch, der alles kann, nur eines nicht: zuhören. Sie werden es
nie erfahren, wenn Sie mich dauernd unterbrechen. Patry meint, dass der Notar
gar nicht entführt wurde.«

 
    Genf,
Oktober 1991
    Am
Lac Lemac hatten die Ergebnisse des investigativen Journalismus, garniert mit
einer Wasserleiche aus dem Mittelmeer, einen eidgenössischen Bürger aus seinem
beschaulichen Dasein gerüttelt. Ein etwas verwahrlost aussehender Computerfreak
aus der Umgebung von Genf erschien in Begleitung eines betuchten Anwaltes und
gab zu Protokoll, dass er eventuell für die Stasi in der letzten Zeit Dokumente
entschlüsselt habe. Ganz sicher sei er sich der Sache zwar nicht, aber alle
Anzeichen wiesen darauf hin. Sinuhe besaß genug an

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