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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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viel versprach sich der Kommissar von dieser Aktion ohnehin nicht, doch
er wollte nichts unversucht lassen.

 
    Mayrin
bei Genf, Oktober 1991
    Die
Beamten näherten sich dem Objekt in der Rue Gilbert in einem neutralen
Dienstwagen. Sie fuhren zuerst einmal sondierend um das Grundstück, wobei sie
keine Auffälligkeiten feststellten. Einige Fahrzeuge - samt und sonders
Lieferwagen - kamen an und andere verließen das Gelände. Eine Aufschrift am Tor
der Einfahrt besagte, dass es sich um das Auslieferungslager eines Buch- und
Zeitschriftenvertriebes handelte. Nachdem die Beamten die Lagerhalle betreten
hatten, sahen sie, dass Unmengen von Büchern auf riesigen Stahlregalen gelagert
waren und Paletten mit Büchern von Gabelstaplern kreuz und quer durch die
Gegend gekarrt wurden. Hinter einer Glaswand waren Frauen damit beschäftigt,
einzelne Bücher in Pakete zu verpacken. In einer Ecke spuckte ein Drucker
kontinuierlich Lieferscheine und Rechnungen aus. Nach einer Endlagerstätte für
Mordopfer sah das nicht aus, eher wie ein florierender Gewerbebetrieb. Ein Lagerarbeiter
führte die Beamten in ein spartanisch eingerichtetes Büro, wo der Geschäftsführer ein hektisches Telefongespräch führte.
Nachdem er endlich seufzend den Hörer aufgelegt hatte, wandte er sich seinem
Besuch zu.
    »Noch
mehr Ärger?«, fragte er genervt.
    »Vielleicht,
manche behaupten, das sei unsere Spezialität«, grinste der ältere Beamte gemütlich.
    »Polizeidepartment
Genf«, der jüngere zeigte seinen Ausweis. Der Ältere beobachtete den Mann und
stellte fest, dass der zwar ein bisschen überrascht, aber keineswegs ängstlich
reagierte.
    »Wir
hätten einige Fragen.«
    »Bitte,
wenn ich helfen kann, gern.«
    »Gehört
dieses Gebäude ihrer Firma?«
    »Nein,
wir haben die Halle vor ungefähr sieben oder acht Jahren von einer Spedition
angemietet. Ich weiß im Moment den Namen nicht, aber ich kann nachsehen lassen.
Damals war ich noch nicht hier. Die Unterlagen haben wir aber im Büro.«
    »Das
ist vorerst nicht erforderlich, sollten wir die Unterlagen benötigen, melden
wir uns. Ist hier immer jemand anwesend, und haben Sie das ganze Areal gemietet
oder nur die Halle?«
    »Es
ist nur während der Geschäftszeiten Betrieb, allerdings kommen die Fahrer meist
schon um fünf Uhr früh. Ich sitze manchmal länger hier, sogar samstags. Ja, wir
haben die gesamte Fläche, samt Halle gemietet. Das Gerümpel im Keller gehört
uns nicht.«
    »Haben
Sie etwas festgestellt in letzter Zeit, waren unbefugte Personen hier, wurde
eingebrochen oder dergleichen?«
    Der
Mann überlegte kurz.
    »Nein.
Doch, eingebrochen wurde irgendwann. Vor allerdings mehr als einem Jahr,
vielleicht sogar zwei … im Keller, wie schon gesagt, nur alte Büromöbel.
Ehrlich gesagt ich war da noch niemals unten. Ein paar Clochards haben dort
manchmal geschlafen, wenigstens eine Zeit lang. Sonst ist mir nichts Ungewöhnliches
aufgefallen.«
    »Dürfen
wir uns umsehen?«
    »Aber
selbstverständlich … tagsüber ist keine Tür versperrt. Was sucht ihr denn
eigentlich?«
    »Leichen.«
    »Ach
so.«, mehr bemerkte der überraschte Mann nicht.
    An
der Kellertür war ein rostiges Schild, »Hernalser Speditionsgesellschaft
m.b.H«, angebracht. Diese Zugangstür war abgesperrt. Der Schlüssel wurde
gesucht und nach geraumer Zeit auch gefunden. Die Beamten sahen sich den Bart
genau an. Dieser Schlüssel war sicher längere Zeit nicht verwendet worden.
    Zum
Schluss stiegen sie noch in das alte Gewölbe hinunter, das nur von außen zu
betreten war. Die Beamten sahen mit einem Blick, dass in diesem Keller in der
letzten Zeit niemand gewesen sein konnte. Auf ausgedienten Möbeln lag
zentimeterhoher Staub; keine Leichen und kein Verwesungsgeruch. Nach einer
Viertelstunde waren sie überzeugt, dass sich hier nichts Ungewöhnliches
zugetragen hatte und vor allem keine Leichen zwischengelagert waren.
    »Ein
Fehlalarm, sozusagen das Ende einer Dienstfahrt.«
    Der
Lagerleiter lachte, »Böll, das Buch kenne ich!« Als er noch versicherte, dass
das Eingangstor nachts immer verschlossen wurde, riefen sie den Kommissar an
und erstatteten Bericht.
    »Es
wäre möglich gewesen, einen Versuch war es wert. Damit hat sich das erledigt.
Danke.«
    Der
Kommissar hatte ein dickes Fell, aber allmählich strapazierte dieser Fall seine
Nerven. Dazu noch der unausgesprochene Druck von oben und die ständigen
Sticheleien in der Presse, die kein gutes Haar an der Polizei ließen. Dass die
Leiche der Frau im Meer

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