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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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gefahren.«
    »Ich
gebe Ihnen meine Nummer … Sie können mich jederzeit erreichen. Wir erscheinen
am Mittwoch … können Sie die Infos so lange zurückhalten?« »Das werde ich
hoffentlich schaffen. Es ist nicht einfach, wenn das ganze Haus informiert ist.
Einer findet sich immer, der für ein paar Stütz (landläufiger Ausdruck für den
Franken) den Medien einen Tipp gibt - leider. Eine Pressekonferenz setze ich
für Dienstagnachmittag an, die beginnt etwas später. Reicht das?«
    Thomas
versuchte, noch ein paar Stunden herauszuschinden.
    »Schön
wäre Mittwoch neun Uhr, und dann können Sie pünktlich starten.«
    »Ich
werde es versuchen«, versprach der Kommissar und Thomas hoffte, dass der sein
Wort halten konnte. Davon hing seine berufliche Zukunft ab. So freundlich und
entgegenkommend die Blunzn momentan war, das konnte sich mit einem Schlag
ändern und was das Fax dann noch wert war, konnte niemand mit Sicherheit sagen.
Er verdrängte den Gedanken, dass alles vergeblich gewesen sein könnte, und
konzentrierte sich auf das Fahren. Ein Unfall war das Letzte, was er jetzt
brauchen konnte - von Vaters Reaktion abgesehen. Thomas veranlasste den Golf zu
Höchstleistungen. Die unvermeidlichen Strafzettel würde er dezent auf
Eisensteins Schreibtisch deponieren.
     
    In
Wien angekommen, fuhr er nach Hainburg und interviewte Karl Schweighofer. Der
redselige Taxifahrer hatte die rote Nora zum Flughafen gebracht. Der Taxler war
leicht aufzuspüren. Er prahlte mit seinem berühmten Fahrgast, so als hätte er
den Heiligen Vater in seinem Papamobil herumkutschiert. Der Mann sprach viel
und so schnell, dass Thomas eine ganze Ausgabe des Wochenspiegels damit hätte
füllen können. Leider war nicht ein Satz dabei, der des Anhörens, geschweige
denn des Druckens würdig gewesen wäre.
    Thomas
hatte Mühe, den Mann zu bremsen. Dass der auch noch ein Informationshonorar
wollte, war der Gipfel. Schließlich gab ihm Thomas seine Karte und sagte: »Wenn
sich etwas rührt, oder es fällt Ihnen doch noch etwas von Belang ein, rufen Sie
mich an.« Er rieb bedeutungsvoll Daumen und Zeigefinger aneinander. Die leise
Hoffnung des Informanten, dass er sein Konterfei in der Zeitung wiederfinden würde,
blieb ein Wunsch.
    In
der Nacht von Montag auf Dienstag ging der dreiseitige Bericht von Thomas Szabo
in die Druckerei. Das Kammergericht in Berlin, das Negresco , eine
Panoramaaufnahme von Cap Ferrat , den Jet d’Eau im Genfer See und das
Schloss in Wolfsthal, nebst einem tollen Schnappschuss der roten Nora. Dieses
Bild gewährte tiefe Einblicke in Noras Anatomie und belebte die Fantasie des
männlichen Betrachters. Allein das gewagte Dekolleté war eine Augenweide für
sich. Am letzten Opernball hatte ein Fotograf gewartet, bis sie sich nach vorne
beugte und genau ins Schwarze getroffen.
    Der
Artikel war tatsächlich eine seltene Attraktion, wie die Blunzn sich
auszudrücken beliebte. Ein kräftiger Schluck aus der Flasche in Eisensteins
Schreibtisch hob die Laune noch zusätzlich. Wohlwollend klopfte er Thomas auf
die Schulter und brummte selbstzufrieden: »Wenn du mich nicht hättest!«
    Thomas
lachte und schüttelte den Kopf. Eisenstein - der Großmeister.
     
    Verkaufs-
und Marketingleiter hatten die Auflage tatsächlich um vierzigtausend Stück gepuscht.
Im Fernsehen und Radio lief eine Kampagne für das Wochenspiegel, die eine
Sensation ankündigte, ohne ein Wort über den Inhalt zu verraten. Auch in den
anderen Printmedien wurden ganzseitige Anzeigen geschaltet. Das Heft war innerhalb
eines Tages vergriffen und zwanzigtausend Exemplare, die reißend Absatz fanden,
wurden nachgedruckt.
    Natürlich
wussten Insider, was sich am Medienhimmel zusammenbraute. Verdächtig viele
Autos fuhren in Schrittgeschwindigkeit am Schloss bei Wolfsthal vorbei.
Bezirksinspektor Pachmaier konnte sich wegen der ständigen Anrufe aus dem In-
und Ausland kaum von seinem Schreibtisch wegbewegen - versäumen wollte er diese
auf keinen Fall. Eine Absenz in diesen dramatischen Zeiten verbat ihm sein Ego. Es
gab Tage, da kam er nicht einmal dazu, ins Wirtshaus zu gehen. Hans verjagte
einen verwegenen Reporter aus München mit einer Mistgabel vom Friedhof. Nur
Julia ließ sich nicht belästigen. Sie hob das Telefon nicht ab und das schwere
schmiedeeiserne Eingangstor war Tag und Nacht verschlossen. Leider gab es keine
Zugbrücke.
    Der
Durchbruch in der schreibenden Zunft war Thomas gelungen. Der Vater hatte,
überwältigt vom Erfolg des Sohnes, sogar den

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