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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Dreistigkeit, von Patry Personenschutz
zu verlangen. Verständlich unter dem Aspekt, dass er sich ängstigte, beim
nächsten Mordanschlag der Hauptdarsteller zu sein.
    Die
Zusammenhänge seien ihm erst klar geworden, als er aus der Presse von den
vermissten Personen erfuhr. Der Mann war ein Nervenbündel und zitterte um sein
Leben. Wie eine Zitrone quetschte Patry ihn aus. Sinuhe legte ab, wie es im
Polizeijargon heißt. Nun wusste man endlich, worum es ging.
    Mit
ziemlicher Gewissheit hatte die rote Nora aus Wien den zweiten Teil der
Bankkonten und Losungsworte verwahrt. Das hatte sie anscheinend, so wie auch
den Notar und seine Frau die Freiheit, höchstwahrscheinlich auch das Leben
gekostet - oder, nach den neuesten Erkenntnissen, auch nicht.
    Der
Kommissar gab seinem Informanten samt seinem Anwalt den wohlmeinenden Rat zu verreisen,
möglichst weit und lange. Trug ihm jedoch auf, sich einmal in der Woche bei ihm
telefonisch zu melden.
    »Denn
sonst, mein Lieber, jagt Sie nicht nur die ehemalige Stasi oder wen immer Sie
sich da angelacht haben, sondern auch die Behörden … keine guten Aussichten für
ihre unmittelbare Zukunft, mein Herr. Nebenbei wäre es äußert ratsam, wenn Sie
bei der Auswahl Ihrer Klienten etwas vorsichtiger wären.«
    Aus
diesen Worten war die Ironie nicht zu überhören.
    »Da
muss ich doch sehr bitten, Herr Kommissar, Sie sind verpflichtet meinen
Mandanten zu schützen, das schreibt die eidgenössische Verfassung vor«, machte
sich der Paragraphen-Schmied wichtig. Allerdings geriet er da beim Kommissar an
den Falschen.
    »Schutzhaft,
wenn Sie darauf bestehen, bitte, das kann ich verantworten. Personenschutz, vor
allem auf unbestimmte Zeit, ist erstens kaum durchführbar und zweitens
unbezahlbar. Also Haft oder Fernreise?«
    Patry
machte kein Hehl daraus, dass er den Steuerzahler keineswegs für verpflichtet
hielt, dubiosen Geschäftemachern ein Schutzschild vor ihren möglicherweise
gewalttätigen Kunden zu finanzieren. Sinuhe trug die Angst vor sich her wie ein
Pfarrer die Monstranz beim Hochamt. Der Anwalt riet seinem Mandanten zur Reise.
Beim Abschied gab er Patry die Hand - sie war schweißnass.
    »Einen
Augenblick noch, ich habe einige Bilder. Bitte schauen Sie sich diese Fotos an
und überlegen Sie, ob Sie eine der Personen kennen oder vielleicht irgendwo
gesehen haben.«
    Das
war nicht der Fall. Weder die rote Nora noch der Gorilla vom Bankautomaten
waren Sinuhe schon begegnet. Auch Fiedler und Schalck kannte er nicht.
    »Also
dann, gute Reise und vergessen Sie nicht, sich bei mir zu melden. Wenn Sie den
Eindruck haben, dass sie beschattet werden, rufen Sie mich an. Ich werde dann
versuchen, Ihnen zu helfen.« Mit hängendem Kopf verließ Sinuhe das Präsidium.
Patrys Mitleid mit dem Kerl hielt sich in Grenzen. Es war keine Frage, dass der
bereits seit Langem wusste, aus welchem Milieu seine Kunden stammten.
Vielleicht hätte man das Leben des Notars und seiner Frau noch retten können,
wenn er früher informiert gewesen wäre, spekulierte der Kommissar.
    »Das
ist diesem Kerl alles gleichgültig, nur wenn es um seine Haut geht, dann soll
sich Gott und die Welt darum kümmern!«
    Sinuhe
war noch keine halbe Stunde aus dem Haus, da fiel dem Kommissar etwas ein.
Patry dachte kurz nach, dann rief er den Anwalt des Computerfreaks an.
    »Ich
brauche Ihren Klienten noch einmal für zehn Minuten. Es ist in seinem
ureigensten Interesse. Ich befürchte, dass er ins Visier der Ostdeutschen
geraten ist.«
    Dafür
gab es nicht den geringsten Hinweis, aber es machte dem Kerl sicher Dampf. Der
Anwalt durchschaute das Manöver sofort.
    »Ich
kann meinen Mandanten nicht mehr erreichen. Ich befürchte, dass er bereits
außer Landes ist, so wie Sie es ihm empfohlen haben.«
    Party
hätte sich in den Hintern beißen können, dass ihm dieser Einfall nicht früher
gekommen war. Jetzt war es offensichtlich zu spät, der Vogel war ausgeflogen.
Dass der Anwalt genau wusste, wo sein Schützling sich aufhielt, daran hegte er
nicht eine Sekunde den geringsten Zweifel. Doch der Kommissar war ein Mann, der
die Spielregeln kannte und akzeptierte - vorerst einmal.
    »Ich
verstehe Maître, danke.«
    Patry
rief einen Mitarbeiter und beauftragte ihn, Fotos von allen bekannten
Stasi-Offizieren, »ab Major« zu besorgen. Der Mann staunte nicht schlecht,
versprach aber sein Bestes zu versuchen. Es dauerte sehr lange, bis Patry die
gewünschten Fotos vor sich liegen hatte, und dann war Sinuhe nicht greifbar -
allzu

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