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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Schock überwunden, als er kurz auf
den Tacho seines Golfs schielte.
     »Unglaublich,
so viel fahre ich in einem Jahr nicht!«, wunderte er sich, war aber stolz auf
seinen Sprössling, der neuerdings in aller Munde war. Thomas wusste seinen
unerwartet erworbenen Reichtum nutzbringend einzusetzen. Der Panda fand seine
ewige Ruhe auf dem Autofriedhof, nachdem die Mutter eine Aufbahrung des
Vehikels in ihrem Garten mit allen Mitteln vereitelt hatte. Thomas war nun
Besitzer eines Jeeps mit einer V8-Maschine - samt Anhänger. Da schwieg sogar
Eisenstein, allerdings vor Schreck, denn er dachte an die Spritrechnungen, die
er in Zukunft abzeichnen musste.
    »Sag,
dieser Anhänger, wozu brauchst du denn so etwas? Dein Denkvermögen wird ja wohl
nicht so umfangreich sein, dass es in deinem Plutzer nicht Platz hätte!« Die
Blunzn blieb beim Lachen einsam. Thomas wandte sich eingeschnappt ab. Die
Begeisterung für den Wagen ließ er sich nicht nehmen - auch vom frevelnden
Eisenstein nicht.

 
    Genf
- Wien - Berlin, 25. September 1991
    Der
Bericht im Wochenspiegel schlug tatsächlich wie eine Bombe im deutschsprachigen
Raum ein. Alle TV-Stationen in der Schweiz, Deutschland und Österreich
berichteten in Nachrichtensendungen. Der Spiegel, im Hause des Wochenspiegels
immer mit Argusaugen verfolgt, erwähnte die Kollegen in Wien anerkennend.
    Hans
in Wolfsthal vertrieb die Journalistenmeute, wie er sie nannte, mit einem
furchterregenden, doppelläufigen Schrotgewehr - wenn es auch ungeladen war.
Einer dieser Zeitungsschmierer (das war für Hans grundsätzlich jeder
Schreiberling oder Fotograf) hatte doch glatt versucht, die Schlossmauer zu
überklettern. Er verfluchte den Tag, an welchem er dem Dorfgendarmen von Noras
Abgängigkeit erzählt hatte. Doch zum damaligen Zeitpunkt war ihm das
unerlässlich erschienen. Jetzt hatte er alle Hände voll zu tun, Julia vor
diesen Verrückten zu beschützen. Besonders lästig erschien ihm die schreibende
Zunft aus Deutschland. Hans, an sich ein Philanthrop par excellence, verstieg
sich sogar zur Äußerung: Scheißpiefke. Das war an sich nicht seine übliche
Diktion - jetzt war ihm aber endgültig der Geduldsfaden gerissen.
     
    Generalmajor
Fiedler in Berlin wurde vom LKA vernommen und wusste von nichts. An seinen
Namen konnte er sich zur Not noch entsinnen. Sein Besuch im Genfer Notariat vor
Jahren und später in Zürich, ja, dunkel wusste er noch, dass er im Namen der
Regierung etwas unterschrieben habe. Im Auftrag, was, daran konnte er sich nach
so vielen Jahren nicht mehr erinnern. Und in Genf sei er seit Jahren nicht
gewesen, das wusste er sicher. Nach Zürich sei er geflogen, ein amikales, zehn
Minuten langes Gespräch über die veränderte Lage in Ost-Berlin in irgendeiner
Bank mit dem bedauerlicherweise abhandengekommenen Notar. Eigentlich sei er nur
in die Schweiz geflogen, um seinem alten Freund dem Botschafter die Aufwartung
zu machen - ganz privat. Nichts Substanzielles. So groß die Aufregung war, so
wenig ergiebig war der Trubel für die Ermittler.
     
    Zweimal
hatte der Kommissar die Hand am Hörer um Thomas in Wien anzurufen, jedes Mal
nahm er in letzter Sekunde davon Abstand - es war ihm klar, dass er nicht von
ihm verlangen konnte, darüber nicht zu berichten. Er nahm sich vor ihn zu
informieren, bevor die Presseaussendung hier in Genf an die Agenturen gehen
würde - das war er dem jungen Kerl schuldig. Der Verdacht, den er seit dem
Auffinden der Leiche von Madame Bouvery hatte, beschäftigte ihn so, dass er aus
dem Büro flüchtete, um ungestört zu sein. Er wollte seinen Verdacht in alle
Richtungen wasserdicht wissen, bevor er sie jemand anderem anvertraute, denn
sein jüngster Verdacht war schwerwiegend und verdächtigte bislang unbescholtene
Menschen.
    Er
setzte sich in ein Café, bestellte sich eine halbe Flasche Chardonay, stopfte
seine Pfeife und ging die Akte Bouvery im Geiste Schritt für Schritt durch -
das Ergebnis dieser Überlegungen war brisant. Keine Frage, es war eine Theorie,
doch die Wahrscheinlichkeit, dass er auf dem richtigen Weg war, bestand
zweifellos. Dass er dabei alle bisherigen Erkenntnisse über das Wesen des Notars
vergessen musste, war keine neue Erfahrung für ihn. Die Abgründe der menschlichen
Seele sind tief, das Verhalten von Menschen, die man zu kennen glaubt, ist
oftmals rätselhaft und unbegreiflich. Bouvery wäre nicht der erste Biedermann
mit einem Doppelleben, der Patry untergekommen war.
Je länger er nachdachte, umso sicherer

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